Firma insolvent

Keime in der Wurst: Warnung vor Produkten der Firma Wilke

Zwei Todesfälle in Südhessen stehen sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit Wilke-Produkten. Diese wurden offenbar auch unter anderem Namen verkauft.

In Schieflage: Der Fleischhersteller Wilke Wurstwaren hat nach zwei Todesfällen durch Listerien vorläufige Insolvenz beantragt. | © picture alliance/dpa

04.10.2019 | 04.10.2019, 20:52

Bielefeld. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit warnt vor dem Verzehr bestimmter Wurstprodukte der Firma Wilke. Grund für die Warnung sei, dass es einen "möglichen Zusammenhang von Produkten der Firma Wilke mit einem lebensmittelbedingten Krankheitsausbruch" gibt, teilte das Bundesamt über das Portal www.lebensmittelwarnung.de mit. Produkte aus dieser Firma wurden offenbar auch unter anderem Namen verkauft.

Die betroffene Produktion der Firma hat das Identitätskennzeichen DE EV 203 EG. Die Wurstwaren seien auch in loser Form via Wursttheken verkauft worden, hieß es. Die Warnung wurde für 15 Bundesländer ausgesprochen, nur für Mecklenburg-Vorpommern besteht demnach derzeit keine Warnung. Die Firma Wilke stellte einen Insolvenzantrag.

Todesfälle in Südhessen

Betroffen seien alle Produkte des in Twistetal-Berndorf im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg ansässigen Fleisch- und Wurstherstellers. In mehreren Fällen seien in Wurstprodukten Listerien nachgewiesen worden. Listerien sind Bakterien, die zu Durchfall und Fieber führen können. Für Neugeborene und alte Menschen sowie Menschen mit einem geschwächten Immunsystem können sie lebensgefährlich sein.

Zwei Todesfälle in Südhessen stünden nach Angaben eines Sprechers des Landkreises Waldeck-Frankenberg laut Gutachten mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,6 Prozent im Zusammenhang mit Wilke-Produkten. Produkte der "Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH" sind nach Behördenangaben auch aus dem Kreis Viersen zurückgerufen worden. Die belieferten Unternehmen seien kontaktiert worden, teilte der niederrheinische Kreis mit. Der Rückruf der Wurstprodukte sei „aktiv überwacht" worden.

Metro reagiert mit Rückruf auch für Salami-Eigenmarken

Die Waren des Wurstherstellers sind auch unter anderen Namen angeboten worden. Der Lebensmittelkonzern Metro reagierte mit einem eigenen Rückruf aller Produkte der Firma Wilke. In den Großmärkten von Metro und Metro Gastro ist Wilke-Wurst demnach auch unter den Eigenmarken "aro" und "Metro Chef" (jeweils als Peperonisalami und Pizzasalami) verkauft worden.

Die Behörden erklärten, die betroffenen Waren seien durch ein Identitätszeichen auf der Verpackung eindeutig zu erkennen. „Waren der Firma Wilke wurden aber auch in loser Form über Wursttheken und Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung, zum Beispiel Krankenhausküchen und Kantinen, in den Verkehr gebracht." Es gebe zudem 37 weitere Krankheitsfälle, die möglicherweise mit den Wurstwaren der Firma im Zusammenhang stünden. Die Behörden haben die Produktion des Wurstherstellers in Nordhessen vorläufig geschlossen.

"Die Menschen werden im Stich gelassen"

Woher die Keime kamen, ist unklar.  Man warte auf den Bericht der Arbeitsgruppe, die den Betrieb untersucht habe, hieß es vom Kreis Waldeck.  Laut Robert-Koch-Institut schwankt die Zahl der Infektionen mit Listerien - der Listeriose - bundesweit zwischen 300 und 600 Fällen pro Jahr. Im Durchschnitt endeten sieben Prozent tödlich. „Die Listeriose gehört damit zu den meldepflichtigen Erkrankungen mit der höchsten Letalität", so das RKI.

Die Organisation Foodwatch übte scharfe Kritik an der Informationspolitik in dem Fall, so wie sie durch das betreffende Unternehmen als auch durch die Behörden wahrgenommen worden sei. Es sei inakzeptabel, dass noch immer keinerlei Angaben zu den Verkaufsstellen der zurückgerufenen Produkte gemacht wurden. Auch gebe es bislang keine Liste der betroffenen Produkte.

"Die Behörden müssen alles dafür tun, um die Menschen rechtzeitig vor dem Verzehr potenziell gefährlicher Lebensmittel zu warnen - genau das haben der Landkreis und das Unternehmen versäumt. Die Menschen werden im Stich gelassen. Auch wenn es um Salami geht, eine Salami-Taktik bei der öffentlichen Information ist hier völlig fehl am Platz", bemängelte Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker in einer Erklärung.

Das Unternehmen Wilke muss Insolvenz anmelden

Das Veterinäramt des zuständigen Kreises Waldeck-Frankenberg ist nach Auffassung der Verbraucherorganisation eklatant unterbesetzt. Im Jahr 2018 kamen nach Angaben des Landkreises gegenüber Foodwatch gerade einmal 3,15 Stellen für Lebensmittelkontrolleure auf annähernd 3.000 zu kontrollierende Betriebe. Der Landkreis habe nur etwa die Hälfte der vorgeschriebenen Betriebskontrollen durchgeführt und damit "massiv" gegen die Vorgaben verstoßen, kritisierte Rücker.

Das Amtsgericht Korbach bestätigte am Freitag durch seinen Sprecher, dass das Unternehmen Wilke dort die Eröffnung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens beantragt habe. In einem solchen Verfahren werde geprüft, ob die Voraussetzungen zur Durchführung eines Insolvenzverfahrens vorliegen.