Neujahrsgruß

Wie lange wünscht man ein "frohes neues Jahr"?

Üblicherweise werden vor allem in der ersten Januarwoche Neujahrsgrüße verschickt. Sollte zu einem späteren Zeitpunkt besser darauf verzichtet werden?

Ein festes Datum, bis zu dem man ein "Frohes neues Jahr" gewünscht haben sollte, gibt es nicht. | © Symbolbild: Pexels

Jana Marie Bertermann
06.01.2022 | 06.01.2022, 16:00

Bielefeld. Fünf, vier, drei, zwei, eins... "Frohes neues Jahr!" Feuerwerksraketen steigen in den Himmel, Sektgläser werden aneinander gestoßen, funkelnde Wunderkerzen in den Händen gehalten.

Menschen umarmen sich, das ein oder andere Handy klingelt. Neujahrswünsche werden ausgetauscht - auch in den Tagen nach der Silvesternacht. Doch wie lange ist es üblich, sich ein "frohes neues Jahr" zu wünschen? Gibt es einen Zeitpunkt, ab dem besser auf den Neujahrsgruß verzichtet werden sollte?

Neujahrsgruß auch noch Ende Januar möglich

Einen genauen Stichtag, ab dem kein Neujahrsgruß mehr ausgesprochen werden sollte, gibt es nicht. Laut Alexandra Sievers, Chefredakteurin von „Der große Knigge“, ist es eher in der ersten Woche des neuen Jahres üblich, sich zu beglückwünschen. Doch auch Ende Januar kann es noch angebracht sein, gute Wünsche auszurichten. Besonders an Kunden oder Geschäftspartner.

Das findet auch Oliver Zschörner, ein zertifizierter Business-Knigge-Coach aus Holzminden. „In der Regel kann man in den ersten drei Januar-Wochen noch ein frohes neues Jahr wünschen", sagt der Experte im Interview mit der Neuen Westfälischen. „Aber bis Ende Januar ist das auch noch in Ordnung".

Die Benimm-Expertin Ulrike-Ebba Gräfin von Sparr aus Karlsruhe empfiehlt hingegen in einem Artikel der BILD, ab dem zehnten Januar eher auf den Neujahrsgruß zu verzichten, da dann die meisten Menschen bereits geistig im neuen Jahr angekommen seien. Aber: „Bis zum 6. Januar, dem Fest Heilige Drei Könige, ist der Wunsch völlig in Ordnung."

"Nette Wünsche haben kein Verfallsdatum"

Ob lang oder kurz, persönlich ausgesprochen oder digital verschickt - letztendlich geht es bei einem Neujahrsgruß doch vor allem um eines: eine nette Geste. "Nette Wünsche haben kein Verfallsdatum", findet Moritz Freiherr Knigge aus der Adelsfamilie Knigge.

"Es kann nicht falsch sein, jemandem etwas Gutes zu wünschen. Alle reagieren positiv auf Höflichkeit", sagt er im Artikel von butenunbinnen. Sein Ahne Adolph Knigge wird als Autor des Buches "Über den Umgang mit Menschen" von vielen als Vorbild für gutes Benehmen angesehen.

Auf die Formulierung kommt es an

Auch Coach und Etikette-Expertin Elisabeth Bonneau würde "lieber einmal zu viel als einmal zu wenig" einen Neujahrsgruß aussprechen. Ihr Vorschlag: „Sie können es ja antexten mit Sätzen wie 'Wir haben uns im neuen Jahr ja noch gar nicht gesehen...'."

Ein Neujahrsgruß kann auf ganz unterschiedliche Art und Weise ausgedrückt werden, je nach Zeitpunkt und Beziehung zur Person, die ihn erhält. In der eigens gegründeten "Karrierebibel" macht der freie Journalist Jochen Mai über 50 Vorschläge für kreative Neujahrswünsche. Er weist zudem darauf hin, dass die richtige Schreibweise "Frohes neues Jahr" und nicht - wie teils in Neujahrspost zu lesen - "Frohes Neues Jahr" ist. Denn Adjektive werden in der Regel klein geschrieben.

Die Verspätung im Gruß thematisieren

Die Benimm-Expertin Verena Gorris regt dazu an, den Gruß als Frage zu formulieren, wenn bereits einige Tage oder Wochen des neuen Jahres vergangen sind: "Sind Sie gut ins neue Jahr gekommen?" Oder: "Hoffentlich hatten Sie einen guten Start ins neue Jahr."

Knigge-Redakteurin Alexandra Sievers ermutigt außerdem, zu thematisieren, wenn der Neujahrsgruß etwas verspätet verschickt wird. Etwa mit der folgenden Formulierung: „Auch wenn das neue Jahr schon einige Wochen alt ist, wünsche ich Ihnen ..."