
Herford. 24 Fahrern der Joseph Dresselhaus Befestigungstechnik GmbH & Co. KG ist die Kündigung schon zugestellt worden (die NW berichtete). Das Unternehmen mit sechs Niederlassungen in Deutschland und dem Stammsitz in Herford gibt seinen Speditionsbereich auf. Jetzt fürchten Mitarbeiter weitere Entlassungen.
Die Rede ist von bis zu 200 Betroffenen. Geschäftsführer Winfried Gretz empfindet das "als Polemik". Er räumt allerdings ein, dass der Ende vergangenen Jahres bekannt gegebene Neubau eines Hochregallagers am Standort Herford für Unruhe gesorgt habe. "Wenn wir in eine neue Logistik investieren, dann übt das Druck auf die Mitarbeiter aus", sagt Gretz.
Die Firma will noch in diesem Jahr laut Geschäftsplan ein neues Abwicklungszentrum mit 60.000 Palettenplätzen bauen sowie mit einem Programm die Unternehmensplanung reformieren, damit vorhandene Ressourcen möglichst effizient für den betrieblichen Ablauf eingesetzt werden können.
"Dresselhaus hat dadurch die Möglichkeit, sich auf Basis neuester intralogistischer Systeme und Prozesse als führender Anbieter für Verbindungselemente und Befestigungstechnik am Markt zu präsentieren", teilte der Geschäftsführer vergangenen Dezember selbstbewusst mit.
Inzwischen äußert sich Winfried Gretz vorsichtiger. Zu möglichen Auswirkungen auf die künftige Anzahl der Mitarbeiter - zuletzt waren "ca. 850" genannt worden - könne er derzeit keine Aussagen treffen. "Dafür sind wir in der Planung nicht weit genug." Fest stehe hingegen das Budget der Investitionen, das laut Gretz 25 Millionen Euro beträgt.
Fest stehe auch der Zeitplan, wonach der erste Spatenstich 2017 erfolgen soll. Es heißt, dass bei einer geplanten Fertigstellung bis Ende 2018 das neue Logistikzentrum 2019 in Betrieb geht.
Bis dahin wächst die Unruhe in der Belegschaft. Zumeist langjährige Beschäftigte äußerten sich per E-Mail oder Telefon gegenüber dieser Zeitung. Sie widersprachen ihrem Geschäftsführer, wonach die Kündigungen schon seit Monaten bekannt seien.
Ein Mitarbeiter führt vier Belegschaftsversammlungen an, auf denen versichert worden wäre, dass die Kündigungen "nicht unter dem Weihnachtsbaum" liegen sollten. Das wäre noch am 20. September von Winfried Gretz zugesagt worden. Am 30. September hätte der Personalchef diese Zusage widerrufen.
Die Widersprüche befeuern die Gerüchteküche. Ein Mitarbeiter will gehört haben, dass zwei Drittel der Belegschaft auf der Straße stehen, sobald das neue Logistikzentrum in Betrieb geht. Ein anderer sagt, dass dann "mindestens 200 Stellen" wegfallen würden.
Winfried Gretz bleibt derweil seiner Linie treu und beteiligt sich nicht an den Spekulationen. Das könne er auch nicht, weil die weitere Entwicklung auch von einem "soliden Wachstum" des Unternehmens abhängt. Zuletzt sei der Umsatz stabil geblieben, da Gretz von "Zahlen in einer Seitwärtsbewegung" spricht. Für 2017 erwartet er ein Plus "im mittleren einstelligen Bereich". Zuletzt hatte der Spezialist für Befestigungstechnik einen Umsatz von 230 Millionen Euro für das Jahr 2015 vermeldet.
Dresselhaus-Mitarbeiter in Dresden und Ahrensburg werden diese Entwicklung ohnehin rückblickend betrachten müssen. Ihre Büros stehen vor der Aufgabe. Die Anzahl dieser Beschäftigten kenne Winfried Gretz nicht, da noch nicht feststehe, wer innerhalb des Unternehmens weiterbeschäftigt werden kann.