Von
KATHARINA BÄTZ
26.06.2012 | 04.03.2020, 09:36
Ein Mann mit Visionen
Gütersloh. Christian Schäfer macht einen entspannten Eindruck. Im klassischen schwarzen Anzug, die Ledertasche locker über die Schulter gehängt, betritt er den Raum. Auf dem Sofa vor der langen Fensterfront nimmt er Platz. Den Oberkörper lässig nach vorn gebeugt, mit Ellbogen auf den Knien und ineinandergefalteten Händen, beginnt er zu erzählen: Mit ruhiger und dennoch kräftiger Stimme spricht der neue künstlerische Leiter des Gütersloher Theaters über sein Engagement in der Dalke-Stadt.
Gestern haben Bürgermeisterin Maria Unger und Kulturdezernent Andreas Kimpel den 36-Jährigen offiziell als Nachfolger von Klaus Klein, der sich in den Ruhestand verabschiedet, vorgestellt. Ab Mai 2013 wird das Gütersloher Theater mindestens vier Jahre lang Schäfers zweites Zuhause sein – das garantiert der unterzeichnete Vertrag, den der Intendant am Freitag in die Post gegeben hat.
Obwohl Schäfer – anders als am Tübinger Zimmertheater, das er seit 2007 leitet – in Gütersloh kein eigenes Ensemble zur Verfügung hat, freut er sich auf seine neue Aufgabe: "In diesem Haus gibt es tolle und vielfältige Möglichkeiten", sagt er. "Als ich es gesehen habe, habe ich sofort Phantasien entwickelt." Schäfer sieht aufgrund seiner persönlichen Kontakte zu künstlerischen Leitern in der Theaterszene viele Anknüpfungspunkte, um die Arbeit mit Bühnen wie Osnabrück, Münster aber auch dem Berliner Ensemble fortzusetzen und auszubauen. Außerdem ist ihm daran gelegen, eine neue Zielgruppe für das Theater zu erschließen: "In Tübingen gibt es ein sehr studentisch geprägtes Publikum – auch in Gütersloh möchte ich junge Menschen an das Theater ranführen." In Tübingen ist ihm das unter anderem mit der Initiierung der Figurentheaterreihe "Kinderzimmer" gelungen.
Im ersten Jahr in Gütersloh wird Schäfer aber zunächst die Spielpläne seines Vorgängers verwalten. Die Spielzeit 2014/2015 liegt dann ganz in seinen Händen. "Wir freuen uns sehr, dass wir so einen engagierten und kompetenten Nachfolger gefunden haben", sagt Maria Unger über den Mann mit den braunen Haaren und dem etwas längeren Dreitagebart. "Er hat eine überzeugende Vorstellung abgeliefert, so dass uns die Entscheidung sehr leicht gefallen ist."
Auch Andreas Kimpel ist voll des Lobes über den gebürtigen Badener: Schäfer schaffe es in Tübingen regelmäßig, mit engem Budget herausragende Programme auf die Beine zu stellen. Zudem sei er "ein Teamplayer durch und durch", und – für Kimpel besonders bedeutend – in der Kulturlandschaft sehr gut vernetzt. "Das ist wichtig für ein Bespieltheater wie unseres."
Nach seinem Schauspiel- und Theatergeschichts-Studium war Schäfer in der Spielzeit 2000/2001 Regieassistent am Berliner Ensemble bei Philip Tiedemann und George Tabori. 2001/2002 inszenierte er unter anderem in Augsburg, Memmingen und Bregenz.
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