Bielefelds Verkehr unter die Erde: Empfehlung eines Start-up-Visionärs

Bielefeld. Ein Traumtänzer ist der Start-up-Unternehmer Rolf Olaf Meyer ganz bestimmt nicht. Und doch erlaubt er sich am Ende des fünften NW-Sommergesprächs eine Vision. &bdquo;Warum bringen wir den Bielefelder Verkehr, über den so viel debattiert wird, nicht einfach unter die Erde?“ Das könnte doch eine Lösung für diese Stadt sein, betont der 60-Jährige und verweist darauf, dass immer mehr Städte im In- und Ausland Überlegungen in dieser Hinsicht anstellten und in Teilprojekten bereits auch realisieren würden. Für Meyer würde die Stadt damit das große Thema Staus in der Stadt lösen und seine grünen Lungen, die der Unternehmer so an dieser Stadt schätzt, noch weiter ausbauen können. &bdquo;Das wiederum wäre gut fürs Klima, aber auch für mehr Ruhe in der Stadt. Was wiederum den Bürgerinnen und Bürgern guttun würde“, wie er betont. Lesen Sie auch: NW-Sommergespräche (1): Bielefeld besser machen: Bürger fordert Tempo 30 auf Ausfallstraßen und mehr Wasser Verkehre in Bielefeld nicht gegeneinander ausspielen Zudem sollte die Stadt große unterirdische Parkhäuser vor der Stadt schaffen und an ein ausgebautes ÖPNV-Netz andocken, &bdquo;sodass es ausreichend Alternativen zum Individualverkehr gibt, um in die Stadt zu kommen“. &bdquo;Vor allem sollten wir aber aufhören, aus ideologischen Gründen in dieser Stadt die verschiedenen Verkehre gegeneinander auszuspielen“, sagt Meyer. &bdquo;Sie sind alle da, wir brauchen sie alle, sie müssen nur viel besser aufeinander abgestimmt werden“, so Meyer weiter. &bdquo;Daher sollte die Stadt endlich vor allem eines tun und ein integriertes Verkehrskonzept schaffen und nicht zwölf verschiedene“, formuliert Meyer einen Anspruch in Richtung Ratspolitik und Verwaltung. Letzterer wollte Meyer gerne selber vorstehen – als Oberbürgermeister. Hatte er doch im vergangenen Jahr seine Kandidatur als parteiloser Einzelkandidat für dieses Amt bei dieser Kommunalwahl angekündigt und auch die notwendigen Unterschriften für seine Kandidatur gesammelt. &bdquo;Aber aus beruflichen Gründen musste ich dann leider Abstand davon nehmen“, erinnert er an seine Entscheidung von vor ein paar Wochen, aus dem Rennen, um das oberste Amt in Bielefeld auszusteigen. Lesen Sie auch: NW-Sommergespräche (2): Kulturboom in Bielefeld: Musiker hat eine positive Vision So bewertet Meyer das Potenzial Bielefelds Doch Bielefeld und die Politik für die Stadt liegen ihm weiter am Herzen, wie er im Sommergespräch betont. Und auf die zentrale Frage des Gesprächs, ob Bielefeld der Abstieg drohe, hat der gebürtige Aachener auch eine klare Antwort: &bdquo;Nein!“ Er gebe der Stadt derzeit eine Zwei minus und die deutliche Empfehlung &bdquo;nicht immer alles schlecht zu reden. Wir sollten viel mehr das Gute sehen und daraus Energie ziehen, um Bielefelds Zukunftsmuskel zu stärken.“ Und warum vergibt er diese Schulnote? &bdquo;Weil ich den Eindruck habe, dass die Stadtgesellschaft hier immer noch sehr gut intakt ist, vor allem wenn ich mir vergleichend andere Städte im In- und Ausland anschaue.“ Deshalb sollten wir auch beim Thema Sicherheit nicht in Panik verfallen. &bdquo;Ich fühle mich in dieser Stadt immer noch sicher“, betont Meyer, der acht Jahre lang in den USA gelebt hat. &bdquo;Und ich fühle mich sogar sicherer als vor einem Jahr“, fügt er noch an. Er habe den Eindruck, dass die neue Polizeipräsidentin einen guten Job mache und die im vergangenen Jahr geschaffene Soko-Innenstadt ihre Wirkung zeige. Auch beim Thema mangelnde Sauberkeit in der Stadt mahnt Meyer zur Gelassenheit. &bdquo;Für eine Großstadt ist sie vergleichsweise sauber.“ Lesen Sie auch: NW-Sommergespräche (3): Bielefelder Ex-Unternehmer: &bdquo;Brauchen mehr Stadtbahnen und weniger Stadtbezirke“ Das würde Meyer in Bielefeld gerne verbessern Eine Anregung hat er aber in Richtung optische Anmutung der Stadt. &bdquo;Ich finde, dass die Fassaden vor allem in der Innenstadt insgesamt zu dreckig-weiß bis grau anmuten“, sagt Meyer und regt an, dass die Hauseigentümer auf deutlich hellere Farben setzen. &bdquo;Dann strahlt die City gleich eine ganz andere Atmosphäre aus.“ Seine Note zwei für Bielefeld begründet er aber auch mit der starken Wirtschaft, vor allem den starken mittelständischen Unternehmen, die für den Wohlstand und so viele Arbeitsplätze in der Stadt sorgen. &bdquo;Und dass, obwohl die Politik in Bielefeld es ihr nicht gerade leicht macht“, formuliert Meyer seine Kritik. Er bemängelt die seit Jahren fehlenden Gewerbeflächen und Grundstücken in Bielefeld. &bdquo;Da muss der Stadtrat dringend etwas dran tun, sonst droht ja womöglich die Abwanderung von Unternehmen, die wir so sehr brauchen.“ Lesen Sie auch: Die Kommunalpolitik kostet die Bielefelder Millionen Das kritisiert Meyer an der Parteipolitik in Bielefeld Das Minus hinter der zwei vergibt er dann vor allem in Richtung Kommunalpolitik. &bdquo;Die Parteien betreiben Politik durch die Bank weg zu sehr durch ihre jeweils ideologisch gefärbte Brille“, wirft er den Ratsdamen und -herren vor. &bdquo;Es muss stattdessen der Slogan gelten: Erst die Bürgerinnen und Bürger, dann die Stadt, dann die Partei“, sagt er mit Nachdruck. Die Parteien müssten doch langsam mal verstehen, dass auch die anderen Vereinigungen gute Ideen haben zum Wohl der Menschen in Bielefeld und nicht immer nur die jeweils eigene Partei. &bdquo;Weil das Verständnis dafür hier so wenig ausgeprägt sei, vergebe er vor allem das Minus“, betont der leidenschaftliche Golfer und Naturliebhaber, der einst in den USA Marketing und Management studiert und in den vergangenen 20 Jahren in verschiedenen verantwortungsvollen Positionen wie Geschäftsführer, kaufmännischer Leiter und Projektmanager in Branchen wie Nahrungsmittel, Kosmetik, Mode, Kunststoff, Finanzen, Consulting, Einzelhandel und Maschinenbau im In- und Ausland beruflich aktiv war. Lesen Sie auch: NW-Sommergespräche (4): Scharfe Kritik an Bielefelder Stadtfest: &bdquo;Leineweber ist zur Dorf-Kirmes verkommen“ Politik sollte sich Arminia Bielefeld zum Vorbild nehmen Durch dieses Gegeneinander der Parteien werde viel zu viel Energie verschwendet, die aber dringend gebraucht werde, um an der Zukunft Bielefelds zu arbeiten. Vielleicht sollte sich die Politik ein Beispiel an der Arminia nehmen. &bdquo;Die vergangene Saison hat doch gezeigt, wie weit man mit Team- und Kampfgeist kommen kann. Davon können wir lernen“, ist sich Meyer sicher. Lesen Sie auch: Neue Studie: Warum Nachhaltigkeit zur Chefsache in Bielefeld und OWL wird Und wenn er die Chance hätte, ein Thema sofort umzusetzen? &bdquo;Dann würde ich ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept für Bielefeld auflegen und dafür sorgen, dass die Stadt an das ganz schnelle Internet des Frankfurter Rechenzentrums ,FRA-01’ angedockt wird, damit würden wir jede Menge moderne Unternehmen anziehen und richtig was für die Zukunft der Bürgerinnen und Bürger tun.“ Lesen Sie auch: Mein Ortscheck OWL: Alle Ergebnisse im Überblick

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