Hövelhof. Lia Welschof erlebte in der vergangenen Woche unglaubliche und sicher auch unvergessliche Tage. Gemeinsam mit ihrem schmucken Vierbeiner "Linus" reiste die sympathische Dressurreiterin vom Reitverein Hövelhof ins niederländische Roosendaal, um dort bei den Europameisterschaften mitzumischen. Dabei holte sich das Duo jeweils die Goldmedaille im Teamwettbewerb und im Einzel der Junioren.
"Eigentlich brauche ich noch etwas Zeit, um alles zu verarbeiten. Das sind so viele Impressionen. Aber es hat mir total Spaß gemacht. Es war einfach mein bisher schönstes Turnier und ein toller Abschluss für die Junioren-Tour", bilanziert Lia Welschof. So darf die 18-Jährige in dieser Saison zum letzten Mal in der Altersklasse der Junioren starten. Und in Roosendaal gelang ihr dabei der große Wurf.
Los ging es für Lia Welschof und ihr Team bereits am 3. August. Beim Deutschen Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR) in Warendorf stand die heiße Phase der EM-Vorbereitung auf der Agenda. "Es gab dort verschiedene Trainingseinheiten beim Bundestrainer Hans-Heinrich Meyer zu Strohen. Wir haben zudem die Vet-Checks mit unseren Pferden geübt und die Hufe wurden noch einmal kontrolliert. Es gab Physio-Einheiten für uns Reiter und der Teamgeist wurde gestärkt. Wir sind schnell zu einem Team zusammengewachsen", berichtet Welschof.
Höchstnoten für den "frechen" Linus
Am vergangenen Mittwoch wurde es dann ernst. Teil eins des Teamwettbewerbs stand an. Welschof aber hatte erst am Donnerstag ihren ersten Auftritt. "Der Bundestrainer hat mich in die zweite Gruppe gesetzt. Ich hatte mich eigentlich als schwächste Reiterin eingeordnet und mich gewundert, dass ich erst Donnerstag reiten sollte. Es hat mich unheimlich motiviert, dass alle an uns glaubten. Und die erste Runde hat wirklich gut geklappt", strahlt die Dressurreiterin, die in diesem Jahr ihr Abitur gemeistert hatte.
"Gut geklappt" ist dabei untertrieben, denn mit 74,838 Punkten waren Lia Welschof und ihr "Linus" sogar das beste Starterpaar des gesamten Teamwettbewerbes. Für ihren Sitz auf dem Pferderücken wurde sie von den Richtern hierbei mit der Wertnote 9,0 belohnt. Am Ende sicherte sich das deutsche Team äußerst souverän den EM-Titel vor Gastgeber Niederlande und Dänemark.
Es folgte der Einzelwettbewerb, in dem das Erfolgsduo aus Hövelhof sogar noch einen draufsetzen konnte. "Linus war an diesem Tag unheimlich frech. Es war tierisch windig. Und das kann er eigentlich nicht so gut ab. Meine Freunde und die Fans vom Reitverein Hövelhof haben das erkannt und am Viereck die Sonnenschirme festgehalten. Das war schon cool", erklärt Lia Welschof und fügt an: "Es waren extra 35 Leute angereist, die uns sehen wollten. Sie haben sich sogar gelbe T-Shirts anfertigen lassen, auf denen Lia und Linus stand. Es ist einfach großartig, dass mich alle so unterstützt haben." Auch "Linus" schien die Unterstützung zu beflügeln. Der zehnjährige Hannoveraner überzeugte die Richter mit einem tollen Ausdruck und spektakulären Gangarten.
"Durch den Mega-Ausdruck gab es sogar noch mehr Prozente als in der Mannschaftswertung. Wir haben wirklich das Beste rausgeholt", kommentiert Welschof die 75,474 Prozentpunkte, die zum zweiten EM-Titel reichen sollten. "Das war natürlich ein Hammergefühl", erklärt die 18-jährige Hövelhoferin, die den abschließenden sechsten Platz im Kürwettbewerb locker verschmerzen konnte. Zwar wäre auch hier eine Medaille drin gewesen, doch "Linus" erschrak in der Prüfung und sprang zur Seite, so dass es entscheidende Punktabzüge gab.
Jetzt geht's in die wohlverdiente Pause
Unterm Strich aber waren die Europameisterschaften in Roosendaal ein herausragender Erfolg. Vierbeiner "Linus" hat die turbulenten Tage gut überstanden und steht nun wieder entspannt in seinem eigenen Stall und auf seiner Wiese. Auf die Deutschen Junioren-Meisterschaften in Aachen (8. bis 10. September) wird Lia Welschof aber verzichten. "Linus hat sich nun wirklich eine Pause verdient und bekommt ein etwas lockereres Programm. Im Winter werden wir ihn auf die Junge-Reiter-Tour vorbereiten und die Pirouetten noch etwas verbessern. Ich hätte schon Lust, nächstes Jahr wieder vorne mitmischen zu können", verrät Welschof ihre Pläne.
Auch die 18-jährige angehende Studentin nimmt sich nun erst einmal eine Auszeit und fährt in den Urlaub. Zugleich weiß sie genau, wem sie besonders zu danken hat: "Ohne Mama und Papa würde das alles gar nicht gehen. Ich bin ihnen sehr dankbar."