Düsseldorf

Förderung für Bielefeld und Herford: Drei Schulen in OWL werden Talentschulen

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) gibt erste Zulassungen für Schulen mit besonderem Förderbedarf und besserer Ausstattung bekannt. Herfords Bürgermeister Tim Kähler begeistert

Mehr Bildungsgerechtigkeit: Yvonne Gebauer (FDP), NRW-Schulministerin | © picture alliance/dpa

Lothar Schmalen
01.02.2019 | 01.02.2019, 22:19

Düsseldorf/Bielefeld. Die Gesamtschule Rosenhöhe in Brackwede, die Brackweder Realschule und die Herforder Gesamtschule Friedenstal gehören zu den ersten Talentschulen in NRW. Das hat NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer soeben bekannt gegeben.

Insgesamt soll es 35 Talentschulen geben, davon alleine 22 im Ruhrgebiet. Insgesamt gab es 149 Bewerbungen. Die Talentschulen haben mit vielen Schülern aus sozial schwachen Familien zu tun und sollen mehr Ressourcen, auch personelle, als andere bekommen. Im Schuljahr 2020/21 sollen noch weitere 25 Schulen dazu kommen.

Herfords Bürgermeister Tim Kähler (SPD) teilte zur Entscheidung , die Gesamtschule Friedenstal auszuwählen, mit:  „Wir freuen uns riesig über die Entscheidung des Landes." „Das ist eine tolle Ergänzung unserer Schullandschaft und ermöglicht neue Chancen für Kinder und Jugendliche in Herford. Mein herzlicher Dank geht an alle Beteiligten in der Schule und in der Verwaltung für das herausragende Engagement." Schule und Schulträger hätten sich gemeinsam beworben. Schon die Schülerinnen und Schüler der kommenden 5. Klassen würden von dem neuen Unterrichtskonzept und den zusätzlichen Ressourcen profitieren, heißt es weiter. Die Schule bekomme unter anderem 20 Prozent mehr Lehrerstellen und wird damit talentierte und interessierte Schüler*innen im Bereich MINT (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) besonders unterrichten und qualifizieren.

Insgesamt ist das Ruhrgebiet Gewinner des Projekts

Insgesamt ist das Ruhrgebiet der Gewinner des neuen Schulversuchs mit sogenannten Talentschulen an sozialen Brennpunkten. 22 der 35 besonders ausgestatteten ersten Talentschulen seien aus der Region Ruhr ausgewählt worden, berichtete der nordrhein-westfälische Schulstaatssekretär Mathias Richter am Freitag.Die Schulen beginnen vom kommenden Schuljahr an mit ihren Förderkonzepten.

Ziel sei es, „den Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen von ihrer sozialen Herkunft und den Einkommensverhältnissen des Elternhauses zu entkoppeln", erklärte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) in Düsseldorf. Dafür wolle das Land jährlich 22 Millionen Euro investieren, um über 400 zusätzliche Lehrerstellen und 150.000 Euro für Fortbildung in das Modellprojekt zu geben.Weitere 25 Talentschulen sollen zum übernächsten Schuljahr an den Start gehen.

Beworben hatten sich nach Angaben der Ministerin 149 Schulen. Eine Zusage bekamen jeweils sechs Gymnasien, Hauptschulen und Berufskollegs, zehn Gesamtschulen, fünf Realschulen und zwei Sekundarschulen. Die allgemeinbildenden Schulen erhalten 20 Prozent mehr Personalausstattung gemessen am Grundbedarf, Berufskollegs mindestens vier zusätzliche Stellen.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft nannte es ein Rätsel, wie das kleine Pilotprojekt den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg auflösen solle. Alle Talentschulen arbeiten sechs Jahre in dem Modellprojekt, das auch wissenschaftlich begleitet und ausgewertet werden soll.

Kommentar der Redaktion

Immerhin ein Anfang


Von Lothar Schmalen

Wer jemals in einer Schule in Duisburg-Marxloh, im Essener Norden oder auch in einigen Stadtteilen von Bielefeld war, der weiß, welch gravierende Unterschiede es bei den Arbeitsbedingungen an den Schulen gibt. Der Unterricht in Stadtteilen, die sozialen Brennpunkten gleichkommen, ist eben viel schwieriger, die Arbeit ungleich härter als an manch bürgerlichem Gymnasium.
Dass die Landesregierung jetzt Unterschiede bei der Personal- und Sachausstattung von Schulen macht, ist deshalb richtig. Natürlich ist es richtig, dass 35 oder später 60 Talentschulen, die eine solche Sonderbehandlung erfahren, viel zu wenig sind. Natürlich sind es weniger als ein Prozent aller Schulen im Land. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn viel mehr oder vielleicht sogar alle Schulen mit mehr Mitteln ausgestattet würden, um den zunehmenden gesellschaftlichen Herausforderungen gerecht zu werden.
Aber solche Kritik ist wohlfeil. Denn erstens haben manche von denen, die die Talentschulidee kritisieren, früher selbst zu wenig getan, um den Brennpunkt-Schulen zu helfen. Und zweitens weiß jeder, dass das Geld für eine deutlich bessere Ausstattung der Schulen begrenzt ist. Schulministerin Yvonne Gebauer macht jetzt wenigstens einen Anfang. Dafür ist sie zu loben.