Gütersloh

Christine Westermann empfiehlt im Theater Gütersloh ihre Lieblingsbücher

Das Blaue Sofa: TV-Moderatorin Christine Westermann empfahl im Theater zehn Romane und beschrieb ihre Rolle als Kritikerin in der ZDF-Sendung "Quartett"

Die Bücherempfehlerin: Nicht verreißen, empfehlen! So lautet die Devise von Christine Westermann, die auf Enladung des Theaterfördervereins auf dem Blauen Sofa von Bertelsmann im Theater Platz nahm. | © Andreas Frücht

25.11.2017 | 26.11.2017, 13:54

Gütersloh. Bücher verreißen? "Nee, ich empfehle Bücher", charakterisierte Christine Westermann Moderator Thorsten Wagner gegenüber ihr öffentliches Reden über Bücher. Das war schon im zweiten Teil des Abends mit der Journalistin auf dem Blauen Sofa von Bertelsmann. Dieses Möbel, das Ur- und daher inzwischen Museumsstück seiner Art, war diesmal ob des enormen Publikumsinteresses vom Hersteller COR in Rheda-Wiedenbrück statt in die Skylobby auf die Bühne des ausverkauften Theatersaals transportiert worden.

Zehn Bücher hatte Christine Westermann aus Köln mitgebracht und stellte sie in alphabetischer Reihenfolge jeweils knapp, doch ohne Eile vor. Aus einigen las sie kurze Passagen. "Sie müssen mir versprechen, dass Sie nicht mit der letzten Seite anfangen", bat sie gleich beim ersten vorgestellten Roman, "Warten auf Bojangles" von Olivier Bourdeaut. "Das Buch ist ein kleines Wunder." Dessen volle Wirkung soll man offenbar nicht durch Neugier mindern.

Nicht voreilig aufs Ende eines Buches schauen solle man, aber auch nicht allzu lange warten, dass es einen anspricht. "Ich gebe einem Buch so 30 bis 40 Seiten, und wenn es mich dann nicht gepackt hat, dann leg ich es zur Seite", sagte die Vielleserin. "Es soll Sie mitnehmen und nicht aufhalten in Ihrem Leben."

Werke, die den Leser, oder besser die auch an diesem Abend in großer Überzahl vertretene Leserin, auf diese Weise mitnehmen können, sind auch Arno Franks "So, und jetzt kommst du" über die Odyssee eines polizeilich gesuchten Vaters mit seiner Familie, erzählt aus Sicht des kleinen Sohnes, Takis Würgers "Der Club" oder der neue Roman des Schauspielers Joachim Meyerhoff ("Die Zweisamkeit der Einzelgänger"), den die Bücherplauderin auch im nächsten "Literarischen Quartett" im ZDF präsentieren will.

Als Christine Westermann dort für Paulus Hochgatterers 1944 auf einem Bauernhof in Österreich spielenden Roman "Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war" geworben hatte, war sie damit bei ihren drei Kollegen nicht durchgedrungen. Sie erinnerte bei ihrem Gütersloher Auftritt daran, lobte die Geschichte gleichwohl erneut als "große Kunst" und ein Buch, in dem man "zwischen den Zeilen fühlen" könne.

Bei "Die Melodie meines Lebens" von Antoine Laurain über die Spurensuche nach einer versehentlich nicht groß herausgekommenen Musikgruppe wiederum fand sie den Titel unsäglich, den Inhalt manchmal nah an der Kitschgrenze, das Cover diese überschreitend: dennoch lesenswert.

Den Kriminalroman "Durst" von Jo Nesbö empfahl Christine Westermann sogar "blind". Und das schon vor zehn Jahren erschienene "Weihnachten" von Wiglaf Droste, illustriert von Nikolaus Heidelbach und mit Rezepten von Vincent Klink angereichert, gehört für sie zu diesem Fest dazu.

"Ich bin die Bodenständige", beschrieb die leidenschaftliche Leserin ("Journalistin ist mein Traumberuf") ihre Rolle im "Quartett". Und: "Ich kann auch intellektuell, aber nur mit Mühe." Die für ihre eher gefühligen Literaturbesprechungen bekannte und weithin geschätzte Sofa-Frau gab sich im Gespräch mit Wagner schon demonstrativ uneitel: "Wenn ich eitel wäre, hätte ich nicht Kleidergröße 46."

Der Moderator und Vorsitzende des Theaterfördervereins verschlankte das später gentlemanlike auf 38 und sprach mit dem Gast noch über dessen aktuelles, von kleinen und großen Abschieden handelndes Buch "Manchmal ist es federleicht". Da ging es, eher heiter, um das Ende der WDR-Fernsehreihe "Zimmer frei" oder sehr ernsthaft um den schmerzhaften Abschied vom Vater mit gerade 13. Die emotionale Spannbreite ließ bruchstückhaft die Literaturpalette des Abends noch einmal aufscheinen.

INFORMATION


Westermanns Empfehlungen

  • Olivier Bourdeaut: Warten auf Bojangles, Piper
  • Paolo Cognetti: Acht Berge, DVA
  • Niklas Maak und Leanne Shapton: Manhattan, Hanser
  • Arno Frank: So, und jetzt kommst du, Tropen
  • Joachim Meyerhoff: Die Zweisamkeit der Einzelgänger, Kiepenheuer und Witsch
  • Paulus Hochgatterer: Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war, Deuticke
  • Takis Würger: Der Club, Kein und Aber
  • Antoine Laurain: Die Melodie meines Lebens, Atlantik
  • Jo Nesbö: Durst, Ullstein
  • Wiglaf Droste: Weihnachten, DuMont
  • Westermann: Manchmal ist es Federleicht, Kiepenheuer und Witsch