
Herford. Es blitzt und zuckt. Sterne regnen, Wolken wabern. Farbpfeile schießen durch die Luft und finden ihre Form im Herforder Stadtwappen. Gut 20 Minuten dauert dieses dreidimensionale Licht- und Soundspektakel inmitten des historischen Hausensembles vom Neuen Markt. Verantwortlich sind die Techniker der Bochumer Firma „Tarm“, dem Weltmarkführer für Lichtinszenierungen.
„Tarm“ tanzt sinnbildlich an diesem Freitag auf zwei Hochzeiten. „Wir sind zeitgleich auf der Eröffnungsfeier der European Games in Aserbaidschan, wo wir unseren bislang größten Auftrag erhalten haben und parallel dazu in Herford“, sagt Sascha Kwasny (42). Über Geld spricht er natürlich nicht.

Für Herford schon gar nicht, wo die drei großen heimischen Bekleidungshersteller Ahlers, Brax und Bugatti sowie die Designer und Planer von Moysig den Neuen Markt zur „Fashion Plaza“ erkoren und das Engagement der Lichtkünstler zum Hoeker-Fest ermöglicht haben. Für Aserbaidschan immerhin deutet Kwasny den Preis an: „Ein hoher sechsstelliger Betrag.“ Alles weitere liegt im Nebel.
Wie der Neue Markt. „Nebel ist das Medium, auf dem wir unsere Projektionen sichtbar machen können“, sagt Sascha Kwasny, der zwölf funkgesteuerte Nebelmaschinen und sieben Hochleistungslaser rund um den Platz montiert und gekoppelt hat.
Die Laser sind mit Kupferkabeln verbunden. Zwei von ihnen stehen auf der Bühne, jeweils zwei weitere bestrahlen die gegenüberliegenden Häuserzeilen, ein zusätzlicher Laser ist an der Stirnseite des Neuen Markts postiert, um auch Projektionen auf der Johannis-Kirche zu ermöglichen.
Netz grüner Punkte zieht über die Kirche
Die wird anfangs vorsichtig von dem einen oder anderen Lichtkegel gestreift. Dann zieht sich ein ganzes Netz grüner Punkte über das Gotteshaus. Und später zeichnet die Lasertechnik die Konturen des gotischen Baus nach. Zwischendurch aber lassen es Sascha Kwasny und seine beiden Mitarbeiter Richard Krumhus (56) und Veranstaltungstechniker Jürgen Kleine (47) zur Musik von Coldplay und andren Bands krachen. Ein Fest für die Ohren, vor allem aber für die Augen.Lichtwellen fluten den Luftraum über dem historischen Brunnen in der Platzmitte. Laserlinien kreuzen ihre Wege und bleiben wie von Geisterhand gesteuert an Mauern kleben. Ein kunterbuntes Allerlei verschmilzt zum kolossalen Gesamtwerk.
So ähnlich muss es bei den Eröffnungs- und Schlussfeiern der Olympischen Spiele 2004 in Athen und 2010 in Vancouver gewesen sein. Oder beim Auftritt von Robbie Williams, als es die Fernsehshow „Wetten dass?“ noch gab. Die Referenzen von „Tarm“ lesen sich wie das „Whos Who“ der deutschen Industrie und des internationalen Jet-Sets.
Dass Herford dennoch für Kwasny etwas Besonders ist, verwundert doch ein wenig. „Dass wir einen Platz mit einer 360-Grad-Inszenierung bespielen, machen wir sonst nur in Aserbaidschan“, sagt der Bochumer und blickt aus dem Fenster im zweiten Stockwerk über der Bäckerei Hensel. Es ist eine leere Wohnung, in der das Trio die Kommandos zum Spektakel gibt. Direkt gegenüber blitzen die Lichter von zwei Lasern. „Die haben wir in Wohnungen positioniert, wo Leute wohnen. Das ist ein Novum für uns“, sagt Sascha Kwasny, den weder Wind noch Wetter bei seiner Arbeit erschüttern können. Der Laser-Techniker: „Das könnte nur schlechtes Publikum.“
Doch das ließ sich in Herford bislang nicht blicken. Zuschauer Dirk Brune: „Spektakulär. Beeindruckend. Ein tolles Erlebnis für alle Herforder.“ Peter Lohmeyer von der Brauerei: „Geil. Ich fand es einfach toll.“ Sabine Wiehe: „Am besten war, wie die Kirche nachgezeichnet wurde.“ Gastronom Hansi Dunker: „Das war sensationell.“
Programm am 12. Juni
Neuer Markt 18 bis 1 Uhr- 18 Uhr Ben Schubert & Band
- 21 Uhr Decoy
- Pausen: DJ Metronom
- 18.30 Uhr Richard Claudio
- 20.30 Uhr Supreme
- Pausen: DJ Metronom
- Stände öffnen um 14 Uhr
- 14 Uhr Fundsachenversteigerung der Stadt Herford
- 17.30 Uhr Joy Weber
- 18.30 Uhr Samba Primeiro
- 20 Uhr Kakadu Combo
- Lounge mit DJ Leon El Ray
- Theaterlabor – Odyssee