
Gütersloh. Eine Gütersloherin soll mithelfen, Cheerleading in den Olymp zu hieven. Auf Einladung des Deutschen Olympischen Sportbundes fliegt Julia Ortenburger am 17. Februar zu den Winterspielen nach Südkorea. In Pyeongchang bestreitet die
21-Jährige mit dem Team der Krefeld Dolphins Freundschaftswettkämpfe gegen Formationen aus Russland, Norwegen, USA, Kanada, Österreich und Schweden. Außerdem läuft das deutsche Team bei Paraden mit, begleitet Zeremonien und sorgt bei Eishockeyspielen für Stimmung.
Vor allem aber geht es den Cheerleadern darum, Werbung in eigener Sache zu betreiben. Klappt das, könnte ihre Sportart bei den Sommerspielen 2024 in Paris erstmals olympisch sein. Auch wenn es jetzt noch nicht um Gold, Silber oder Bronze geht, empfindet es Julia Ortenburger als "eine Riesenehre", in Südkorea dabei zu sein. "Olympische Spiele sind das höchste, was man erreichen kann. Das ist noch mal eine ganz andere Nummer als etwa Weltmeisterschaften in den USA."

In Gütersloh wird das Cheerleading-Fieber vermutlich während der Abschlussfeier am 25. Februar seinen Höhepunkt erreichen. Wenn Julia Ortenburger gemeinsam mit den Cheerleadern aller sieben Nationen die Sportler aus aller Welt verabschiedet, sitzen auch die 20 Mitglieder der GTV-Cheerleaderformation "Red Angels" vor dem Fernseher. Julia Ortenburger ist die Trainerin der Roten Engel, einer Gruppe von Mädchen im Alter von 11- bis 17 Jahren.
Nach diversen Auftritten in kleinerem Rahmen arbeiten die 2016 aus einem Kurs hervorgegangenen "Red Angels" mit Feuereifer an ihrer neuen Choreographie. Zweimal pro Woche fliegen die Flyer (Oberleute) wie Puppen durch die Gegend. Es wird geturnt (Tumbling), Schrittfolgen werden einstudiert, menschliche Pyramiden gebildet, tänzerische und akrobatische Fähigkeiten erweitert. Und es werden zahlreiche Figuren - im Cheerleader-Jargon "Stunts" - gebildet. "Bei uns braucht man Beweglichkeit, Körpergefühl und Gleichgewichtssinn." Mit dem, was sich die GTV-Mädels im Training hart erarbeiten, ist die knapp 1,60 Meter große und keine 50 Kilogramm wiegende "Vorturnerin" extrem zufrieden: "Es läuft gut. Im vergangenen Jahr haben wir einen großen Schritt nach vorne gemacht. In unseren Auftritt können wir inzwischen Dinge einbauen, die 2017 noch unmöglich gewesen wären."
Mit der Trainerin hat die kommissarische Leiterin der GTV-Turnabteiliung, Annette Dankow, einen echten Glücksgriff getan. Nach dem Abitur am Städtischen Gymnasium im Jahr 2014 absolvierte Julia Ortenburger ein Freiwilliges Soziales Jahr, und dabei eröffnete sich beim SC Bayer 05 Uerdingen eine für sie neue Sportart. Mittlerweile ist sie von Kopf bis Fuß mit dem Bazillus infiziert: "Cheerleading macht süchtig. Wenn man erst mal damit angefangen hat, kann man gar nicht mehr aufhören." Dreimal pro Woche fährt die Lehramtsstudentin zum Training nach Krefeld, wo es 17 Gruppen gibt. Die Faszination liegt für sie in der Vielseitigkeit. "Cheerleader bringen unglaubliches Tempo auf die Matte. Es passiert so viel gleichzeitig, dass die Leute oft nicht wissen, wo sie hinsehen sollen." Genau davon sollen sich während der Olympischen Spiele auch die Zuschauer aus aller Welt überzeugen.
INFORMATION
Im US-Sport läuft nichts ohne Cheerleading
- Die Anfänge reichen zurück bis ins Jahr 1898: Beim American Football-Endspiel zwischen den Universitäten Minnesota und Northwestern ließen erstmals Cheerleader Beine und Pompons im Rahmenprogramm fliegen. Mittlerweile gehören die in bunte Kostüme verpackten, mit lustigen Puscheln wendelnde Gruppen in den USA zum Sport wie Cola und Popcorn. Egal ob Basketball, American Football oder Eishockey – nichts läuft ohne perfekt getimte Inszenierungen, die das Publikum auf Betriebstemperatur bringen und gleichzeitig das eigene Team anfeuern.
- 2017 erkannte das IOC die aus Elementen von Turnen, Akrobatik und Tanzen bestehende Bewegungsform offiziell als Sportart an.
- Das Training beim Gütersloher TV findet mittwochs von 20 bis 21.30 Uhr in der Sporthalle A des Städtischen Gymnasiums sowie donnerstags (18 bis 19.30 Uhr) in der Turnhalle der Elly-Heuss-Knapp-Realschule statt.