Second-Hand-Trend: Wo man in Bünde echte Schätzchen findet

Bünde. Kerstin Elbracht nimmt die Beine in die Hand - allerdings nicht ihre eigenen. &bdquo;Das ist auch für uns nicht so alltäglich“, sagt die Filialleiterin der Recyclingbörse und klopft lachend auf eine von zwei Schaufensterpuppen, die vor ihr in einem Einkaufswagen liegen. &bdquo;Die hat hier gerade eine ältere Dame abgegeben - hatte sie wohl als Deko in ihrem Haus stehen.“ Kurioses dieses und ähnlicher Art gibt’s in der Recyclingbörse Bünde häufiger - mittlerweile schon seit 30 Jahren. Und Kerstin Elbracht ist schon lange dabei. Bei der Recyclingbörse sei sie schon seit 2005, erzählt die Malermeisterin, damals zunächst als Bauleitung für die Herforder Filiale an der Heidestraße. Nach einigen Stationen in verschiedenen weiteren Filialen im Kreisgebiet (und darüber hinaus) landete sie 2012 in Bünde, seinerzeit noch an der Wasserbreite. 2017 erfolgte der Umzug an die Franz-Werfel-Straße. Eine gute Sache, wie die 61-Jährige findet: &bdquo;Seit dem Umzug hierher haben wir deutlich mehr Publikumsverkehr“, sagt sie. Und wie kommt das? Elbracht überlegt. &bdquo;Ich habe immer wieder gehört, dass das wuchtige und dunkle Gebäude an der Wasserbreite die Leute damals ein wenig abgeschreckt hat“, sagt sie dann. Besagtes Gebäude sei auch alles andere als barrierefrei gewesen. &bdquo;Hier findet jetzt alles auf einer Etage statt, alles ist ebenerdig und hell“, sagt sie und zeigt in das weite Rund. Derzeit viel Osterdeko Es ist Donnerstagvormittag, und der Laden ist recht gut besucht. Frauen unterschiedlichen Alters schlendern zwischen Kleiderständern und Haushaltsartikeln, andere sind auf der Suche nach Osterdekoration - und haben hier zurzeit eine sehr große Auswahl zur Verfügung. Ein paar Männer interessieren sich an diesem Tag mehr für Bettgestelle und Schrankwände, wieder andere stöbern in den Beständen von Büchern und Schallplatten. Lesen Sie auch: Schnäppchen und Schätze: Diese Flohmärkte im Kreis Herford sind in Ihrer Nähe Von einem großen Cover lächelt der junge Reinhard Mey. &bdquo;Wie vor Jahr und Tag“, heißt das Album aus dem Jahr 1974. Auf der B-Seite versteckt sich ein Lied, von dem damals noch keiner ahnte, welche Hymne es dereinst sein würde: &bdquo;Über den Wolken“. Ein echtes Schätzchen - für 1,69 Euro. &bdquo;Solche Sachen findet man hier immer wieder“, sagt Kerstin Elbracht. Für einen Großteil des Publikums machten dieses Flohmarktfeeling und die Suche nach &bdquo;Schätzen“ auch den Hauptreiz der Recyclingbörse aus. &bdquo;Die kommen vor allem deswegen hierher“, sagt sie. Motto: &bdquo;Rares für wenig Bares“. Bei anderen stehe tatsächlich die Nachhaltigkeit, der Umweltschutz, im Vordergrund. &bdquo;Second Hand“ und Wiederverwertung - das war ja auch die ursprüngliche Idee, die hinter der Recyclingbörse steckte. &bdquo;Und wieder andere kommen einfach nur, weil man hier vieles sehr preisgünstig bekommt“, sagt Elbracht. Zustand abgegebener Dinge ist manchmal inakzeptabel Den größten Umsatz mache man mit Textilien. &bdquo;Aus den Second-Hand-Klamotten sind die Giftstoffe raus, es läuft nix mehr ein - und man muss nicht unbedingt immer das kaufen, was gerade angesagt ist“, zählt Elbracht ein paar Gründe auf, warum viele Menschen ihre &bdquo;Anziehsachen“ in der Recycling-Börse kaufen. Vom Geld mal ganz abgesehen. Das Kaufen ist in der Recyclingbörse die eine Sache, das Abgeben von Dingen die andere. &bdquo;Auch das ist mehr geworden, seit wir umgezogen sind“, sagt Kerstin Elbracht. Das sei natürlich schön. Nicht immer schön sei die Qualität dessen, was Menschen abgeben wollten - &bdquo;und die Art und Weise, wie sie es hier hinterlassen“. Nicht selten stünden an regnerischen Tagen völlig aufgelöste Pappkartons (mitsamt aufgeweichtem Inhalt) auf dem Hof an der Franz-Werfel-Straße. &bdquo;Gut gemeint, schlecht gemacht“, sagt Elbracht. Andere gäben Geschirr ab, auf dem sich noch Essensreste befänden. &bdquo;Einmal kurz abspülen - das kann man wohl jedem zumuten“, findet Elbracht. Sie habe sogar schon Hosen von mutmaßlich alten Menschen aussortiert, in denen noch eine Windel steckte. Alles andere als angenehm für Elbracht und ihr Team von knapp 20 Männern und Frauen. Lesen Sie auch: Trödeln und Feilschen: Das sind die besten 11 Flohmärkte in OWL Möbel werden sogar abgeholt Ein Kapitel für sich seien die Möbel. &bdquo;Dinge, die 40 Jahre in einer Wohnung standen, in der geraucht wurde, können wir meist auch nicht mehr gebrauchen“, sagt Elbracht. Ähnlich verhalte es sich mit Schrankwänden aus &bdquo;Eiche rustikal“ oder Nussbaum. &bdquo;Dafür finden wir keinen Abnehmer mehr.“ Wer seine Möbel loswerden möchte, solle sich am besten vorher melden. &bdquo;Wir holen die dann sogar ab - wenn sie noch brauchbar sind“, sagt Elbracht. Apropos brauchbar: Was geschieht eigentlich mit den beiden Schaufensterpuppen der älteren Dame? Sind die brauchbar? &bdquo;Und wie!“, sagt Elbracht und freut sich schon wieder. &bdquo;Das ist ein richtiger Glücksgriff! Die bleiben hier bei uns. Für die Bekleidungsabteilung. So was müssen wir sonst kaufen.“ Mit anderen Worten: Man müsste dafür richtig Geld in die Hand nehmen. Da nimmt Kerstin Elbracht doch lieber fremde Beine in die Hand. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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