Heftige Kritik im Netz

Annegret Kramp-Karrenbauer spottet im Karneval über das dritte Geschlecht

Die CDU-Vorsitzende bezeichnet intersexuelle Menschen als "Männer, die noch nicht wissen, ob sie beim Pinkeln stehen dürfen oder schon sitzen müssen". Im Netz sorgt die Aussage für heftige Kritik.

Annegret Kramp-Karrenbauer steht für einen diskriminierenden Witz beim Karneval in der Kritik. | © Patrick Seeger/dpa

Matthias Schwarzer
03.03.2019 | 04.03.2019, 06:35

Konstanz. Erst kürzlich war Annegret Kramp-Karrenbauer Diskussionsthema im Karneval. Da allerdings als Witze-Opfer von Bernd Stelter. Der Comedian hatte sich in einer Sitzung über ihren Doppelnamen lustig gemacht - eine Frau stürmte daraufhin empört die Bühne.

Jetzt steht die neue CDU-Vorsitzende selbst in der Kritik. Beim "Stockacher Narrengericht" im Landkreis Konstanz witzelte die Politikerin abwertend über Unisex-Toiletten und intergeschlechtliche Menschen.

"Guckt euch doch mal die Männer von heute an", so Kramp-Karrenbauer auf der Bühne. "Wer war denn von euch vor kurzem mal in Berlin, da seht ihr doch die Latte-Macchiato-Fraktion, die die Toiletten für das dritte Geschlecht einführen." Die Politikerin weiter: "Das ist für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder schon sitzen müssen. Dafür – dazwischen – ist diese Toilette." Der Saal johlt und applaudiert.

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"Widerliche Person"

Im Netz jedoch kommt der Spruch gar nicht gut an. In den sozialen Netzwerken hagelt es Kritik. "Was für eine widerliche Person. Gott schütze dieses Land!", schreibt Johannes Kram auf Facebook, der in seinem Nollendorfblog über LGBT-Themen schreibt.

Auch der Bielefelder Zeichner Ralph Ruthe meldet sich bei Twitter zu Wort: "Hallo @akk - dürfte ich Sie höflich bitten, nicht so eine Scheiße zu labern? Danke." Der Kabarettist Florian Schröder merkt an: "Wer 2019 Unisex-Toiletten-Gags macht, hat die Kontrolle über seine Witze verloren."

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Was ist Intersexualität?

Intersexuelle Menschen dürften die Witze von Kramp-Karrenbauer auch nicht sonderlich lustig finden. Intersexualität ist nämlich keineswegs einen Berliner Hipster-Trend - sondern die biologische Besonderheiten bei der Geschlechtsdifferenzierung. Intersexuelle Körper weisen Merkmale vom weiblichen und vom männlichen Geschlecht auf. In Deutschland leben etwa 100.000 intergeschlechtliche Menschen.

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Vielerorts werden werden inzwischen Unisex-Toiletten eingerichtet, da nach Ansicht vieler Verbände und Politiker die reine Aufteilung in Damen- und Herren-WCs nicht der Vielfalt der Geschlechter entspricht. Zuletzt gab es auch in OWL Diskussionen um sogenannte "All-Genter-Toiletten", zum Beispiel an der Uni Bielefeld.

Nicht der erste Fall dieser Art

Dass Annegret Kramp-Karrenbauer wegen diskriminierender Aussagen in der Kritik steht, ist nicht das erste Mal. Bereits im Jahr 2015 hatte die 56-jährige in einem Zeitungsinterview vor der Ehe für alle gewarnt und sie indirekt mit Inzucht und Polygamie verglichen. "Wir haben in der Bundesrepublik bisher eine klare Definition der Ehe als Gemeinschaft von Mann und Frau", sagte Kramp-Karrenbauer.

„Wenn wir diese Definition öffnen in eine auf Dauer angelegte Verantwortungspartnerschaft zweier erwachsener Menschen, sind andere Forderungen nicht auszuschließen: etwa eine Heirat unter engen Verwandten oder von mehr als zwei Menschen. Wollen wir das wirklich?"

In der ZDF-Talkshow von Maybritt Illner wiederholte Kramp-Karrenbauer ihre ablehnende Haltung im November erneut - und stieß damit auch auf Kritik von Juso-Chefs Kevin Kühnert. Der 29-Jährige sagte, er sei darüber "als schwuler Mann fassungslos".

In ihrem 30-minütigen Auftritt beim Karneval, der auch im SWR ausgestrahlt wurde, machte sich Kramp-Karrenbauer übrigens auch über die europäische Antidiskriminierungsrichtlinie und "Gender-Gesetzgebungen" lustig. Angesichts der Besetzung des Narrengerichts fragte sie, ob darin "bemitleidenswerte Minderheiten" vertreten wären.