Chronologie

Nur eineinhalb Monate: Wie sich Corona in Deutschland ausbreitete

Was seit der ersten Infektion in Deutschland geschah.

Die Stadt Gangelt nahe Heinsberg, wo das neue Coronavirus besonders viele Menschen befiel. | © AFP

17.03.2020 | 17.03.2020, 16:59

27./28 Januar
Im bayerischen Kreis Starnberg wird die erste Infektion bestätigt. Der Patient hat sich wohl bei einer chinesischen Mitarbeiterin seines Unternehmens Webasto angesteckt, bei der nach ihrer Rückkehr nach China das Virus festgestellt wurde. Tags darauf werden drei weitere Fälle bestätigt, ebenfalls Webasto-Mitarbeiter. Das Unternehmen schließt vorübergehend seine Zentrale.

1. Februar
Ein Bundeswehrflugzeug bringt mehr als 100 Deutsche und ihre Familien aus Wuhan nach Deutschland. Die meisten werden zur Quarantäne in eine Kaserne nach Rheinland-Pfalz, einige in eine Klinik gebracht. Zwei von ihnen tragen das Virus in sich.

13. Februar
Der erste deutsche Coronavirus-Patient aus Bayern wird gesund aus der Klinik entlassen.

25. Februar
In Baden-Württemberg gibt es den ersten nachgewiesenen Fall, ebenso in Nordrhein-Westfalen. Dort stammt der Patient aus dem später besonders betroffenen Kreis Heinsberg.

26. Februar
Der Kreis verkündet, dass Schulen und Kindergärten vorerst geschlossen bleiben. Am Abend teilt die Bundeswehr mit, dass das Virus bei einem Soldaten in Rheinland-Pfalz festgestellt wurde.

27. Februar
Im Kreis Heinsberg werden wegen mehrerer Corona-Fälle alle Fußballspiele im Amateur- und Jugendbereich abgesagt. In Hessen und Hamburg werden erste Fälle bekannt.

28. Februar
Die ITB Berlin, die weltgrößte Reisemesse, wird abgesagt.

29. Februar
Niedersachsen und Bremen melden den ersten nachgewiesenen Fall von Sars-CoV-2.

1. März
Berlin meldet den ersten infizierten Menschen.

2. März
Das Robert Koch-Institut (RKI) stuft die Risikobewertung des Coronavirus für die Gesundheit der Bevölkerung auf „mäßig" hoch. Sachsen, Thüringen und Brandenburg melden jeweils den ersten nachgewiesenen Fall.

3. März
In NRW ist die Zahl der Coronavirus-Fälle auf 101 gestiegen. Deutschlandweit liegt sie bei 188. Die Leipziger Buchmesse wird abgesagt. Im Saarland wird erstmals eine Infektion nachgewiesen, ebenso in Mecklenburg-Vorpommern.

4. März
Die weltgrößte Industrieschau, die Hannover Messe, wird von April auf Juli verschoben.

6. März
Die Lufthansa streicht ihren Flugplan wegen des Nachfrageeinbruchs weiter zusammen, nachdem sie unter anderem seit Ende Januar China nicht mehr anfliegt. Laut RKI ist die Zahl der bestätigten Infektionen in Deutschland auf mehr als 600 gestiegen und der Erreger in allen Bundesländern außer Sachsen-Anhalt nachgewiesen.

8. März
Gesundheitsminister Jens Spahn empfiehlt, Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern abzusagen. Am Nachmittag wird bekannt, dass erstmals ein Deutscher am Coronavirus gestorben ist - ein 60-Jähriger, der eine Woche zuvor nach Ägypten gereist war. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) erklärt derweil, es stehe "außer Frage, dass die Saison wie vorgesehen bis Mitte Mai zu Ende gespielt werden muss".

9. März
Der Bundestag schließt die Reichstagskuppel für Besucher. Die Zahl der nachgewiesenen Corona-Fälle steigt auf mehr als 1.000. In NRW gibt es die ersten beiden Todesfälle nach Infektionen mit dem Virus innerhalb Deutschlands: Eine 89-jährige Frau aus Essen und ein 78-jähriger Mann aus dem Kreis Heinsberg. Per Ausnahmeregelung können Arbeitnehmer sich nun auch telefonisch vom Arzt krankschreiben lassen.

10. März
Sachsen-Anhalt meldet den ersten Fall, damit sind nun alle Bundesländer betroffen. Vielerorts sollen Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Menschen abgesagt werden. Damit folgen die Bundesländer der Linie von Bundesgesundheitsminister Spahn. Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) bricht sogar die laufende Saison ab, einen Meister wird es in diesem Jahr nicht geben. Das Fußball-Länderspiel Deutschland - Italien soll dagegen weiter ausgetragen werden.

11. März
In Deutschland sind bislang mindestens 1.850 Infektionen mit dem neuen Coronavirus bekannt. Ein infizierter 73-Jähriger aus dem Kreis Heinsberg stirbt - der dritte Todesfall innerhalb Deutschlands. Kanzlerin Merkel und Jens Spahn schwören die Deutschen auf den Ernst der Lage ein, von flächendeckenden Schulschließungen ist aber noch nicht die Rede. Alle Bundesliga-Spiele des Wochenendes sollen nun doch ohne Fans ausgetragen werden.

12. März
Angela Merkel bitte die Menschen, soziale Kontakte so weit es geht einzuschränken. Sie spricht von einer "außergewöhnlichen Situation". In Krankenhäusern sollen alle planbaren Eingriffe und Operationen fürs Erste verschoben werden. Die CDU verschiebt ihren für April geplanten Parteitag, der die Nachfolge an der Parteispitze und den nächsten Kanzlerkandidaten bestimmen sollte.

13. März
Die meisten Länder entschließen sich im Laufe des Tages dafür, Schulen und Kitas ab der kommenden Woche zu schließen. In NRW werden als erstes zusätzlich bereits Besuche in Pflegeheimen weitgehend untersagt. Die DFL sagt den kommenden Spieltag nun doch komplett ab und stellt den Ligabetrieb vorerst ein. Das Länderspiel in Nürnberg wird ebenfalls abgesagt.

14. März
Berlin lässt mit sofortiger Wirkung Cubs und Kneipen schließen, Veranstaltungen mit mehr als 50 Menschen sind verboten, nicht nur die öffentlichen. Jens Spahn ruft Reiserückkehrer aus Italien, Österreich und der Schweiz au, sich freiwillig zwei Wochen in häusliche Quarantäne zu begeben, als Vorsichtsmaßnahme und auch ohne Symptome.

15. März
In Hamburg sind fortan alle Veranstaltungen verboten, egal wie groß, ob öffentlich oder privat. Tische in Gaststätten müssen mindestens eineinhalb Meter voneinander weg stehen. Die Bahn schränkt den Regionalverkehr ein. Schleswig-Holstein lässt keine Touristen mehr auf die Nord- und Ostseeinseln. An der Grenze zu Österreich, Schweiz, Luxemburg, Dänemark und Frankreich sollen verschärfte Grenzkontrollen durchgeführt werden.

16. März
In Bayern wird der Katastrophenfall ausgerufen. Freizeiteinrichtungen, Gastgewerbe, Klubs und sogar manche Geschäfte werden entweder teilweise oder ganz geschlossen. Nur die Grundversorgung mit Lebensmitteln oder Kraftstoffen soll gewährleistet bleiben. NRW untersagt ebenfalls die meisten Freizeitaktivitäten. Die Bundesregierung beschließt später weitere Einschränkungen, die die Länder umsetzen sollen und die es laut Kanzlerin Merkel "die es so in unserem Lande noch nicht gegeben hat". Gottesdienste und touristische Übernachtungen in Hotels werden untersagt. Neben Lebensmittelgeschäften geöffnet bleiben sollen unter anderem Tankstellen, Lieferdienste, Banken und Sparkassen, Postfilialen oder auch Frisörgeschäfte.

17. März
Die Landesregierung in NRW beschließt, nun doch den Besuch von Spielplätzen zu untersagen. Gaststätten sollen um 15 Uhr schließen, dem Gesundheitssektor will Ministerpräsident Armin Laschet 150 Millionen Euro Soforthilfe zur Verfügung stellen. In Berlin soll ein Corona-Klinikum für Infizierte mit rund 1.000 Betten aufgebaut werden. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner sagt, eine rationierte Abgabe bestimmter Waren sei aktuell keine Überlegung. Die Bundesagentur für Arbeit wird mit Anfragen zur Kurzarbeit überrannt. Die Fußball-EM wird auf das Jahr 2021 verschoben. Das Robert-Koch-Institut stuft die Gefahrenlage in Deutschland nun als "hoch" ein.