Bad Lippspringe

Sängerin Anastacia verzückt das Publikum in Bad Lippspringe

Die amerikanische Sängerin trat bei der Landesgartenschau auf

Die amerikanische Sängerin Anastacia bei ihrem Auftritt in Bad Lippspringe. | © Marc Köppelmann

23.07.2017 | 24.07.2017, 11:17

Bad Lippspringe. Ergiebige Regenfälle haben den Rasen im Lippspringer Arminiuspark komplett aufgeweicht. Gut 3.500 Besucher werden die ehemalige Grünfläche innerhalb von zwei Stunden in einen Acker verwandeln. Doch Wetter war am Samstagabend nicht das Thema, es regnete nicht.

In den Worten der Rockröhre Anastacia klingt das so: „Take it or leave it – rain or sun – this is the garden of love". Das ist im Rahmen der Landesgartenschau natürlich eine krachende Metapher.

Krachend beginnt auch das Konzert mit einem archaischen Trommelsolo von den drei Background-Sängerinnen, die später als Sarah, Christine und Maria vorgestellt werden – extrem gute Sängerinnen und genau sogute Athletinnen. Und Kondition braucht man in einem Anastacia-Konzert, auch als Zuschauer.

Gleich die erste Nummer „Army of me" endet in einem Meer von grünen Bändchen, die hier sämtliche Handgelenke zieren und sofort zum Teil der Choreographie werden. Es geht genau so weiter mit „Stupid little things", das in seinem Intro stark an „We will rock you" erinnert und den gleichen Aufforderungscharakter besitzt. Und Anastacia selbst?

Erster Brustkrebs 2003, zehn Jahre später noch einmal, vollständige Amputation beider Brüste und unglaublich lebendig. 48 Jahre alt, 157 cm groß, austrainiert wie ein Gymnastikprofi, die Stimme live eher noch druckvoller und auch ein wenig tiefer als auf der Konserve. Alles stimmt und die Mischung macht’s. Massenkompatible Grundstrukturen, genau richtig zwischen Disco, Soul, Ballade, Dance-Floor und gegen Ende ein mitreißendes Latino-Medley mit zündenden Rhythmen.

Und immer wieder wird der Kontakt zum Publikum erneuert. Manchmal mit allgemeinen Fragen wie „Wer ist zum ersten Mal in einem Live-Konzert von mir"? Oder „Wer ist hier in love together?" Sie erzählt von der Zeit ihrer Krankheiten und der heilenden, solidarischen Wirkung ihrer eigenen Songs und präsentiert dabei die Ballade „You never be alone".

Zum Ritual eines Anastacia-Konzerts gehört zwingend, dass alle Mitarbeiter auf der Bühne mit einem kollektiven „Hi" begrüßt werden. Das ist gleichzeitig nett und ein bisschen Kindergarten: Jeder sagt „Hi Sarah, hi Christine..." Aber es ist eben die „family on stage", die hier begrüßt wird, und Anastacia gibt ganz die gute Chefin, dabei ist immer klar, wer hier der Star ist.

Die Hofhaltung der Pop-Königin gilt als legendär

Die Verantwortlichen hatten gut zu tun, um dem massiven Staralarm standzuhalten. Denn die Hofhaltung der Pop-Königin gilt als legendär, was nicht passt wird umgebaut, was nicht da ist wird besorgt, bitte sofort. Dabei gibt sie sich politisch völlig korrekt, weist auf US-Präsident Trump und entschuldigt sich gleich mal für ganz Amerika – drunter macht sie’s einfach nicht.

Die Show folgt auch soundtechnisch einer professionellen Dramaturgie. Während der Anfang noch dezent in Sachen Dezibel verläuft, wird die Lautstärke von Song zu Song höher gefahren. Nach Einbruch der Dunkelheit werden die Lichteffekte immer stärker und korrespondieren mit gefühlten 2.000 Handys, die im Rhythmus leuchten.

Sarah und Christina bieten in einer Umkleidepause ihrer Chefin eine Modern-Dance-Choreografie auf höchstem Niveau. Eine kollektive Percussion-Nummer erinnerte an John Mayels legendäres „Room to move".

Und ziemlich plötzlich wird die Bühne dunkel. Sie wird dann – nach massivem Applaus – aber doch noch einmal hell und als Zugabe erklingt „Left outside alone" und noch „One day in your life", um dann mit einem witzigen Rap auf Bad Lippspringe zu enden. Pünktlich um 23 Uhr bleibt das Licht aus.

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Bad Lippspringe: Sängerin Anastacia singt für 3.500 Zuschauer