Wirtschaft

Hightech-Fertigung bei Boge

Familienunternehmen investiert in Bielefeld zwei Millionen Euro für intelligente Produktionsabläufe

Hightech-Fertigung bei Boge | © Andreas Frücht

Andrea Frühauf
20.12.2016 | 20.12.2016, 10:00

Bielefeld. Der Bielefelder Kompressorenhersteller Boge wird seinen Stammsitz zu einem Hightechstandort weiterentwickeln. Eine Produktionshalle ist schon leer geräumt. Auf 2.500 Quadratmetern soll hier für knapp zwei Millionen Euro bis Mitte 2017 eine neue hochmoderne Fertigung entstehen, wie der geschäftsführende Gesellschafter Wolf D. Meier-Scheuven und der Geschäftsführer Thorsten Meier ankündigen. Zudem soll die gesamte Werkshalle modernisiert werden.

In der Halle werden künftig für die HST-Kompressoren in Hightech-Fertigung die dafür nötigen Motoren und Frequenzumrichter („sie sind das Herzstück der Maschine") produziert – nach dem Vorbild der vom Lemgoer Centrum Industrial IT (CIIT) entwickelten „Smart Factory" (Industrie 4.0). „Wir wollen mit der neuen Fertigung die Stückzahl dieser Kompressoren verfünffachen", sagt Meier. „Die Montage der Motoren ist sehr komplex", erläutert der Unternehmer und IHK-Präsident Meier-Scheuven. In der „klugen Fabrik" werden die Motoren nach intelligenten Produktionsabläufen zusammengebaut. „Das System zeigt, welches Teil im nächsten Schritt zu nehmen ist." Und das Werkzeug kenne den Drehwert zum Schrauben. Meier-Scheuven: „Der HST-Kompressor ist unser Zukunftsträger." Schon jetzt sind weitere, kleinere Baureihen geplant. Die neue Produktionsweise soll zudem auf andere Produkte übertragen werden.

Vier Millionen Euro fließen in das Werk in Sachsen

Weitere vier Millionen Euro fließen in den 2014 eingeweihten Standort im sächsischen Großenhain, der seine Kapazitätsgrenzen bereits erreicht hat. Dort soll in einer neuen Halle die neue Baureihe der Kolbenkompressoren gefertigt werden. Geprüft werde noch, in welcher Größenordnung, und ob es ein Neu- oder Anbau werde. Der Bauantrag soll im ersten Quartal 2017 in Sachsen gestellt werden. In Großenhain werden derzeit 6.000 der 50.000 Quadratmeter großen Fläche genutzt. Am Stammsitz in Bielefeld gebe es dagegen nur noch 3.000 Quadratmeter freie Fläche. In Bielefeld, wo seit diesem Jahr auch eine neue, energieeffizientere Variante der Anfang der 70er Jahre von dem Familienunternehmen eingeführten Schraubenkompressoren gefertigt wird, soll die Produktion von Kolbenkompressoren schrittweise auslaufen. Meier-Scheuven betont: „Die betroffenen Mitarbeiter bleiben in Bielefeld." Am Stammsitz solle die Beschäftigtenzahl sogar weiter erhöht werden. „Gut zehn Prozent unserer Belegschaft arbeiten allein für Forschung und Entwicklung", betont Meier. 2016 wuchs die Mitarbeiterzahl weltweit um 50 auf 800, in Bielefeld stieg sie um 20 auf 470.

Der für 2016 erhoffte Umsatz von mindestens 140 Millionen Euro wurde allerdings verfehlt. Der Umsatz stieg nach vorläufigen Zahlen von 130 auf 136 bis 137 Millionen Euro. Meier: „Der Auftragseingang war aber um 15 bis 20 Prozent höher als im Vorjahr." Auch der Gewinn wuchs gegenüber 2015.

Während das Geschäft in Europa („vor allem in Spanien") und Deutschland gut lief, stagnierte in China die Nachfrage. Es gebe inzwischen genügend chinesische Wettbewerber, die eigene Produkte in entsprechender Qualität fertigten und deutschen Unternehmen das Leben schwer machten, konstatiert Meier-Scheuven. Der Umsatzanteil in China beträgt zehn Prozent. Boge will mit Innovationen punkten. „Wir müssen unserer Stärken auf breiter Front nach vorne bringen", so der Unternehmenschef. Auch im nächsten Jahr werde Boge wieder wachsen. Geplant sind rund 5 Prozent Umsatzplus.