Meinung

Kommentar: Warum man sich über die deutschen WM-Moderatoren ärgern kann

Experte Thomas Hitzlsperger und Moderator Alexander Bommes. | © picture alliance / Pressefoto Rudel

Björn Vahle
24.06.2018 | 25.06.2018, 13:28

Na gut, die Herren der ARD leisteten sich keinen solchen Irrsinn wie ihre argentinischen Kollegen. Die legten nach der 0:3-Schmach Argentiniens gegen Kroatien spontan eine Schweigeminute in ihrer Sendung ein. Zelebrierten live das vermeintliche Begräbnis der WM-Hoffnungen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Wir bieten an dieser Stelle weitere externe Informationen zu dem Artikel an. Mit einem Klick können Sie sich diese anzeigen lassen und auch wieder ausblenden.
Wenn Sie sich externe Inhalte anzeigen lassen, erklären Sie sich damit ein-verstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden.
Weitere Hinweise dazu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Und doch war auch die Nachbesprechung zum deutschen Last-Minute-Sieg gegen Schweden im Ersten ein Schauspiel der eher unjournalistischen Art. Denn die Kollegen Matthias Opdenhövel und Alexander Bommes hatten nur bedingt Lust, das Spiel kritisch zu bewerten, nachdem Toni Kroos erst Momente zuvor das emotionale Siegtor geschossen hatte. "Emotional? Wir sind fertig", keuchte Opdenhövel. "Gott sei dank", sagte er später, sei der Ball drin gewesen.

Studio wie ein Fan-Wohnzimmer

Das Studio hatte in diesen unmittelbaren Momenten nach dem Jubeltaumel etwas von deutschen Wohnzimmern zur gleichen Zeit. Ungläubige Blicke, vergessene Satzanfänge, unsachliches weil emotionales Gestammel. Es fehlte nur noch, dass einer den anderen umarmt hätte. "Habt ihr Lust? Wollen wir ein bisschen WM-Feeling haben?", fragte Bommes die Studiobesatzung, bevor zu Jubelbildern nach Deutschland geschaltet wurde.

Aber wenn es um "Die Mannschaft" geht, kennt man das leider mittlerweile von den öffentlich-rechtlichen Sendern. Katrin Müller-Hohenstein duzt ihre Gesprächspartner von Löw bis Müller so routiniert, dass es wenig Phantasie braucht, sich die beiden an der Hotelbar von Watutinki bei Cocktail und alkoholfreiem Radler vorzustellen. Immerhin nagelte Gerhard Delling Löw darauf fest, dass Fehlpässe wie von Kroos vor dem Gegentor zwar passieren, aber eben auch mal spielentscheidend sein können.

Dennoch ist das zum Großteil eher dem "Wir" als der Berichterstattung verpflichtete Begeisterungsoptimierung. Dabei gab es im deutschen Spiel noch immer dieselben erwähnenswerten Baustellen wie zuvor gegen Mexiko. Allein, der Ausgang war glücklicher.

Hauptsache, die Fantastischen Vier kommen vor

Besonders ärgerlich, weil besonders offensichtlich, war das Bemühen, Textzeilen des ARD-WM-Songs von den Fantastischen Vier in die Moderation einzuflechten. Das taten Bommes und Opdenhövel den ganzen Samstagnachmittag über. Nach den angesprochenen Jubelbildern aus der Heimat stotterte sich Bommes dann noch zu folgendem schlecht kaschierten Songzitat: "Ich glaube... wir können ein bisschen noch zusammen bleiben heute." Es folgte die unvermeidliche Schalte zum Konzert der Fantas.

So erfüllt man Verträge mit Medienpartnern, aber nicht seinen journalistischen Auftrag.

"Super, oder?"

Man muss deshalb heilfroh sein, dass die WM-Reiseleitung der ARD den beiden Emotionsmonstern die nüchterne Analyse des Thomas Hitzlsperger zur Seite gestellt hat. Den nämlich brauchte es, um so richtige wie wichtige, weil kritische Sätze zu sagen. Zum Beispiel: "Zu viele Spieler waren weit weg von der Normalform." Oder: "Da müssen sich einige sehr strecken, wenn's fürs Finale oder den Titel reichen soll."

Natürlich ist er derjenige, der diese Sätze sagen soll. Die Moderatoren sind als Vorlagengeber gedacht. Dennoch wäre es schön, wenn sie ihren Experten etwas mehr abverlangen würden als variierende Antworten auf die Frage: "Super, oder?"

Schaut man allerdings ins Reich von Twitter, kann es manchem Patrioten offenbar gar nicht unsachlich genug sein:

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Wir bieten an dieser Stelle weitere externe Informationen zu dem Artikel an. Mit einem Klick können Sie sich diese anzeigen lassen und auch wieder ausblenden.
Wenn Sie sich externe Inhalte anzeigen lassen, erklären Sie sich damit ein-verstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden.
Weitere Hinweise dazu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Wir bieten an dieser Stelle weitere externe Informationen zu dem Artikel an. Mit einem Klick können Sie sich diese anzeigen lassen und auch wieder ausblenden.
Wenn Sie sich externe Inhalte anzeigen lassen, erklären Sie sich damit ein-verstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden.
Weitere Hinweise dazu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.