Bielefeld. 2016 war sie die erste Frau, die im deutschen Fernsehen eine Fußball-EM der Männer kommentierte - und es hagelte Kritik. 2018 kommentiert Claudia Neumann nun als erste Frau im deutschen Fernsehen Partien einer Fußball-WM, und immer noch scheinen das viele Fußballfans nicht akzeptieren zu wollen - im Netz hagelt es Beleidigungen und Ablehnung.
Neumann hatte bei ihrer Moderation des Spiels Kolumbien gegen Japan Yuya Osako fälschlicherweise als Spieler von Mainz betitelt. Osako spielte in der vergangenen Saison aber für Absteiger Köln - und verhinderte dort auch nicht den Abstieg, wie Neumann sagte.
Während dieses Spiels schaltete sich ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann in die Debatte ein. Mit deutlichen Worten kritisierte er die teilweise hämischen und frauenfeindlichen Beurteilungen der Kollegin im Internet.
„Wir akzeptieren natürlich Kritik, auch bei den Kommentatoren - was aber bei Claudia Neumann passiert, sprengt alle Grenzen", sagte Fuhrmann. „Hass, Häme und Beleidigungen akzeptieren wir nicht", fuhr er fort. „Die Kollegin hat ein hohes Fachwissen und macht einen guten Job bei der Fußball-WM."
Dass ihr auch mal Fehler unterlaufen, gehöre wie bei den männlichen Kollegen zum Job. „Hier wird offensichtlich etwas Grundsätzliches berührt: Eine Frau kommentiert ein Spiel der Männer-WM. Manche drehen da im Netz völlig durch, das ist unterste Schublade."
Ein Armutszeugnis
Dass Sportchef Fuhrmann Stellung bezieht und Neumann den Rücken stärkt, ist die einzig richtige Reaktion. Es ist traurig genug, dass es im Jahr 2018 überhaupt Diskussionen darüber gibt, ob es einer Sport-Redakteurin zustehen sollte, hochklassige (Männer-)Fußballspiele zu kommentieren.
Wer Grund zur Kritik sieht, der kann diese - wie bei jedem anderen Kommentator auch - auf inhaltlicher Ebene äußern. Wem es jedoch schlicht nicht passt, dass ein Fußballspiel von einer Frau kommentiert wird, der soll doch bitte einfach den Ton ausschalten, oder am besten gleich ganz abschalten.
Man kann sich nur wünschen, dass das ZDF seiner Linie treu bleibt, und auch in Zukunft hochrangige Spiele von Frauen kommentieren lässt.
Zum Glück gab es neben viel Hass auch positive und augenzwinkernde Kommentare im Netz, so zum Beispiel von Sportschau-Moderatorin Julia Scharf: