Berlin (rtr). Die Bundeswehr soll einem Medienbericht zufolge Deutsche aus der vom Coronavirus besonders betroffenen Region in China ausfliegen. Die Luftwaffe solle am Mittwoch oder Donnerstag in Richtung Wuhan fliegen, um rund 90 Deutsche außer Landes zu bringen, berichtete der Spiegel am Montag auf seiner Website ohne Quellenangabe.
Der Krisenstab im Auswärtigen Amt habe die Rückholaktion am Montagmorgen formal beschlossen. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, der Krisenstab habe entschieden, dass die Bundesregierung zu einer Rückholung nicht erkrankter deutscher Staatsangehöriger aus Wuhan grundsätzlich bereit sei. Bis zu einer endgültigen Entscheidung seien aber noch operative Fragen zu klären, auch mit der chinesischen Seite.
Dem Spiegel-Bericht zufolge bestand China darauf, dass die Deutschen nicht von Militärflugzeugen ausgeflogen werden: Die Regierung in Peking befürchtete, dass allein die Bilder von landenden Militärjets aus dem Ausland weitere Panik auslösen könne. Wegen des Ausbruchs des neuen Coronavirus wollen zahlreiche Länder - darunter Frankreich, Großbritannien und die USA - ihre Staatsbürger aus der am schlimmsten betroffenen Region holen.
Aus Militärkreisen erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters, es werde ein Truppentransporter vorgehalten, falls Deutsche ausgeflogen werden sollten. Der "Spiegel" berichtete, das Auswärtige Amt habe Einzelheiten des Einsatzes nicht kommentieren wollen. Bei der Bundeswehr sei nur zu erfahren gewesen, man bereite sich auf alle Eventualitäten vor.
Es folgen neue Fakten zum Virus 2019-nCoV (2019-novel Coronavirus, 2019 neuartiges Coronavirus):
Bekannte Fälle
In China wurden 2.744 Krankheitsfälle bestätigt, etwa die Hälfte davon in der Zentralprovinz Hubei, deren Hauptstadt Wuhan ist. Fälle wurden auch in Hongkong, Macau, Taiwan, Thailand und den USA sowie in Australien, Kanada, Frankreich, Japan, Malaysia, Nepal, Singapur, Südkorea und Vietnam gemeldet. Todesfälle wurden nur innerhalb Chinas bekannt.
Übertragung innerhalb der Inkubationszeit möglich
Im Gegensatz zum Virus Sars, das auch aus China stammt und durch das in den Jahren 2002/2003 weltweit etwa 800 Menschen starben, kann das neue Virus nach Angaben chinesischer Behörden schon während der Inkubationszeit übertragen werden. Es verbreite sich relativ schnell und tretet nun "in eine schwierigere und kompliziertere Phase ein", hieß es zudem. Die Behörden hätten nur begrenzte Kenntnisse über den Erreger und seien sich nicht sicher, welche Risiken von seinen Mutationen ausgingen.
Symptome vielfältig
Die Erkrankung geht mit einer Vielzahl von Symptomen einher, darunter Fieber, Husten und Atembeschwerden. Schwere Fälle können unter anderem Lungenentzündung und Nierenversagen verursachen und zum Tod führen. Viele der Verstorbenen hatten Vorerkrankungen oder waren ältere Menschen, die üblicherweise keine starken körpereigenen Abwehrkräfte mehr haben.
Gegenmaßnahmen
Gegenwärtig gibt es keinen Impfstoff. Chinesische Behörden haben ihre Überwachung und Hygiene-Vorkehrungen im Vorfeld des chinesischen Neujahresfestes erhöht und öffentliche Feiern abgesagt. In vielen Städten Chinas ist die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Wuhan ist praktisch abgeriegelt. In der Metropole mit elf Millionen Einwohnern wurde am Montag auch der Visa- und Ausweisdienst ausgesetzt. Die Regierung stellt im Kampf gegen die Ausbreitung knapp acht Milliarden Euro bereit. Auf Flughäfen in Japan, Thailand, Singapur, Südkorea und anderen asiatischen Ländern sowie in den USA werden Passagiere aus Wuhan verstärkt kontrolliert. Die WHO verschickte weltweit Vorsorge- und Kontroll-Richtlinien an Krankenhäuser.
Übertragung
Es wird angenommen, dass das Virus Ende 2019 auf einem Markt in Wuhan auf den Menschen übersprang, auf dem Wildtiere illegal verkauft wurden. Chinesische Forscher gehen davon aus, dass Besucher dort möglicherweise von Schlangen infiziert wurden, die wiederum von Fledermäusen angesteckt wurden. Auch Dachse und Ratten werden als mögliche Überträger vermutet. Wie andere Coronaviren wird auch das neue Virus von Mensch zu Mensch per Tröpfchen-Infektion übertragen, also etwa durch Husten oder Niesen. Es kann sich aber auch etwa über Türgriffe oder Geländer verbreiten, wenn diese nicht desinfiziert sind. Wie die Viren, die etwa auch Sars auslösten, hat das neue Virus Ribonukleinsäure (RNS oder auch RNA) als genetisches Material und nicht Desoxyribonukleinsäure (DNS oder DNA). Somit kann es sich mit der DNS seines Wirts mischen und rasch mutieren.
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