Harsewinkel

Dokumentation der Harsewinkeler Friedhöfe

Heinrich de Byl, Günter Mense und Daniel Brockpähler erforschen Friedhöfe

Engagiertes Quartett: Daniel Brockpähler, Günter Mense, Heinrich de Byl und Eckhard Möller (v. l.) erforschen die Friedhöfe. |

Richard Zelenka
06.03.2015 | 06.03.2015, 07:45

Harsewinkel. Den Stein ins Rollen gebracht hatte Thorsten Amsbeck, der sich seit vielen Jahren mit Leidenschaft der Familienforschung in Harsewinkel widmet. Amsbeck plädierte dafür, dass die Erinnerung an die Verstorbenen wachgehalten wird und ihre Bedeutung in der Stadtgeschichte Harsewinkels nicht in Vergessenheit gerät.

Die UWG sprang auf diesen Zug auf. Und auch Stadtarchivar Eckhard Möller unterstützte von Anfang an die große Idee, ein umfassendes Dokumentationssystem für die Harsewinkeler Friedhöfe mit der Darstellung der wichtigsten Grabstellen zu erstellen. Er konnte auch die Politiker für dieses Vorhaben begeistern.

Das Projekt nimmt Fahrt auf. Möller ist es gelungen, engagierte und sachkundige Helfer um sich zu scharen. Neben dem früheren Hauptschulrektor und langjährigen Stadtführer Heinrich de Byl sowie Günther Mense, der bis zur Pensionierung in der technischen Dokumentation der Firma Claas tätig war und sich seitdem mit Einsatz und Sachverstand der Geschichte von Harsewinkeler Familien widmet, gehört auch der junge Marienfelder Heimatforscher Daniel Brockpähler zum Team. "Ich bin dankbar und froh, dass sich ehrenamtliche Helfer für diese Aufgabe zur Verfügung stellen. Die Stadt hat dafür kein Geld", so Möller.

Während de Byl und Mense zuerst den alten Teil des Harsewinkeler Friedhofes an der Hesselteicher Straße in Augenschein nahmen und bisher rund 200 Grabstellen nach einer vorgegebenen Kriterienliste katalogisierten, beschreitet Brockpähler einen anderen Weg: Er nutzt die bereits im Internet vorhandenen Foren und Plattformen, um seine Familienforschung voranzutreiben. Seiten wie www.grabsteine.geneology.net oder die weltweite Community "Find a grave" ("Finde ein Grab"), auf der bereits 112 Millionen Grabstellen erfasst sind, sind die ideale Plattform für diese Art Forschung. Daniel Brockpähler nahm sich zuerst den Marienfelder Friedhof vor. Er ging von Grab zu Grab und dokumentierte im Oktober während zwei Begehungen mit Fotos und den wichtigsten Daten den heutigen Bestand mit 729 Grabstellen und 1.049 Menschen, die dort bestattet wurden. "Das ging relativ fix", erinnert sich Brockpähler. Das Ergebnis ist auf der Geneology-Seite einzusehen.

Auch einen Teil des Greffener Friedhofes hat sich Brockpähler bereits vorgenommen. Der Erfassungsstand liege bisher bei etwa 70 Prozent, derzeit seien es 846 Personen auf 545 Gräbern, rechnet der Marienfelder vor. Und auch der Harsewinkeler Friedhof ist irgendwann Mal an der Reihe. "Wenn die Zeit es zulässt", will sich Brockpähler nicht festlegen lassen. Auch für ihn persönlich war die Dokumentationsarbeit ein Gewinn: Bei seinen Recherchen erfuhr er, dass seine Vorfahren einst nach Amerika ausgewandert waren und dort heute noch in Wisconsin ein großer Familienclan beheimatet ist. "Dort leben mehr Brockpähler als in Marienfeld".

De Byl und Mense sowie Brockpähler kommen sich nicht in die Quere, sie ergänzen sich vielmehr bei ihrer Forschungsarbeit. Das Ziel, so Möller, sei eine Kompletterfassung der drei Harsewinkeler Friedhöfe, die für jeden Interessierten auch per Internet zugänglich sein solle. Insgesamt hat das Quartett einen deutlichen Trend ausgemacht: "Die Gräberkultur änder sich massiv", bringt es Möller auf den Punkt. Die Grabstellen würden immer kleiner und weniger aufwendig. Die Zahl der Urnenbestattungen steige, auch immer mehr Familiengrüfte würden nach Ablauf der Ruhezeit nicht mehr weitergenutzt. Zunehmend stelle sich die Frage, was mit den Steinen aus den aufgegebenen Grabstellen geschehe. Möller plädiert dafür, diese auf einem abgeteilten Bereich der Friedhöfe aufzubewahren. "Denn sie sind ein Stück Geschichte dieser Stadt".

Information
Katalog von Kriterien

Es werden sämtliche Grabsteine dokumentiert, die vor einem Stichjahr (zum Beispiel 1945) aufgestellt worden sind.

Es werden die Grabsteine dokumentiert, die in besonderer Weise künstlerisch gestaltet sind.

Es werden Grabsteine dokumentiert, die für einzelne soziale Schichten charakteristisch sind.

Es werden Grabsteine aufgenommen, die auf Zwangsarbeiter sowie Gefallene des 1. und 2. Weltkriegs verweisen.

Es werden Grabsteine von Personen dokumentiert, die eine besondere Bedeutung für Harsewinkel haben.