
Es ist einfach so. Die Geister, die man ruft, die wird man nicht wieder los. Gestern haben wir uns beklagt über die Langeweile. Und heute... hätten wir fast gern wieder etwas mehr davon zurück. Denn mit so viel ... so viel ... Handlung... Sex... Männlichkeit... muss man erstmal umgehen können, selbst als erfahrender Dschungelcamp-Gucker. Doch von vorn.
Sex im Camp. Was haben wir darauf gewartet. Jetzt ist er da. Denn da sich partout keine Lager bilden wollten, hat RTL gaaanz tief in die Trickkiste gegriffen und selbst eins aufgemacht: Jungs gegen Mädchen, nääänänänäänäää, ätschi-bätschi... Na ja, eigentlich eher: Jungs für
Mädchen. Geschlechtertrennung. Steinzeit. Heißt: Die Männer ziehen aus und erlegen das Wild und die Frauen bleiben in der Höhe und hüten das Feuer. Bisschen billig. Können die ja. Stehen wir auch drauf. Und es funktioniert.
Es funktioniert tatsächlich so gut, dass Markus Majowski zum Sexobjekt aufsteigt. Ja, Sie haben richtig gehört. Der kleine, wahnsinnige Dicke ist das neue Sexobjekt im Camp. Und zwar gleich von zwei Frauen: Hanka und Kader können sich nach acht Tagen Enthaltsamkeit in roten Hotpants dem Bann von Bauch, Brille und Brustbehaarung nicht mehr entziehen, wie Kader im Hängematten-Gespräch mit Sarah Joelle offenbart: "Heute stehe ich auf Markus-Typen. Bisschen intellektuell. Erfahren. Bäuchlein. Haare. Das erregt in
Frauen so viele Fantasien. Ich weiß nicht, was passiert, wenn wir jetzt hier wochenlang auf dem Berg ..." Wir schon: #Kaderjowski
Zugegeben, mit dieser Kombination hat niemand gerechnet. Aber auch, wer es erwartbarer und infantiler mag, kommt heute voll auf seine Kosten. Denn RTL greift wie immer zur Schmalspur-Romantik und schickt Honey und Gina-Lisa für eine Nacht ins "Loch". In den vorherigen Episoden handelte es sich dabei um eine schäbbige Erdhöhle, die in regelmäßigen Abständen mit Spinnen und Ratten geflutet wurde.
Doch auch - Erkenntnis Nummer 1 - das Privatfernsehen ist lernfähig und hat eingesehen, dass frau sich angesichts Geviechs und Klaustrophobie mehr schlecht als recht entspannen kann. Und so erwartet die beiden Turteltäubchen ein komfortables Alternativ-Camp über der Erde, mit Weißwein, Käsehäppchen und Doppelbett.
Als dann noch ein gewaltiges Gewitter runterkommt und Gina-Lisa sich schutzsuchend an den debil grinsenden Honey kuschelt, scheint der Drops gelutscht. Doch Fehlanzeige. Immerhin hat Gina-Lisa erst vor Kurzem ihre Privatsphäre zu Grabe getragen. Und auch - Erkenntnis Nummer 2 - Gina-Lisa ist lernfähig und kombiniert messerscharf: Gerade jetzt kommt Sex vor der Kamera irgendwie nicht so gut. Außer pubertärem Gekicher und Geflüster herrscht also tote Hose im "Loch". Schade, Schokolade.
Doch überrascht das wirklich? Nein! Was dagegen völlig verblüfft, ist die Tatsache, dass sich überhaupt eine der Ladies für die müden Möchtegern-Machos erwärmen kann. Denn die liefern alles in allem eine dermaßen schlappe Performance ab, dass man wirklich bedauert, sie nicht per Sammelanruf rauswählen zu können.
Ich meine, was war das für ein Potential! Wildnis, Lagerfeuer, Überlebenskampf, Muscleshirts. Und die Chance für fünf Kerle, sich zu beweisen, das Essen ranzuschleppen für die Frauen. Bäm! Und was machen sie draus? Den Witz: Gehen fünf Kerle zur Dschungelprüfung... Ach ja, Jens ist schon gar nicht erst mitgekommen. Er hat Knie. "Ich mach dann nächstes Mal..." Nee, ist klar.
Der Rest der Helden zieht aus, männlich, markig, möchtegern, und vereinzelt sogar muskulös. Das vorteilhaft aufgestellte Gruppeninterview gerät allerdings zum kompletten Testosteron-Burnout. Honey: "Ich freu mich total." Markus: "Mein Magen grummelt ein bisschen." Ach ja, und wie sie es gern hätten, wissen sie auch schon: Trocken, nicht matschig, nicht siffig, nicht schleimig, nicht stinkend. Und: komplett frei von Tieren. Braucht einer noch den Beweis, dass wir eine Männlichkeits-Krise haben?
Nicht schleimig, nicht siffig, nicht stinkend wird dann schon mal nichts. Beim zugegebenermaßen wirklich witzigen Saufspiel "Ruck Schluck" (oder wie Markus sagt: "Ruck den Schluck") müssen die kleinen Draufgänger pürierte Kotzfrucht, Schweinesperma und pürierte Schafshoden trinken. Machen sie auch relativ souverän und sie scheitern auch weder an Ickes pantomimischen Totalausfällen oder Marcs Sprachbarrieren. Sondern an ihrer geschlossenen Totalverweigerung angesichts eines Bechers Kuh-Urins. Und so latschen die fünf armen Schlucker trotzig mit drei Sternen ins Camp zurück. (Zuletzt holten Hanka und Nicole 12 von 12 Sternen, Sarah Joelle sieben.)
Doch La Grande Familia wäre nicht La Grande Familia, wenn die Damen kein Verständnis für die Lage hätten. Außerdem übertrifft sich Honey selbst darin, die Umstände zutiefst plausibel zu erklären: "Wir haben keine Action gehabt." Nee, stimmt. Ihr musstet denken. Voll unfair. Sieht er auch so. Und legt noch einen nach: "Der erklärt was. Es ist heiß. Du hast wenig gegessen. Und dann noch: Denken." Oh. Mein. Gott.
Mit Beef ist es also immer noch nicht so richtig was. Zwar zickt es hier und da, doch so lange drei Sterne mit aufmunterndem Schulterklopfen und Näcksmassasch aufgenommen werden, hängt der Campsegen noch lange nicht schief genug.
Den endgültigen Beweis für den hartnäckigen Zusammenhalt liefert Klopapier-Gate. Fünfeinhalb Rollen haben die Kandidaten innerhalb von einem Tag verbraucht. Nun ist es leer. Also teilen jetzt alle. Plündern ihre Geheimverstecke zum Wohle aller. Und haben sich schon wieder total lieb. Aber es gibt noch Hoffnung. Denn ausgerechnet der grundsolide Honey zerbricht am drohenden Mangel von Arschpappe, kündigt gar seinen Abbruch an. Die Nerven werden poröser. Es gibt noch Hoffnung. Und gelernt haben wir natürlich auch wieder was:
1. Hanka ist keine Granate im Bett. Aber auch nicht schlecht. Sie steht auf Ausfallschritte mit dem Kochlöffel. Und sie kann sehr gut Salate machen.
2. Ums Abführen müssen wir uns trotz des Ausscheidens von Fräulein Menke keine Sorgen machen. Geradezu durchfallartig entleeren sich die Camp-Kandidaten nach wie vor. Allerdings vor allem verbal.
3. Sarah Joelle ist raus. Und in China... na, Sie wissen schon.
4. Es heult sich etwas umständlich mit Botox. Irgendwas muss sich scheinbar im Gesicht dabei bewegen. Wenn das nicht geht, springt, wie bei Floris Trauer um das ausgeschiedene Fräulein Menke, kurzerhand das ein oder andere Äderchen unschön aus der Stirn.
In diesem Sinne: Bis morgen.
Noch nicht genug vom Dschungelcamp? Hier geht es zu:
Tag 7: "Näcksmassasch hilft immärr!"
Tag 6: "Noch nie so'n beschissenes Karussel gesehen"
Tag 5: "Die waren hier drin, bis in meine Vagina"
Tag 4: "You are the beautifulst"
Tag 3: "Ich sitze schon auf meinen Arschknochen"