Bünde

Ein Freibad in Ennigloh? Das gab's schon einmal

Zukunft der Bünder Bäder: Politik lässt prüfen, ob das Freibad in Mitte geschlossen und stattdessen Außenbecken an der Bünder Welle gebaut werden können. Die Idee ist nicht neu. NW-Mitarbeiter Thorsten Mailänder ist auf Spurensuche gegangen

Blick von oben: Ein Sommer in den 1970er Jahren: Das Freibad in Ennigloh ist gut besucht. Auf der Wiese und im Wasser tummeln sich Menschen. Nur der Parkplatz ist noch nicht ganz so voll, wie er es vermutlich heute wäre. | © Picasa

15.05.2016 | 15.05.2016, 02:13
Schwimmen in Gedanken noch einmal in der Ennigloher Badeanstalt: Brigitte Mailänder (v.l.) Reinhard Fischer, Reiner Ebmeier, Sven Kampeter und Manfred Bredenkötter aus Südlengen. Im Hintergrund, die Stelle, an der das runde Planschbecken war. - © Thorsten Mailänder
Schwimmen in Gedanken noch einmal in der Ennigloher Badeanstalt: Brigitte Mailänder (v.l.) Reinhard Fischer, Reiner Ebmeier, Sven Kampeter und Manfred Bredenkötter aus Südlengen. Im Hintergrund, die Stelle, an der das runde Planschbecken war. | © Thorsten Mailänder

Bünde. Ein Rentner kommt aus der Bünder Welle und knurrt, weil ihm einige Leute auf dem Zugang zum Parkplatz im Wege stehen. Reinhard Fischer (77), Brigitte Mailänder (76), Reiner Ebmeier (69) und Sven Kampeter (40) blicken von diesem Zugang auf die große Liegewiese, wo sich einst "ihr" 1935 erbautes Ennigloher Freibad befand.

Vom herrlichen Sonnenschein und den hohen Temperaturen inspiriert, schwimmen sie noch einmal in Gedanken durch das 50-Meter-Becken, das sich parallel zur Ellersiekstraße befand. "Die hohe Hecke ist immer noch da", ruft Brigitte Mailänder. Sven Kampeter erinnert sich, dass das 25-Meter-Nichtschwimmerbecken genau davor lag und es ein rundes Planschbecken gab, das hinter dem Eingang zum Parkplatz an der Kloppenburgstraße platziert war.

In der künftigen Standortfrage eines Bünder Freibades sind sich die Vier einig: "Wir sind Ennigloher und wünschen uns, dass wir hier wieder ein Außenbecken bekommen." Zufällig kommt Manfred Bredenkötter aus Südlengern hinzu und unterstützt überraschend die Ennigloher "Urgesteine" in ihrer Meinung für ein neues Freibad in dem Stadtteil. "Es wird nicht genug für Kinder geboten. Ich habe einen vierjährigen Enkel, der möchte bald mehr machen, als nur planschen. Ich bin Techniker und kann nicht verstehen, dass man es in zwei Jahren nicht schafft, eine Rutsche zu reparieren", macht Bredenkötter seinem Unmut Luft.

Kurz nach der Einweihung 1935: Links die Hecke steht heute noch. - © Picasa
Kurz nach der Einweihung 1935: Links die Hecke steht heute noch. | © Picasa

Reinhard Fischer, seit mehr als 50 Jahren Frühschwimmer in Ennigloh, hat inzwischen eine Postkarte herausgeholt. Die Karte ist am 20. Juli 1959 abgestempelt. Sie zeigt das Ennigloher Freibad wie es nach dem Krieg aussah. Der Eingang lag an der Ellersiekstraße, wo sich heute das "Bünder Tor" des Bünder SV befindet. Dieses Gebäude was das Bademeisterhaus. "Die Engländer hatten das Freibad besetzt und es 1949 oder 1950 wieder freigeben", weiß Reiner Ebmeier zu berichten. Sven Kampeter erzählt, dass er damals beim Bademeister Kurt Hess das Schwimmen gelernt hat. "Wir haben uns im Alter von etwa zehn Jahren das Schwimmen abgeguckt und so selbst beigebracht", spricht Reinhard Fischer für die andren drei Ennigloher.

Das Freibad wurde einst durch einen Bach im Dustholz mit Wasser gespeist und war zunächst nicht beheizt. "Morgens wurde das Wasser mit einer Gießkanne vom Bademeister Hans Wienecke gechlort. Seine Frau saß an der Kasse", sagt Reiner Ebmeier. "Der Eintritt kostete zehn Pfennig, wir aber sind oft durch ein Loch im Zaun gekrochen", ergänzt Brigitte Mailänder. Ebmeier weiß noch, dass Jugendliche, die Blödsinn gemacht hatten, am Abend mit Bademeister Wienecke die Liegewiese vom Müll befreien mussten.

Anfang der 1960er Jahre erfolgte der erste große Umbau. Der Eingang wurde in Richtung Kloppenburgstraße verlegt, die Holzbaracken abgerissen und durch neue Umkleidekabinen ersetzt. Das Freibad erhielt eine für jene Zeit modere Chloranlage und konnte fortwährend beheizt werden. Ende der 1960er-Jahre kam das Ennigloher Hallenbad hinzu. "Wir hatten eine Familienkarte und waren mit den Kindern in der Badeanstalt. Hier traf man sich am Wochenende oder in den Ferien", weiß Fischer noch.

Die Fußballfrauen aus Herford absolvierten in 1990er Jahren häufig im Sommer ein Trainingslager im Ennigloher Jugendheim. "Nachts sind wir zum Schwimmen über den Zaun geklettert", erzählt die langjährige Torfrau Elke Mailänder, geb. Hollack, zur Badekleidung will sie sich aber nicht äußern.

Um die Jahrtausendwende führte man eine ähnlichen Debatte wie zurzeit um die Bünder Bäder. Die Politik beschoss das Ende des Freibades in Ennigloh nach der Sommersaison 2002. Das Freibad Bünde-Mitte wurde saniert, das Freibad Ennigloh abgerissen und die Becken zugeschüttet.

Das Hallenbad bekam 2004 einen Anbau mit einem Sportbecken und wurde zur heutigen Welle erweitert. Wie immer in den nächsten Monaten zur Zukunft der Bünder Bäder entschieden wird - die Ennigloher werden ihre Badeanstalt in guter Erinnerung behalten und sich gern an die Geschichten ihres Freibades erinnern. "Wir vermissen ein Freiluftbecken", sind sich die vier Ennigloher einig und hoffen auf kleines Wunder.