Serien

"Everything Sucks!" auf Netflix: Die 90er-Serie, die gar keine ist

Oliver (Elijah Stevenson) und Emaline (Sydney Sweeney) in "Everything sucks!". | © Scott Patrick Green/Netflix

Angela Wiese
17.02.2018 | 20.02.2018, 10:15

Eine Serie, die in den 90er-Jahren spielt - das hätte etwas werden können in diesen Retro-verliebten Zeiten, in denen die 80er in Serien wie "Stranger Things" erfolgreich aufgearbeitet werden und Neuauflagen von Pixelgames und Nokia-Handys uns in Erinnerung schwelgen lassen. Nun ist die von Netflix mit dem Nostalgie-Versprechen versehene Serie "Everything Sucks!" da und lässt den Zuschauer mit einer Frage zurück: Wie kann man denn nur so daneben liegen?

Ganz schön viele Baustellen

"Everything Sucks!" spielt an einer amerikanischen Highschool Mitte der 90er-Jahre. Es geht um Freundschaft, Liebe, Trennung, ein Coming-out, Selbstzweifel und Zukunftsängste. Ganz schön viele Baustellen für die zehn etwa 30 Minuten langen Folgen. Das macht sich bemerkbar, die Story bekommt eigentlich erst in den letzten Folgen Ruhe und eine feste Struktur.

McQuaid (Rio Mangini), Luke (Jahi Di'Allo Winston) und Tyler (Quinn Liebling). - © Scott Patrick Green/Netflix
McQuaid (Rio Mangini), Luke (Jahi Di'Allo Winston) und Tyler (Quinn Liebling). | © Scott Patrick Green/Netflix

Dabei gäbe es genügend gute Ansatzpunkte, um schon am Anfang der Serie einen roten Faden zu legen. Ein Mädchen, das gerade herausfindet, dass es lesbisch ist. Ein Junge, der seinen Vater nur über VHS-Kassetten kennenlernt. Ein alleinerziehender Mann, der nach dem Tod seiner Frau eine neue Beziehung beginnt. Leider will die Coming-of-Age-Serie Drama und Comedy zugleich sein. Die durchaus dramatischen Momente der Geschichte werden aber nicht ausgearbeitet, sondern immer wieder durch Klamauk und überzeichnete Figuren unterbrochen. Schade.

Bunte Hemden, dicke Zopfgummis

Apropos überzeichnete Figuren: Die Serienschöpfer Ben York Jones und Michael Mohanhaben haben so ziemlich alle Figuren in diese Serie eingearbeitet, die sowieso immer in amerikanischen Highschool-Serien zu sehen sind, egal in welcher Zeit sie spielen. Es gibt den Außenseiter-Streber, den Außenseiter-Witzbold, den Außenseiter-Normalo und die schönen Extrovertierten.

Optisch fühlt sich der Zuschauer stellenweise an die 90er-Jahre-Serie "Parker Lewis - Der Coole von der Schule" erinnert. Das liegt an den bunten Hemden und den dicken Zopfgummis. Womit wir beim eigentlich wichtigsten Teil dieser Serie wären: den 90er-Jahren. Die sollen doch irgendwo vorkommen, eigentlich.

Aber ach, es zeigt sich, dass Zopfgummis, bunte Hemden und VHS-Kassetten noch keine überzeugende 90er-Jahre-Serie machen. Immer mal wieder einen Song von Oasis, Tori Amos oder Ace of Base einzuspielen, reicht ebenfalls nicht.

Eine einzige echte 90er-Szene

Es gibt genau einen Augenblick, in dem ein Zuschauer, der in den 90er-Jahren in einem popkulturell aufnahmefähigen Alter war, sagen würde: Ja, so war es wirklich. In dieser einzig wahren 90er-Jahre Szene in "Everything sucks!" suchen ein paar Teenager Informationen im Internet. Sie landen auf einer bunten Seite, die sehr sehr langsam lädt. Sie lesen einen Text und einer der Jugendlichen fragt: "Warum sollte das jemand ins Netz schreiben, wenn es nicht stimmt?" Ja, exakt so war das damals.

Fazit: Die Serie bleibt in sieben von zehn Folgen furchtbar oberflächlich. Deshalb sind die Figuren nicht liebenswert, deshalb ist die Geschichte nicht mitreißend. An ein 90er-Jahre-Gefühl ist beim Schauen gar erst zu denken. Was bleibt, ist die anfangs gestellte Frage: Wie kann man nur so daneben liegen?

"Everything Sucks!" ist seit dem 16. Februar bei Netflix verfügbar.