Gütersloh

Diese Taschenuhr hat einem Wirt das Leben gerettet

Das Schmuckstück wird in Kürze versteigert

Uhr als Glücksbringer: Wie es zu dem Sprung in dem Zifferblatt aus Emaille kam, ist eine echte Räuberpistole. | © Nicole Hille-Priebe

21.09.2017 | 21.09.2017, 08:30
Exklusiv: Detlef Jentsch mit einem Teller des Schahs. - © Nicole Hille-Priebe
Exklusiv: Detlef Jentsch mit einem Teller des Schahs. | © Nicole Hille-Priebe

Gütersloh. Für ihren früheren Besitzer war diese Taschenuhr mehr Wert als das Gold, aus dem sie gemacht ist, denn sie hatte kurz nach dem Krieg sein Leben gerettet. Detlef Jentsch, der das außergewöhnliche Stück am kommenden Samstag in seinem Auktionshaus versteigert, ist begeistert von der Geschichte des antiken Zeitmessers: "Sie gehörte dem Wirt der ehemaligen Gaststätte Zur Laterne in der Bielefelder Altstadt. Nicht lange nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er eines Abends von einem Gast überfallen und mit einem Messer bedroht", erzählt das Gütersloher Urgestein. "Doch als der Angreifer den Wirt mit seinem Stilett in die Brust stechen wollte, blieb die Spitze der Klinge im Zifferblatt der Uhr in seiner Brusttasche stecken, nachdem sie den goldenen Deckel und das Glas durchstoßen hatte."

Der Wirt überlebte unverletzt und erfreute sich noch einige Jahrzehnte bester Gesundheit, war aber "ein eher verschlossener Typ und immer etwas muffelig", wie sich der Bielefelder Kurt Dworschak erinnert, der in den 1960er Jahren ab und zu in der Laterne zu Gast war. Das Lokal in der Breiten Straße sei bekannt gewesen für seine hausgemachte Sülze mit Senfsoße - und für das gut gezapfte Bier.

Jetzt hat sich der in Gütersloh lebende Urenkel des Gastwirts an Detlef Jentsch gewandt, damit er das Erbstück versteigert. "In der Familie hat niemand Interesse an der noch immer voll funktionsfähigen Uhr, bei der nur Deckel und Glas erneuert wurden. Das Zifferblatt mit der Einstichstelle ist immer noch dasselbe und erinnert an das unglaubliche Glück, das der Besitzer damals hatte", sagt der Auktionator.

Liebte den Luxus: Naser ad-Din Schah. - © Carte des Visite
Liebte den Luxus: Naser ad-Din Schah. | © Carte des Visite

Den Wert der Taschenuhr aus 585er Gold, die aus einer nicht näher bestimmbaren, deutschen Manufaktur stammt, schätzt Jentsch auf 400 bis 500 Euro, "aber das ist nur das Material. Den ideellen Wert dieser besonderen Uhr kann man gar nicht berechnen". Auch deshalb habe sich die Familie gegen die Veräußerung im Altgoldhandel entschieden, denn die skurrile Geschichte der Taschenuhr als Lebensretter würde dort niemanden interessieren - bei einer Auktion aber sehr wohl.

Das trifft auch auf einen weiteren kleinen Schatz zu, den Detlef Jentsch am Samstag neben vielen anderen wertvollen Stücken bei seiner Herbstauktion aufruft, in diesem Fall handelt es sich allerdings um sogenanntes weißes Gold: Porzellan aus der ungarischen Manufaktur Herend, das in den 1870er Jahren für den damaligen Schah von Persien bemalt wurde.

Naser ad-Din Schah war bis zu seiner Ermordung 1896 der letzte absolutistische Herrscher Persiens und saß fünf Jahrzehnte lang auf einem Thron, der mit dicken Goldplatten belegt und mit Edelsteinen besetzt war. Auf der Brust trug er laut Augenzeugenberichten stets 48 riesige Diamanten und auf jedem Schulterstück drei große Smaragde.

Keine Frage: Naser ad-Din Schah, der mit 25 Frauen verheiratet war, die ihm 14 Söhne und eine nicht überlieferte Zahl von Töchtern gebaren, hatte einen ausgesuchten und kostbaren Geschmack. "Das Porzellan wurde von Ekehart László handbemalt. Seine reiche Verwendung von Gold ist über üppigen Türkis- und Granatapfelschattierungen auf einem reinen weißen Feld geschichtet - ein ebenso komplexes wie luxuriöses Muster", erklärt Jentsch.

Besichtigung der Objekte ist am Samstag zwischen 12 und 14 Uhr, die Auktion an der Verler Straße 1 beginnt im Anschluss um 14 Uhr.