Redewendungen und Neujahrswünsche

„Guten Rutsch“: Woher kommt der Neujahrsgruß?

Die Redewendung zum Jahreswechsel gehört zu den Standard-Sprüchen zum Jahreswechsel. Aber wieso eigentlich? Wir klären auf - und liefern Inspirationen für kreative Neujahrsgrüße.

Seinen Mitmenschen einen guten Rutsch zu wünschen ist eine Art Glücks- und Segenswunsch für das kommende Jahr. | © Symbolbild: Pexels

Matthias Schwarzer
15.11.2024 | 15.11.2024, 12:45

Bielefeld. Freunden, Verwandten und Bekannten wünscht man kurz vor dem Jahreswechsel einen „guten Rutsch“. Doch woher kommt die Grußformel?

Die Redensart wirkt auf den ersten Blick eher sinnlos. Die einzige Verbindung, die sich viele vorstellen können: Der Neujahrsgruß könnte etwas mit Glatteis zu tun haben, das sich rund um den Jahreswechsel des Öfteren vorfindet, über das sich hervorragend ins nächste Jahr gleiten oder eben rutschen ließe.

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Diese Erklärung gehört allerdings nicht zu den zwei verbreitetsten Theorien, wieso man ins neue Jahr „rutscht“. Die „NW.de“-Redaktion klärt über die Redewendung auf.

Theorie 1: „Guter Rutsch“ kommt vom jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana

Die Vermutung, dass die berühmte Grußformel ihren Ursprung im Hebräischen hat, hält sich hartnäckig. Da die Sprache weltweit gesprochen wird, hat sie Einfluss auf zahlreiche andere Sprachen dieser Welt genommen – darunter auch auf den deutschen Sprachraum.

Die Grußformel "guten Rutsch" hat wohl nichts mit Glatteis zu tun: Wer ins neue Jahr "rutscht", "reist" umgangssprachlich. - © Manfred Uselmann/OKAPIA
Die Grußformel "guten Rutsch" hat wohl nichts mit Glatteis zu tun: Wer ins neue Jahr "rutscht", "reist" umgangssprachlich. | © Manfred Uselmann/OKAPIA

Das jüdische Neujahr heißt Rosch ha-Schana (auch Rosch haSchana), das kann wörtlich übersetzt werden als „Kopf des Jahres“ oder „Anfang des Jahres“.

Die Theorie basiert darauf, es gäbe eine jiddische Grußformel „a git Rosch“ (wörtlich: einen guten Kopf/einen guten Anfang), die man sich vor und nach der Neujahrsnacht gewünscht hat. Der Weg vom hebräischen „Rosch“ zum „Rutsch“ ist nicht mehr weit.

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Zweifel an jiddischer Herkunft

An dieser Herleitung des Neujahrsgrußes gibt es jedoch einige Zweifel. Zunächst einmal ist es nicht belegt, dass Juden wirklich die Redensart „a git Rosch“ verwendet haben. Andere Grußformeln sollen geläufiger gewesen sein.

Außerdem sei der Name des Neujahrsfestes der Juden nie in den Sprachraum der nichtjüdischen Deutschen aufgenommen worden - deswegen sei es unwahrscheinlich, dass der entsprechende Neujahrsgruß sich unter nichtjüdischen Menschen etabliert hätte.

Noch dazu kommt, dass die Bezeichnung „Rosch ha- Schana“ eher hochsprachlich sefardisch ist. Als Sefarden werden Juden bezeichnet, die vor ihrer Vertreibung in der Mitte des 15. Jahrhunderts in Spanien gelebt haben. In Deutschland sei jedoch westjiddisch verbreiteter gewesen. Da habe das Neujahrsfest eher „Rausch haschono/-ne“ oder „Rauschaschone“ beziehungsweise „Rauschscheschone“ geheißen.

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Im Gegensatz zu „Rosch“ ist es schwieriger, sich vorzustellen, dass „Rutsch“ von „Rausch“ abstammen soll. Unter diesen Umständen könnte man höchstens noch vermuten, dass der gute Rutsch über das Rotwelsch abgeleitet wurde. „Rotwelsch“ ist ein Sammelbegriff für eine spezielle Art von Sprache, die von Randgruppen gesprochen wird.

Theorie 2: „Guter Rutsch“ ist Umgangssprache für gute Reise

Dass der "gute Rutsch" einen guten Übergang in das neue Jahr bedeuten soll, ist eine weitverbreitete Theorie. - © Symbolbild: Pexels
Dass der "gute Rutsch" einen guten Übergang in das neue Jahr bedeuten soll, ist eine weitverbreitete Theorie. | © Symbolbild: Pexels

Andere Forscher vermuten deswegen eher, dass das Wort „Rutsch“ von „Reise“ abgeleitet wurde. Der Abschiedsgruß „guten Rutsch“ war vor allem im 19. Jahrhundert in norddeutschen Dialekten gebräuchlich.

Abstecher, Ausflug, Besuch, Spritztour, Spazierfahrt oder Landpartie führt auch der Duden als Synonyme für das „umgangssprachlich veraltende“ Wörtchen „Rutsch“ an. Anstatt in der Neujahrsnacht ein gutes Gleiten oder einen guten Sturz zu wünschen, würde der „gute Rutsch“ zum Jahreswechsel also eher „gute Reise“ bedeuten.

Woher die umgangssprachliche Verwendung von „rutschen“ für „reisen“ kommt, ist damit zwar nicht beantwortet. Es wird aber immer wieder die Erklärung aufgeführt, dass damit auf ein einfaches Hinübergleiten angespielt wird.

„Guten Rutsch“ und „Frohes Neues“: Sprüche und Grüße zum Jahreswechsel

Egal also ob aus dem Jiddischen abgeleitet, übernommen vom umgangssprachlichen Reisen oder nach wie vor sinnlos, aber etabliert: Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern einen guten Rutsch ins neue Jahr und nur Gutes für das bevorstehende Jahr 2024!

Inspirationen für Neujahrswünsche:

  • „Ein neues Jahr voller Glück und Erfolg! Mögen alle deine Träume und Wünsche in Erfüllung gehen. Frohes neues Jahr!“
  • „Zum Jahreswechsel sende ich dir die herzlichsten Wünsche für ein wundervolles neues Jahr. Auf viele gemeinsame Momente und unvergessliche Erlebnisse. Prost!“
  • „Auf ein neues Jahr voller Möglichkeiten und voller unvergesslicher Momente!“
  • „Ihr Lieben! Zum Jahreswechsel möchte ich euch wissen lassen, wie sehr ich die Zusammenarbeit mit euch schätze. Möge das neue Jahr euch persönliches Wachstum, beruflichen Erfolg und jede Menge Freude bringen. Frohes neues Jahr!“

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