Hannover/Espelkamp. Unvergessen sind die Besuche der Bundeskanzlerin Angela Merkel am Stand der Harting-Technologiegruppe. Legendär ist der Stopp des damaligen US-Präsidenten Barack Obama, der nicht nur die Produkte, sondern auch die Sneaker der Familie Harting bewunderte. Und in diesem Jahr? Keine Politprominenz am Harting-Stand bei der Hannover Messe. Und doch ist der Vorstandschef Philip Harting bestens zufrieden. Das hat vor allem mit dem bisherigen Geschäftsverlauf zu tun.
„Die ersten sieben Monate waren erfolgreich, so dass wir momentan für das volle Geschäftsjahr mit einem hohen einstelligen Wachstum rechnen", kündigt Harting an. „Möglicherweise können wir noch eine Schippe drauflegen. Die 700-Millionen-Euro-Umsatzschwelle überschreiten wir auf jeden Fall deutlich." Damit hebt er die Prognose aus der Jahrespressekonferenz Ende 2017 leicht an. Dort hatte er ein Umsatzplus von fünf bis sechs Prozent prognostiziert. Das Wachstum sei branchen-, markt- und produktübergreifend.
Auch die Tochtergesellschaften Harting Automotive und Harting Systems verzeichneten eine positive Geschäftsentwicklung. Dabei komme auch dem neuen Logistikzentrum eine wichtige Rolle zu. Das „European Distribution Center" sei mit rund 40 Millionen Euro die größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte.
Schnelllade-Infrastruktur ist der Hinkucker
Hürden gebe es allerdings auch, die die Digitalisierung blockierten. Harting verweist auf länderspezifische Regelungen in Europa, neue Cyber-Security-Gesetze in China sowie den aufkeimenden Protektionismus und Nationalismus im weltweiten Handel.
Und auch wenn das Blitzlichtgewitter rund um die Kanzlerin in diesem Jahr ausblieb – für einen Hingucker sorgten die Espelkamper auf der Hannover Messe auch in diesem Jahr. „Snap" heißt das futuristische Fahrzeug, das sich nur dank der Harting-Technologie in Bewegung setzt. Die Espelkamper haben die Schnelllade-Infrastruktur bereitgestellt, der Partner Innogy liefert die Ladesäule und das Unternehmen Infotecs verschlüsselt die Ladesäulen-Kommunikation.
Laut Harting können zwei Autos parallel mit 22-kW-Wechselstrom geladen werden. Abgerechnet werde nur, was auch verbraucht werde. „Im Bereich der Elektromobilität sehen wir für Harting große Entwicklungs- und Wachstumschancen", sagt Philip Harting. So sei das Unternehmen Direktlieferant für VW und BMW bei deren E-Mobilitätslösungen.
Harting ist mit 13 Produktionsstätten und Niederlassungen in 44 Ländern vertreten. Rund 4.600 Mitarbeiter haben im vergangenen Geschäftsjahr 2016/2017 einen Umsatz von 672 Millionen Euro erwirtschaftet.
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Polit-Prominenz am Gemeinschaftsstand OWL
Hoher Besuch am Gemeinschaftsstand der OWL-Unternehmer. Die neue Forschungs- und Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) nahm sich eine knappe halbe Stunde Zeit, sich den Erfolg des Spitzenclusters "It?s OWL" erklären zu lassen. Schon vor ihrer Ministerinnen-Zeit habe sie als Münsteranerin verfolgt, was die OWL-Wirtschaft da auf die Beine gestellt habe. Eines der Themen am Stand sei gewesen, "dass es uns in OWL sehr gut gelingt, verschiedene Unternehmen zu vernetzen und auch zwischen den Ebenen Unternehmen und Hochschulen zu kommunizieren", berichtet Herbert Weber, Chef der OWL GmbH. "Eine Ehre" sei es gewesen, dass die Ministerin sich die Zeit genommen habe. Wichtig sei das auch deshalb, weil zwar die Förderung von "It?s OWL" vom Bund zum Land gewechselt ist, die bundesweite Aufmerksamkeit aber gewahrt werden soll.
Auf Ministerin Karliczek folgt weitere Polit-Prominenz. Oliver Wittke aus dem Bundeswirtschaftsministerium hat sich ebenso angesagt wie NRW-Staatssekretär Christoph Dammermann.