
Von
Tyler Larkin
13.08.2016 | 13.08.2016, 09:56
Hüllhorst
Die NW hatte am Donnerstag über den Fall körperbehinderten Frau berichtet, der die Zwangsvollstreckung wegen ausstehender Rundfunkgebühren drohte
Auch der Anwalt zeigte sich überrascht, dass die Veröffentlichung "offensichtlich" Wirkung gezeigt habe.
Die Neue Westfälische hatte am Donnerstag über den Fall einer zu 100 Prozent körperbehinderten Frau berichtet, der die Zwangsvollstreckung wegen ausstehender Rundfunkgebühren drohte, von denen sie jedoch gesetzlich befreit ist. Auch das Zimmer, das sie im Wohnheim Holzfeld in Hüllhorst bewohnt, gilt nicht als Wohnung und ist somit von der Gebühr befreit. Der Beitragsservice hatte zuletzt 337,64 Euro von der Hüllhorsterin eingefordert. Zum Vergleich: Von den Lübbecker Werkstätten, bei der sie beschäftigt ist, erhält sie eine monatliche Entlohnung von knapp 100 Euro.
Alles begann, als die 1965 geborene Hüllhorsterin 2013 aus ihrem Elternhaus in das Wohnheim Holzfeld umzog und der Beitragsservice nicht in der Lage schien, diese Adressänderung zu verarbeiten. In der Folgezeit gingen in der Behörde Briefe verloren, wurden Formulare nicht verschickt und im Briefkopf angegebene Faxnummern waren nicht erreichbar. Grotesk wurde es, als mit der Zwangsvollstreckung gedroht wurde.
Fragen der NW hatte der Beitragsservice entweder gar nicht oder nur ausweichend beantwortet. Immerhin hat jemand nach der Veröffentlichung die Brisanz erkannt und die Reißleine gezogen.
Kommentar
David macht Goliath BeineEs ist ein bischen wie David gegen Goliath. Ein Artikel im Lokalteil dieser Regionalzeitung macht einer riesigen Behörde Beine und zwingt sie zum Einlenken. Doch es wäre vermessen zu glauben, dass man dort zu einer Art Einsicht gekommen ist. Das Gegenteil dürfte der Fall sein. Doch nahezu alle Behörden fürchten eines ganz besonders: die Öffentlichkeit.
Ein Tag, an dem der Journalismus einer vom Leben nicht verwöhnten Frau zu ihrem gesetzlich verankerten Recht verhilft, ist ein guter Tag – und ein nachdenklicher dazu. Denn wie kann es sein, dass die vor Borniertheit triefende GEZ weiterhin so mit Menschen umspringt? Ist es nicht auch Aufgabe der Politik, einen derartigen Behördenfilz einzudämmen? 2017 stehen zwei Wahlen an. Es wird also Zeit, in die Puschen zu kommen.
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