Warum der Umweltschutz von Windkraft-Landschaft im Kreis Paderborn profitiert

Kreis Paderborn. Das weiß nicht jeder: Der Bau von Windrädern sorgt im Kreis Paderborn für die Renaturierung von Altenau, Beke, Alme oder Furlbach - und für die Umsetzung anderer Umweltprojekte. Investoren müssen pro Windanlage so genannte Ersatzgelder an die Kreisverwaltung für ihren Eingriff in die Landschaft zahlen. Mit dem Geld werden dann andernorts Projekte zur Aufwertung des Landschaftsbilds finanziert. Was dahintersteckt, hat die &bdquo;NW“ im Kreishaus nachgefragt. Von 2016 bis Ende 2023 sind im Kreisgebiet rund 5,3 Millionen Euro Ersatzgeld zusammengekommen, 3,7 Millionen flossen davon in Projekte. Von vor 2016 liegen weitere zwei Millionen Euro auf der hohen Kante beim Kreis, wie die Verwaltung berichtet. Anfang 2024 standen damit noch rund 3,6 Millionen Euro zur Verfügung. Ersatzgelder zählen nicht zum Kreishaushalt, sondern müssen innerhalb von vier Jahren zweckgebunden für Landschaftsschutz eingesetzt werden. Der Paderborner Windkraftpionier Johannes Lackmann macht sich nun dafür stark, Teile der Gelder auch für die ökologische Landwirtschaft und gesundes Schulessen zu nutzen. &bdquo;Das Ersatzgeld liefert für den Landschaftsschutz im Kreisgebiet wertvolle Mittel“, bestätigen der in der Kreisverwaltung zuständige Technische Dezernent Henrik Egeler und Markus Brökling, Leiter des Amtes für Umwelt-, Natur- und Klimaschutz. Pro Windrad kämen zwischen 60.000 und 100.000 Euro zusammen. Bei Gesamtkosten von rund zehn Millionen Euro einer Anlage ein eher geringer Betrag für die Investoren. Die genaue Höhe eines Ersatzgeldes richtet sich nach der Größe des Windriesen und nach der Güte der ihn umgebenden Landschaft. Zahlbar ist es mit Ausstellung der Baugenehmigung. Im Kreishaus wird dann nach gesetzlichen Vorgaben entschieden, in welche Projekte das Geld fließt. Jetzt nachlesen: Windkraft macht im Kreis Paderborn jetzt den Strom günstiger Greifvogelstation Essentho und Herbramer Ziegen profitieren Die Auswahl der Empfänger sei nicht ganz trivial, sagen Egeler und Brökling. Im Gespräch wird deutlich, dass die Kreisverwaltung froh ist, mit dem kommunalen Wasserverband Obere Lippe (WOL) einen aktiven Partner unterstützen zu können. Dessen aufwendige Renaturierungsmaßnahmen von Flüssen, wie jüngst an der Alme im Bereich des Ahorn-Sportparks in Paderborn, werden regelmäßig mit mittleren sechsstelligen Summen bezuschusst. Es geht um den Ankauf von Flächen, aber auch um die Umsetzung der Arbeiten. &bdquo;Von den Ersatzgeldern werden auch Stellen finanziert“, erklärt Amtsleiter Brökling. Nicht immer sind ganz große Summen im Spiel. Jährlich fließen 10.000 Euro etwa auch an die Greifvogelauffangstation in Essentho und der Kreis unterhält eine zwölfköpfige Ziegenherde bei Herbram für die Landschaftspflege. Mitunter kann die Kreisverwaltung vom Windkraft-Ersatzgeld auch Flächen erwerben, die bei Landwirten nicht gefragt sind. &bdquo;Wir können dann Streuobstwiesen oder extensives Grünland anlegen“, erklärt Brökling. &bdquo;Es geht darum, Schwerpunkte zu setzen, um die Landschaft insgesamt aufzuwerten“, sagt Egeler. Manche Wünsche nach Unterstützung werden von den Kommunen an den Kreis herangetragen. So seien auch Flächenankäufe in Naturschutzgebieten gefragt, wenn dies finanziell möglich ist. Ziele sind unter anderem: Wanderungen für Erholungssuchende zu ermöglichen und den Vogelschutz voranzutreiben. Möglich wäre auch, bestätigt Brökling, die ökologische Landwirtschaft zu fördern. Das Gesetz gibt es her. Diesen Ansatz sähe Windkraftpapst Johannes Lackmann gerne verwirklicht. Mit der Kreisverwaltung hat er dazu sogar schon Gespräche geführt, wie Dezernent Egeler bestätigt. Das Problem: Dem Kreis liegt für eine solche Förderung keine Gesamt-Konzeption vor. &bdquo;Im Moment könnten wir nur Höfe nach Einzelfallentscheidungen fördern. Aber es muss ja gerecht zugehen. Wir als Kreis werden sicher keinen Bauernhof eröffnen“, stellt Egeler klar. Lesen Sie auch: Milliarden-Deal: OWL-Kommunen profitieren vom Windkraft-Ausbau So könnte die Ökohof-Förderung im Kreis Paderborn ablaufen Lackmanns Idee: Aus den Ersatzgeldern der Windanlagen könnte ökologisch angebautes Obst und Gemüse für Schulessen im Kreis Paderborn entstehen. Unterstützt wird diese Idee vom Landesverband Erneuerbare Energien. Dessen Vorstandsmitglied Thomas Griese bestätigt, dass der Interessenverband das Thema auch bei Ministerien in Bund und Land platzieren will. Griese sagt: &bdquo;Ja, es müssen noch Konzepte entstehen. Aber wir starten nicht bei Null. Die Förderung könnte sich nach Quadratmetern ökologischer Landbaufläche richten oder pro Weidetier auf ökologisch bewirtschafteten Flächen.“ Landwirte könnten somit langfristig gefördert werden. Auch manche EU-Förderung werde nach Flächengröße vergeben, so Griese. Er gibt aber zu, dass es für die Umsetzung noch Zeit brauche. .responsive23-G9BO7qleGRyyEBZo-map-geplante-windkraftanlagen-owl { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-G9BO7qleGRyyEBZo-map-geplante-windkraftanlagen-owl { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-G9BO7qleGRyyEBZo-map-geplante-windkraftanlagen-owl { padding-top: 142.86%; } } Bis es soweit ist, werden die Mittel im Paderborner Land für konkrete Maßnahmen des Landschaftsschutzes genutzt. Neben dem Großempfänger WOL werden auch die Biologische Station des Kreises, der Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge und der Zweckverband Erholungsgebiet Bad Wünnenberg/Büren regelmäßig für Projekte bedacht. Künftig werden wohl weiter Ersatzgelder fließen. Aktuell sind laut Markus Brökling kreisweit rund 130 Windräder im Genehmigungsverfahren. Immer informiert bleiben: Abonnieren Sie jetzt den &bdquo;NW“-Whatsapp-Kanal für den Kreis Paderborn

Meistgelesen