Hille / Hüllhorst / Bielefeld (cs). Die Suche nach dem seit 2012 verschwundenen Karl Friedrich Meyer im Oberlübber Bergsee (die NW berichtete exklusiv) wurde am Mittwoch beendet, wie Staatsanwalt Veit Walter auf Anfrage bestätigte. „Wir haben nichts gefunden“, so Walter. Eine Tauchergruppe der Bereitschaftspolizei hatte den See abgesucht, nachdem Zeugen im seit neun Monaten laufenden Prozess um das Verschwinden Meyers Angaben zum Ablageort der Leiche gemacht hatten, die zum Bergsee passen. Kämen entsprechende Hinweise, würden auch weitere Seen im Wiehengebirge nach Karl Friedrich Meyer abgesucht, so der Staatsanwalt.
Manni H. und Mohammed K., Mithäftlinge des Hauptangeklagten Jörg Z., hatten vor einem Jahr mit ihm in Untersuchungshaft in der JVA Bielefeld-Brackwede gesessen. Dort erzählte Jörg Z. angeblich, dass die Leiche Meyers sicher in einem tiefen See liegt, an dem auch keine Angler verkehren. Er soll den "Blauen See" nahe Hannover als Örtlichkeit genannt haben. Im Prozess gab Staatsanwalt Veit Walter schon im Spätsommer 2014 bekannt, dass Taucher der niedersächsischen Polizei das Gewässer ohne Ergebnis abgesucht hätten.
Offensichtlich entgangen war den Ermittlern die Existenz des Blauen Sees im Wiehengebirge, der offiziell Oberlübber Bergsee heißt und nur wenige Kilometer vom vermeintlichen Tatort in Hüllhorst entfernt liegt. Erst nach einem Bericht der NW (12. Januar) rückten zwei Wochen darauf Polizeitaucher ins Wiehengebirge aus, konnten jedoch wegen einer Eisdecke nicht ins Wasser steigen.
Prozess droht zu platzen
Die Witterung machte der Tauchergruppe aus Bochum nicht zu schaffen. Allerdings war die sehr steile und matschige Zufahrt zum See selbst für die allradgetriebenen Transporter der Bereitschaftspolizei mühevoll. Ausrüstung musste aus zwei Fahrzeugen umgeladen werden, die auf einem Waldweg zurück blieben.- Der Indizienprozess um die Tötung des Hüllhorster Masseurs Karl Friedrich Meyer begann am 21. Juli 2014. Nur an zwei von über zwanzig Verhandlungstagen ging es um die eigentliche Tat, für die es bis heute keinerlei Zeugen gibt.
 - Das stärkste Indiz der Staatsanwaltschaft ist eine Rolex-Armbanduhr, die der Hauptangeklagte Jörg Z. nachweislich zehn Tage nach dem Verschwinden Meyers an einen Händler in Herford verkaufte. Das Opfer soll die Uhr am 21. Oktober 2012, dem vermuteten Tattag, getragen haben. Damit rückt Jörg Z. in die Nähe des Opfers, ein eindeutiger Beweis für seine Täterschaft ist es jedoch nicht.
 
Nach einer Erkundung mittels Schlauchboot gingen gegen 16 Uhr zwei Taucher ins Wasser und suchten die Tiefen entlang der Steilwand ab. Ob die Froschmänner fündig wurden, ist unklar. Vor Ort wollte sich niemand zu dem Einsatz äußern.
Aus Sicht der Staatsanwaltschaft droht der Prozess vor dem Bielefelder Landgericht zu platzen. Nach zwanzig Verhandlungstagen konnte nicht geklärt werden, wo oder wann Karl Friedrich Meyer getötet wurde. Die Verteidigung zweifelt in ihren inzwischen gehaltenen Plädoyers sogar an, dass es überhaupt ein Verbrechen gegeben hat.
Von der Leiche fehlt jede Spur
Von der Leiche Meyers und dem von ihm zuletzt gefahrenen Jeep Wrangler fehlt weiterhin jede Spur. Ende Januar setzte das Gericht den Hauptangeklagten Jörg Z. nach 370 Tagen Untersuchungshaft auf freien Fuß, ohne das die Verteidiger Haftbeschwerde einlegen mussten. Offenbar konnte die X. Strafkammer nach einem Jahr keinen dringenden Tatverdacht mehr erkennen. Der Urteilsspruch wird für den 27. März erwartet.Von Anfang an stand der Fall Meyer unter keinen guten Stern. Erst fünf Monate nach seinem Verschwinden im Oktober 2012 nahm die Polizei ernsthafte Ermittlungen auf. Erst ein Hinweis der Schwester Meyers machte aus dem Vermisstenfall eine Mordermittlung.