Als Zaungast im Hallenbad

Bünde. Man erkennt sich wieder. Ist ja auch kein Wunder: Holger Sundhaupt und Benjamin Mettenbrink tragen dieselben roten T-Shirts und dunklen Shorts, mit denen sie im Sommer auch im Freibad ihren Dienst versehen. Und dort war ich im vergangenen Sommer fast täglich zu Gast. Und weil ich am letzten Tag meinen so schwer erkämpften Schwimmpass in Gold vergessen hatte, ist ein kurzer Abhol-Besuch im Hallenbad längst überfällig. Der Parkplatz der &bdquo;Bünder Welle“ in Ennigloh steht voller Autos. Aber nicht alle sind Gäste des Hallenbades, viele Eltern holen ihre Kinder aus der Schule nebenan ab, andere arbeiten beim Wittekindshof schräg gegenüber. Vorm Haupteingang versammelt sich eine Schulklasse zum Abmarsch. Den etwa 40 Jungen und Mädchen scheint die körperliche Ertüchtigung im Wasser ziemlich gut getan zu haben – sie machen jedenfalls einen sehr lebendigen Eindruck. &bdquo;Ich war gerade im Keller, hab’ die Technik kontrolliert – da ist es noch etwas molliger“ Früher roch es im Eingangsbereich eines Hallenbades immer nach Chlor, zumindest hab’ ich das so in Erinnerung. Heute merke ich davon nichts mehr. Nur die beschlagene Brille beim Betreten des Gebäudes erinnert mich noch an damals. An der Kasse begrüßt mich &bdquo;Ulrike“ – ihren Nachnamenhabe ich nie erfahren – mit einem freudigen: &bdquo;Hallo! Lange nicht gesehen!“ Ein paar Meter weiter steht Benjamin Mettenbrink in seiner Kabine und macht seinen Job. Er sieht aus wie im Hochsommer: Knallrotes T-Shirt, kurze Hose, blaue Laufschuhe. Nur die Sonnenbrille fehlt. &bdquo;Na ja, frieren müssen wir auch im Winter nicht – das ist ein Vorteil in diesem Beruf“, sagt er und schüttet mir eine Tasse Kaffee ein. Kollege Holger Sundhaupt gesellt sich dazu. Sein T-Shirt verrät, dass auch er nicht friert. &bdquo;Ich war gerade im Keller, hab’ die Technik kontrolliert – da ist es noch etwas molliger“, erklärt er. Auf einem Bildschirm ist das leere Planschbecken zu sehen, im Wechsel mit dem jetzt ebenfalls leeren Schulschwimmbecken. &bdquo;Da kann man von hier aus nur schlecht hingucken – darum der Bildschirm“, sagt Mettenbrink. Umso besser ist der direkte Blick aufs große Becken, in dem sich gerade ein gutes Dutzend Vormittagsschwimmer tummelt. &bdquo;Ist gerade nicht so viel los, gestern war’s mehr“, sagt Mettenbrink, der – wie sein Kollege – fast jeden Badegast mit einem persönlichen &bdquo;Tschüss“ und hoch erhobener Hand verabschiedet. "Sonnenbrille aufsetzen sähe hier ja etwas komisch aus" Draußen kämpft sich die Sonne für einen Moment durch die dicken Wolken – und hüllt die Halle in grelles Licht. Auf der Wasseroberfläche blitzt und blinkt es, fast wie im Freibad. &bdquo;Wenn die Sonne ungünstig steht, machen wir die Jalousie runter – Sonnenbrille aufsetzen sähe hier ja etwas komisch aus“, sagt Holger Sundhaupt und lacht. &bdquo;Hab’ ich aber auch schon gemacht, wenn’s gar nicht anders ging.“ Kollege Mettenbrink will heute auf keinen Fall aufs Foto. Da macht er lieber einen Routinegang ums Becken. &bdquo;Von weitem kannst Du mich meinetwegen fotografieren“, sagt er. Ich blicke durch den Sucher – und schaue auf die Hinterteile zahlloser gelber Quietsche-Enten, die dort in Reih’ und Glied aufgebaut sind und ebenfalls aufs Wasser schauen. &bdquo;Urlaubsmitbringsel von Badegästen“, sagt Holger Sundhaupt. Sein Favorit ist ein grüner Quietschefrosch mit Krone. Um ein Haar hätte ich das Ding schon wieder vergessen &bdquo;Hier ist übrigens Dein Schwimmpass – der lag noch im Freibad in der Schublade“, sagt der Schwimmmeister und hält mir die gefaltete Pappe mit den drei begehrten Abzeichen in Bronze, Silber und Gold vor die Nase. Um ein Haar hätte ich das Ding schon wieder vergessen. Draußen vor der Tür versammelt sich schon die nächste Schulklasse. Man freut sich auf die Abwechslung, die Stimmung ist ausgelassen. Arbeit für Holger Sundhaupt und Benni Mettenbrink.

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