Auch TV-Crew war schon zu Gast: Warburger versorgt sich mit Garten selbst

Warburg-Herlinghausen. Sie leben in Zürich: Corina und Markus. Jetzt haben sie abseits des Berufs vier Wochen Zeit. &bdquo;Zeit, um Deutschland kennenzulernen“, sagt Markus. &bdquo;Zeit, um zu lernen“, sagt Corina und blickt sich im Waldgarten von Torben Sauerland in Herlinghausen um. Am Montag sind sie angekommen, jetzt haben sie den Freischneider in der Hand. Der Garten sei ein ganz besonderer, sagt die junge Schweizerin. Sie geht in die Knie, schaut nach den frischen Trieben im Grün vor ihren Schuhspitzen. Der Permagarten sei Teil der weltweiten WWOOF-Bewegung, die Bauernhöfe mit Besucherinnen und Besuchern verbinde, Wissen und Erfahrungen weitergebe, sagt Markus. &bdquo;World Wide Opportunities on Organic Farms“: Wer mitmache, nehme am Alltag der Gastgebenden teil und lerne etwas über ökologische und solidarische Landwirtschaft, ergänzt seine Partnerin. Über die Plattform im Internet fanden sie den Weg ans Ende der Siedlung oberhalb der 400-Seelen-Gemeinde. Und sie hoffen, einiges für sich mitzunehmen, das dabei helfe &bdquo;die Lebensgrundlage der Menschheit zu erhalten“. Diesem Gedanken fühlt sich Torben Sauerland, der ehemalige IT-Projektmanager, aus dem Dorf an der Grenze zu Nordhessen verpflichtet. Nach einem Finnland-Urlaub mit dem Rad reifte auf der Fähre die Erkenntnis. Ein Aha-Moment. Er habe etwas Sinnvolles tun wollen, sagt er. Und machte sich schlau, las alles, was ihn weiterbringen konnte, und kam auf die Ernährung. Sauerland entdeckte die Permakultur und beschloss, einen Waldgarten anzulegen. &bdquo;Mit dem Ziel, ein essbares Ökosystem aufzubauen“, fasst er zusammen. Das ihm, ohne auf einjährige Monokulturen angewiesen zu sein, genügend Nahrung bereitstelle. Lesen Sie auch: Jasper de Wit wollte die Welt verbessern und hat seine Berufung gefunden Warburger Garten hat mehrere Tausende Quadratmeter Fläche &bdquo;Möglichst vollständig, mit möglichst wenig Aufwand an Arbeit und Energie.“ Vor fünf Jahren stieg Sauerland aus dem Job aus und griff zum Spaten. Zunächst auf einem 2.000 Quadratmeter großen Grundstück, das er im Anschluss an die Häuserreihe am Oberholz unterhalb des Waldrandes erwarb. 2023 kamen weitere 8.000 Quadratmeter hinzu. Sauerland pachtete den benachbarten Acker. Ein Dutzend Freunde und Bekannte packen mit an. Die Eltern Michael und Angela sind dabei. Eine langfristig stabile und erhaltungsfähige Agrikultur sei zugleich auch ein Lebens- und Gesellschaftsmodell, betont Sauerland die Philosophie, die hinter seiner gärtnerischen Kunst steckt. Das Land so zu nutzen, dass Natur, Umwelt und Klima &bdquo;am Leben bleiben“. Und die Reduktion auf Grundbedürfnisse, die sich lokal erfüllen lassen. In Warburg müsse niemand hungern, Warburg habe gute Böden, sagt er. &bdquo;Weniger für Geld zu arbeiten“, wünscht er sich einen Wandel in der Gesellschaft. Zum Lebensunterhalt habe früher so mancher Hausgarten beigetragen, den man &bdquo;so nebenbei“ gemacht habe. Dogmatisch ist er nicht. Niemand lasse sich zu seinem Glück zwingen, weiß Sauerland. Garten füllt dem Warburger fast den kompletten Ernährungsplan Der 34-Jährige folgt einem Plan, der die Bestandteile einer gesunden Ernährung auflistet. Danach sucht er die Pflanzen aus. Beeren, Obst, Gemüse, Wildkräuter, ein Hausgarten mit Ackerbohnen, Zwiebeln, Kartoffeln, Kürbis. Eier liefern die Hühner und die Gänse, die auf dem Gelände mit ihrem Geschnatter auch ein wenig aufpassen. Das Gefieder helfe zudem bei der Schädlings- und Unkrautregulierung, sagt Sauerland. Vegetarier sei er nicht, sagt er und blickt auf den Kaninchenstall. Daneben stehen die Bienenstöcke. Noch mehr besondere Gartenprojekte: Projekt &bdquo;Natur im Garten“ zur LGS: Urlaub hinterm Hoftor Noch bezieht er Fleisch und Milch vom befreundeten Landwirt, Ziegen könnten in Zukunft diese Rolle einnehmen. Johannis- und Stachelbeeren, Himbeeren und die dornlose Brombeere hat er ebenso wie Holunderbüsche und Weinstöcke, die am knorrigen Holz emporranken, gepflanzt. Und lässt sie in Ruhe. &bdquo;Pflanzen und abwarten“, so das Rezept. Viele regionale Obstsorten wachsen in dem Garten Haselnüsse, Walnüsse, Esskastanien, heimische Obstsorten wie die Reneklode, eine grüngelbe Edelpflaume, finden sich in seinem Garten. Aber auch die &bdquo;Japan Gold“. Eine frühe Sorte. &bdquo;Die Maibeere ist jetzt reif“, sagt er und streift auf strohigen Wegen durch schulterhohes Grün. Die Ölweide blühe im Dezember, im April werde geerntet. &bdquo;Vitaminspritzen im Frühling“, sagt Sauerland. Mineralstoffe und Vitamine liefert auch der Szchuan-Pfeffer, ein fruchtig-scharfer Exot, der im Winter mit minus 40 Grad klarkomme und im Sommer mit der Trockenheit. Ein paar Stunden in der Woche arbeitet der ehemalige, nach seinem wissenschaftlichen Engagement an der Uni Paderborn selbstständige ITler auf dem Körbecker Biohof Jacobi im Büro, hilft beim Saatguthandel. Sein Start-up-Unternehmen hat er seinem Partner übergeben. Das Projektmanagement hatte den Wirtschaftsinformatiker bis nach Peking gebracht, für ein halbes Jahr. In München war er eine längere Zeit, Dienstreisen führten ihn durch ganz Europa. Jetzt zeigt er auf die Stelle, wo der grüne Spargel wuchs. &bdquo;Erstmals geerntet“, freut er sich. Ein paar Stangen nur, immerhin. Sauerland kümmert sich um die Kreisläufe in seinem Naturgarten, fliegen mag er nicht mehr. Lesen Sie auch: Garten und Grundstück kindersicher gestalten Ein Fernsehteam war auch schon zu Gast &bdquo;Garten und lecker“: Im vergangenen Oktober rückte ein Drehteam an. &bdquo;Mit 20 Leuten“, sagt Sauerland. Und blieb für eine Woche, begleitete ihn und seine Crew, die Eltern, Schwester, Schwager und Freunde im Garten. Kurz zuvor war das Lehmhaus auf dem Gelände fertig geworden. Ein Wohnhaus von 15 Quadratmeter, gebaut nach den Prinzipien der Parmakultur. Noch mehr Fernsehauftritte: Nach RTL-Show “DSDS”: Sängerin aus dem Kreis Höxter ist beliebte Traurednerin Fenster und Dachüberstand nach Süden: So knalle sommertags die Sonne nicht ins Innere, die tieferstehende Sonne bringe im Winter aber das Licht, nennt er beispielhaft ein Detail. &bdquo;Und der Lehm ist eine thermische Masse“, sagt er. Eine kleine Kochstelle, ein Holzofen, darüber Trocknungsgestelle für Kräuter, Nüsse, Obst. Das Regenwasser wird gesammelt. Ein Etagenbett lädt zum Ausruhen ein. Efeu-Blätter nutzt er als Waschmittel. Spannend sei nicht nur der Garten, sondern auch die Lebensumstellung. Befreit von Stress und der Jagd nach dem dicken Konto brauche er heute nicht mehr, um zufrieden zu sein, sagt der Gärtner. Große Nachfrage nach TV-Auftritt Die &bdquo;Garten und lecker“-Folge im Fernsehen, die am Anfang der Woche im &bdquo;WDR“ ausgestrahlt wurde und noch bis Juli in der Mediathek des Kölner Senders zu sehen ist, habe das Interesse mindestens verdreifacht, sagt Sauerland. Und macht es an den Zugriffszahlen seiner Homepage &bdquo;derwaldgarten.de“ fest. Im Internet erklärt er sein Projekt Schritt für Schritt, heißt auf dem Hektar des Permagartens jeden und jede willkommen, der, die sich interessiert, bietet Schulklassen und Seminarteilnehmenden die Gelegenheit. Das Garten-Projekt sei auch eine Vision, sagt er und möchte sie teilen. Mehr zum Thema: Platzprobleme? Pflanztipps für kleine Gärten &bdquo;Das Leben ist schön“, dabei setzt er sich auf den schlichten Stuhl vor das Haus. Die Sonne scheint. Corina und Markus überlegen, ob sie gleich den ganzen Urlaubsmonat im Herlinghauser Waldgarten verbringen. Auch Sauerland denkt an Urlaub. &bdquo;Mit Fahrrad und Campingkocher“, sagt er. Skandinavien, Marokko, Südosteuropa, da war er schon unterwegs. Mittlerweile aber mehr in Deutschland. &bdquo;Urlaub ab der Haustür“ findet er entspannter.

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