
Nun, lassen Sie es uns so sagen: Wir hatten Recht. Wir hatten holy shit und oh fuck nochmal Recht! Der Dschungelkönig des Jahres 2017 heißt Marc "The Machine" Terenzi. Und das ist nicht nur der Sieg eines ehemaligen Strippers über die High Class, sondern wohl auch der erste Trump-Wähler auf einem deutschen Thron.
Wer hätte das am Anfang dieser wirklich schlappen elften Staffel von Deutschlands quotenstärkstem Sozialexperiment gedacht, dass Marc "Keine Ähnung" Terenzi zum Dschungelkönig gewählt werden würde und "the kron" bekommt? Weder unsere Leser (die in unserer Umfrage tagelang Mallorca-Jens den Thron besteigen sahen - sehen Sie hier das Endergebnis), noch wir selbst. Und mal ehrlich: im Thema "erfolgreiches Besteigen" hatte Jens rein quantitativ die Nase ganz weit vorn. Von Marc Terenzi sind fünf Kinder bekannt, von Mallorca-Jens dagegen acht! Wie sagte er noch an Tag 9, nachdem er versucht hatte, alle aufzuzählen? "Ich hoffe, ich hab kein Kind vergessen!"
"Marc ist 'ne Bank", haben wir in unserer König-Prognose vor wenigen Tagen geschrieben. Und: "Auf ihn ist immer Verlass: Sowohl, was Prüfungen angeht, als auch in Sachen seelischer Stabilität. Freundlich, zuverlässig und zuvorkommend kümmert er sich um die anderen." Inzwischen müssen wir festhalten: man muss weder seinen Nippel durch die Lasche ziehen, noch Kuhnippel verspeisen, um Dschungelkönig zu werden. Denn gerade heute war Marc überhaupt nicht zuverlässig in seiner Prüfung.
Bier und Zigaretten
Aber von Anfang an! Kaum hat Thomas "Icke" Häßler das Camp verlassen (erste Tat in der Freiheit: Bier und Zigaretten - hätte er auch noch ein Steak gefordert, hätten wir einen handfesten Achim-Reichel-Ohrwurm gehabt), fasste Florian die völlig unfassbare Situation mustergültig zusammen: "Jetzt sind nur noch die Durchgeknallte, der Stripper und der Botox-Boy da." Besser hätten wir es auch nicht formulieren können.

Die letzten drei Dschungelprüfungen stehen an, die so illustre und klangvolle Titel tragen wie "Uffz", "Ächz" oder "Doing". Doing? Damit kennt Marc sich aus: "Doing is doing! Machen!" Bäm! Aber nix mit bäm. Doing ist doing! Oder wie Hanka erklärt: "Wie mit nem Klöppel gegen eine Glocke." Das ist dieselbe Frau, die wenig später sagen wird: "Meine Stimme hallt unter meiner Schädeldecke wider." Vielleicht ein wenig zu viel Doing.
Hanka, die reizüberflutete Fee des Dschungels, für die Elvis Presley einst seinen Hit "Big Hanka Of Love" gesungen hat, muss als erste zur Prüfung, die da heißt: Uff! Für fünf Sterne steigt sie in den "Schlimmerbecher", eine ziemlich unappetitliche Version eines Eisbechers, in dem sie angewurzelt stehen und mit dem Mund Sterne lösen muss, während Fischabfälle, Hühnerbrösel, verdorbene Früchte und ebensolches Gemüse, Fleischabfälle, Mehlwürmer, Kakerlaken und Grillen auf sie herabregnen. Haben wir was vergessen? Achja: Schleim. Bester Spruch von Hanka: "Ich bin doch keine Biotonne! Wer wird mich denn je wieder ernst nehmen?" Beste Leistung: Fünf Sterne! Respekt!
"Hölle heute nochmal"
Derweil machen sich die beiden Männer im Camp schon Sorgen um Hanka. Florian: "Warum ist die so lange weg?" Marc: "Ich hab keine Ähnung." Just in diesem Moment: Auftritt Hanka. Erster Satz: "Hölle heute nochmal." Es sind Sätze, die literarisch anmuten, die preisverdächtig sind, weil sie so viel Wahrheit verdichten. Wir sind hin und weg und warten auf die erste Sammlung von Aphorismen aus dem Dschungelcamp. Muss noch vor der Leipziger Buchmesse auf den Markt. Markt Terenzi.

Der spätere Dschungelkönig muss geahnt haben, was ihn erwartet, wenn Hanka schon durch die Hölle gegangen ist. "Ich hoffe, dass nicht Essensprufung", radebricht er sich auf dem Weg zusammen. "Hanka has the best gegeben, ich hoffe, ich auch." Kommt aus dem Dschungel, sieht einen Tisch und einen Stuhl und sagt: "Oh, I can guess, was das is." Seine Prüfung heißt: Ächz. Marc übersetzt: "Scheise."
Es ist natürlich die "Essensprufung". Zwei Nippel vom Kuheuter? Er bemüht sich redlich, aber die Dinger sind einfach zu zäh. Der erste Stern ist verloren. Dann pürierte, fermentierte Eier. Nicht lang schnacken, Kopp in' Nacken, weg ist das Zeug, in nur zehn Sekunden. Dafür gibt's einen Stern. "Schmeckte wie schleckte Schaum." Dann die Vagina einer Krokodilsdame, die im Krokodilshimmel sicher bittere Krokodilstränen weint, seit Marc sie verschmäht hat. Nochmal davon gekommen ist eine Spinne ("Ich esse nicht lebende Tiere"), nicht aber das Kamel, dessen eine Hirnhälfte Marc verspeisen musste ("Alder! Ick denke an Brownie, Leberwurst!"). Kämpft und kaut und würgt und ergattert einen zweiten Stern. Magere Ausbeute für einen Mann, der Dschungelkönig sein will. Aber: "For me das war de schlimmste Teil von de ganze Essenssachen." Man hätte ihn ein bisschen herzen wollen, oder? A little bisschen.
"Oh, Gott, das halte ich nicht aus!"

Und Florian? Seine Prüfung ist die mit dem Doing. "Mein Ziel ist es, fünf Sterne zu gewinnen durch mich und meine eigene Manpower." Auf dem Rücken muss Botox-Boy sich in eine Höhle legen und in fünf Minuten im Dunkeln fünf Sterne abknoten. Wichtigster Satz (Dr. Bob): "Don't panic!" Beste Antwort nach wenigen Sekunden (Florian "Manpower" Wess): "Ich hab Angst, ich hab Panik! Oh Gott, das halte ich nicht aus! Ich muss die Hände vor mein Gesicht halten, sonst kann ich das nicht! Gott!"
Wir steigen ein in das Panic-Minutenprotokoll. Die fünf Minuten laufen noch nicht, da gluckert Wasser in die Höhle. Florian: "Ich hab so Panik, Leute!" Jetzt kommen die Ratten, aber die Uhr läuft noch immer nicht. "Es reicht! Beißen die mich?? Hört auf mit dem Wasser!!!" Endlich läuft die Zeit, und Florian beginnt mit dem Abknüpfen der Sterne. Allerlei Kleingetier regnet auf in herab.
"Ich krieg keine Luft, meine Nase ist verstopft. Verpiss dich, du Vieh. Aua, die hat mich voll gebissen!" Moderatorin Sonja Zietlow: "Je ruhiger du bleibst, desto ruhiger bleiben die Tiere." Reaktion? "Spinne!! Bah, hört auf!! Erzählt mir nochmal, was ich gewinnen kann. Nochmal, bitte. Nochmaaal! Nochmal, bitte erzählen." Und Sonja erzählt und erzählt und hilft dem "Manpower"-Flori durch die Prüfung. Der holt alle fünf Sterne und findet das natürlich "High Class". Die Erleichterung ist ihm allerdings deutlich anzusehen, das überstanden zu haben. "Heute war wirklich high class in the dark."
Das Camper-Camp-Fazit
Zeit für das Camp-Fazit der drei Verbliebenen:
Hanka Rackwitz: "Wenn ich eine Sache in meinem Leben unterschätzt habe, dann war es das Dschungelcamp. So viel angstfreie Zeit wie hier hab ich seit 20 Jahren nicht gehabt. Ich will das jetzt immer, dafür will ich kämpfen. Ich bin sicher, dass ich das schaffe."
Florian Wess: "Ich hab gelernt, dass ich noch lebe, ich habe wieder Freude empfunden, ich dachte, ich sei zu abgestumpft.
Marc Terenzi: "Ich miss ihn, unseren Frosch Trevor."
Häme im Hintergrund
Und so sehr wir uns auch viel mehr Beef gewünscht hätten in diesem Jahr, so sehr machen diese drei Camper deutlich, warum es 2017 ein bisschen anders war. Es war emotionaler, kuscheliger (jedoch ohne Sex), verrückter und selbsterkenntnisreicher als in den vergangenen Jahren. Die ewigen Beschwörungen der "La Familia Grande", die solchen bedauernswerten Geschöpfen wie der seelisch am Boden liegenden Gina-Lisa das Lachen zurückgaben, haben ihr übriges getan. Und so tritt die Häme über die strunzdummen Doppel-D- bis Z-Promis in diesem Jahr ein wenig in den Hintergrund.
Florian Wess, der in den selbstgestrickten Socken seiner Oma nach Australien flog und im Einspieler der ersten Folge sagte, er glaube, alle Kuscheltier-Greifautomaten auf der Kirmes seien manipuliert, hat sich zu einem sympathischen Kerl entwickelt, obgleich dieses "high class"-Gefasel mitunter nerviger war als die "Kasalla"-Rufe von Thorsten Legat im vergangenen Jahr. Der Drittplatzierte sagte zum Abschied nicht leise Servus, sondern: "High class, ich bin Florian Wess, ich bin so rein in den Dschungel, und ich geh so wieder raus."
Wie aber gehen zwei Menschen, die realisieren, dass sie kurz davor sind, das ganz große Ding zu machen, damit um? Würdig oder verrückt. Der Würdige: "Holy shit! I can nich mehr reden." Die Verrückte: "Ich bin Zweiter, mein Gott. Marc, ich bin die Zweite. Oh, Marc, ich schwitze, ich schwitze! Marci, man mag uns gern leiden, es ist unfassar! Ich dreh durch!!!" Der Würdige bleibt sitzen, die Verrückte tigert herum und rauft sich das Haar. Die Verrückte wird Zweite, der Würdige König.
Schon schön anzusehen
Und man kann von Marc Terenzi halten, was man will, auch natürlich von seinem zweifelhaften Sinn für die richtige Entscheidung bei der US-Wahl, aber wie zurückhaltend und in sich gekehrt er reagiert, als klar ist, dass er der neue Dschungelkönig ist, das ist schon schön anzusehen. Das mit dem Fluchen muss er sich noch abgewöhnen, es ist bei Hofe wohl nicht sehr chic, wenn ein König Dinge sagt wie "Holy Shit" oder "Oh, fuck!".
Das Fluchen ist jedoch nur das eine, das andere ist seine Artigkeit, seine Bescheidenheit. Nur ein Dschungelkönig der Herzen sagt nach seiner Inthronisierung: "Wow, danke schön. Ick bin totally geflashed gradä. Danke schön, ick habe nicht das erwartet, das ist anvergässlich. Ick haff auf diese Moment gewartet."
Wir warten jetzt auch. Auf das Dschungelcamp 2018. Wie lange noch?
#ibes-TweetsNoch nicht genug vom Dschungelcamp? Hier geht's zu:
Tag 15: "This is nicht normal"
Tag 14: "... und dann bäm, bäm, bäm!"
Tag 13: "A fucking riesige Spinne"
Tag 12: "Jetzt zeigen alle ihre hässliche Fresse"
Tag 11: "Ich muss Lulu - kommst du mit?"
Tag 10: "Dies is ä perfect moment davor"
Tag 9: "Du kriegst 'ne Anzeige von mir!"
Tag 7: "Näcksmassasch hilft immärr!"
Tag 6: "Noch nie so'n beschissenes Karussel gesehen"
Tag 5: "Die waren hier drin, bis in meine Vagina"
Tag 4: "You are the beautifulst"
Tag 3: "Ich sitze schon auf meinen Arschknochen"