Bielefeld

Hauptinvestor steigt aus: Schnellzuganbieter verschiebt start

Heilbronner Unternehmen sagt geplanten Betriebsstart ab / Deutsche Bahn bleibt Monopolist

Die Deutsche Bahn bleibt Monopolist. | © picture alliance / dpa

Franz Purucker
20.02.2016 | 23.02.2016, 09:34

Bielefeld. Günstiger als die Bahn, aber schneller als der Fernbus - mit dieser Strategie wollte das Heilbronner Unternehmen derSchnellzug.de ab März eine Alternative im Fernverkehr zwischen Stuttgart, Aachen und Hamburg anbieten. Doch daraus wird zumindest vorerst nichts.

Der Hauptinvestor hat seine Zusage über 1,25 Millionen Euro zurückgezogen, der Betriebsstart ist damit geplatzt. Ausschlaggebend waren nach Unternehmensangaben fehlendes Wagenmaterial und Probleme bei den Trassen, die beim Infrastrukturanbieter DB Netz und einem Regionalanbieter in Heilbronn gemietet werden müssen.

Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt: Mit Locomore steht ein weiterer Eisenbahnanbieter in den Startlöchern. Das in Berlin ansässige Unternehmen finanziert sich mit einem Crowdfundingprojekt im Internet. Wer bereit ist, in das Vorhaben zu investieren, erhält dafür Freifahrten: Ab September 2016 will Locomore Züge von Stuttgart über Frankfurt und Hannover nach Berlin auf die Schiene schicken.

Locomore steht in den Startlöchern

Auf der Website ist sogar bereits ein Fahrplan veröffentlicht. Locomore war bereits an der Einführung des Hamburg-Köln-Express (HKX) im Juli 2012 beteiligt. Damals verkehrte der HKX in direkter Konkurrenz zur DB zwischen Hamburg und Köln, inzwischen fährt er als Nahverkehrszug, der auch Tickets der DB anerkennt. Locomore ist nach eigenen Angaben nicht mehr beteiligt.

Zumindest im Eisenbahnfernverkehr bleibt der Markt sehr übersichtlich: Nach dem Rückzug des Interconexx zwischen Leipzig und der Ostseeküste im Dezember 2014 sind nur zwei echte Mitbewerber übrig: Die Georg Verkehrsorganisation betreibt in den Sommermonaten einen Nachtzug zwischen Berlin und Malmö (Schweden). Der Thalys macht der DB zwischen Düsseldorf, Köln und Paris Konkurrenz. Seit dem Auslaufen einer letzten Kooperation im Dezember werden auch Monats- und Netzkarten der DB nicht mehr im Thalys anerkannt.

Bunter ist es auf der Schienen nur im Nahverkehr: Dort verliert die Deutsche Bahn zunehmend Marktanteile - wie zuletzt in OWL an die Westfalenbahn. Diese Züge werden von den Ländern finanziert, während Fernverkehrszüge sich ohne staatliche Zuschüsse für die Unternehmen eigenwirtschaftlich rentieren müssen.

Kommentar

Bahn behindert ihre Mitbewerber

Die Deutsche Bahn bleibt zumindest im Fernverkehr allein auf der Schiene. Der Mitbewerber derSchnellzug.de bläst seinen Start ab, weil es Probleme mit der Trassenvergabe gibt.

Fast das gesamte Schienen und Bahnhofsnetz und damit die Vergabe der Trassen liegt in der Hand der Deutschen Bahn AG, die gleichzeitig fast alleiniger Anbieter im Fernverkehr ist. Da liegt die Vermutung nahe, dass der Konzern seine Macht nutzt, um sich unliebsame Mitbewerber vom Hals zu halten.

Zwar hat die Bundesnetzagentur immer ein Wörtchen mitzureden. Allerdings ist sie eine Behörde und deren Mühlen mahlen bekanntlich langsam. Bis zu ihrem Eingreifen ist den meisten Anbietern die Puste ausgegangen.

Der einzig richtige Weg wäre es, die DB Netz aus dem Bahnkonzern herauszutrennen und unabhängig zu betreiben. Erst dann entsteht Wettbewerb, der mehr Anbieter motiviert, Fernzüge auf die Schiene zu schicken. Außerdem muss die Politik Chancengleichheit schaffen. Die größten Konkurrenten Fernbus und PKW können dank Mautfreiheit günstiger fahren als die Bahn.

Kontakt zum Autor