
Unser erster Gedanke beim ersten Start des Spiels: Sieht aus wie letztes Mal, nur in pink. Stimmt natürlich nicht, denn Fifa hat mal wieder die Detailfeile angelegt bekommen. Ob das dem Spiel hilft, welche Spielertypen davon profitieren und ob die Champions League schon Kaufargument genug ist, lest ihr in unserem Schnell-Test:
Was hat sich spielerisch verändert?
Fußball bleibt Fußball. Soll heißen: EA Sports bessert wieder eher im Kleinen nach. Manche Änderungen bemerkt man schneller als andere. Neben neuen Animationen beim Grätschen oder Schießen verhält sich insbesondere die Defensive jetzt schlauer, antizipiert Pässe schneller, so dass es häufiger zu Ballbesitzwechseln kommt. Das erhöht das Spieltempo der ohnehin schnellen Fifa-Reihe noch einmal - auch wenn das Casual Gamern vielleicht nicht so auffällt. Den manchmal unerklärlich patzenden Torhütern könnte EA allerdings endlich mal ein KI-Update spendieren.
Auch im Angriffsspiel gibt es Neuerungen. Die Sichtbarste ist eine neue Schusstechnik. Nach dem Aufladen drücken wir im richtigen Moment noch einmal die Schusstaste. Passt das Timing, geht der Ball in der Regel sicher rein. Wenn nicht, fliegen auch mal "Hundertprozentige" am Kasten vorbei. Wer auf das optionale Gimmick keine Lust hat, kann es auch deaktivieren.
Und dann ist da natürlich die Champions League (und Europa League), deren Rechte nach zehn Jahren Pro-Evo-Exil wieder bei EA liegen. Und die Atmosphäre ist schon eine andere, wenn man zur Hymne einläuft, ein knallvolles Stadion im Rücken hat und den Erzrivalen in letzter Minute aus dem Turnier kegelt. Das verliert auf lange Zeit natürlich etwas an Reiz. Die meisten Spieler werden sich dennoch freuen, dass der Modus wieder mit an Bord ist.
Wirklich spürbar sind die Änderungen am Anstoß-Modus. Darin können wir jetzt nämlich schnelle Partien viel genauer unserem Willen beugen. Keine Regeln, Karten oder Schiedsrichterpfiffe? Alles möglich. Und weil Survival gerade so schön angesagt ist, hat auch Fifa neuerdings einen solchen Modus. Wer darin ein Tor schießt, wird eines Spielers beraubt, damit der Vorteil ausgeglichen wird. So wird aus Fifa 19 fast ein bisschen Party-Spiel, was aber ohne ausreichend lustige (oder schmal befähigte) Mitspieler auch recht schnell langweilig wird.
Was hat uns genervt?
Dass EA uns ganz klar zeigt, dass es für manche Teile seines Spiels mehr übrig hat (und Entwicklungszeit investiert) als für andere. Wir sprechen dabei vor allem über die Modi, die zwar alle um die Champions League erweitert sind, dennoch Neuerungen vermissen lassen. Der Trainermodus und auch Pro Clubs sind im Grunde auf Stand des Vorjahres. "The Journey" lässt sich nun mit drei Charakteren bestreiten, aber mal ehrlich, mehr als ein leidlich unterhaltsames Tutorial für die Einzelspielerperspektive war der Modus noch nie.
Ultimate Team hingegen, der durch Echtgeldshop für EA lukrativste Modus, wird kontinuierlich ausgebaut. Das mag man aus wirtschaftlicher Sicht nachvollziehen können. Dass manche Spieler sich Erfolg praktisch kaufen können, stößt uns aber immer noch so sauer auf wie im Vorjahr bei Fifa 18 und bei EAs Echtgeld-Desaster namens Battlefront 2. Immerhin: Alle Nicht-Bezahler sind locker bis zum nächsten Fifa beschäftigt.
Für wen lohnt sich das Spiel also?
Die ehrliche Antwort: Für Serienfans. Also alles wie im Vorjahr? Nicht ganz. Denn man muss EA zugute halten, dass sie sich um ihr Spiel bemühen. Klar, Fußballsimulationen sind zum großen Teil eine Glaubensfrage. Wer immer Fifa kauft, wird auch dieses Mal wieder zuschlagen. Doch die Entwickler basteln akribisch an ihrem Spiel und verändern es zumindest so, dass sich das Spielgefühl nicht jedes Mal vollkommen gleicht.
Dafür gibt es durchaus auch Kritik. Mancher Spieler berichtet von dem Eindruck, dass das Spiel manchmal ein Eigenleben zu entwickeln scheint und sich Partien merkwürdig fremdgesteuert anfühlen, um das Maximum an Dramatik herauszuquetschen. EA hat bereits beim "Fußball-Manager" mit dem sogenannten Momentum experimentiert. Wie viel Einfluss es wirklich hat - oder ob überhaupt - ist aber schwer zu beurteilen.
Doch soviel steht fest: Außer der Champions League gibt es kaum sichtbare Neuerungen, die Neukäufer oder Pro-Evo-Jünger überzeugen könnten. Neuer Lack für alte Töppen macht eben auch weiterhin keinen Freizeit-Kicker zu CR7. Egal, wie viel Pink drauf ist.