Netzwelt

Fake-Accounts machen Stimmung für die Homöopathie

Auf Twitter manipuliert ein Bot-Netzwerk die Diskussion um die alternative Behandlungsmethode. Laut einem Medienbericht werden Hashtags mit hunderten Tweets pro Stunde überflutet.

Helfen Globuli? Die homöopathische Behandlungsmethode ist hoch umstritten. | © picture alliance / dpa Themendienst

Matthias Schwarzer
23.05.2018 | 23.05.2018, 17:18

Berlin. Die Homöopathie ist eine hoch umstrittene Behandlungsmethode. Wissenschaftliche Belege für ihre Wirksamkeit fehlen seit jeher - ein EU-weiter Wissenschaftsrat hat kürzlich davor gewarnt, dass die Methode sogar schädlich sein kann, wenn eine notwendige medizinische Behandlung dadurch verzögert wird.

Im Kampf gegen das schlechte Image hat die Homöopathie-Lobby nun aber offenbar eine neue Werbe-Plattform entdeckt: Die sozialen Netzwerke. Insbesondere auf Twitter existiert seit mehreren Monaten ein Netzwerk aus Fake-Accounts, das gezielt positive Stimmung für die alternative Behandlungsmethode macht. Das hat das Online-Magazin Buzzfeed News herausgefunden.

Rund 70 Bots geben vor, echte Personen zu sein und manipulieren dadurch Diskussionen auf Twitter. Hashtags wie #Homöopathie oder #MachAuchDuMit würden mit hunderten Tweets pro Stunde beschossen, heißt es in dem Bericht. Da sich die Accounts auch gegenseitig Liken und Retweeten steigen die Tweets im Twitter-Ranking und werden Nutzern besser angezeigt.

Interesse an homöopathischen Mitteln geht zurück

Wer hinter den Fake-Accounts steht, bleibt unklar. Allerdings nutze die Aktion vor allem dem Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte, heißt es bei Buzzfeed. Dessen Tweets würden vor allem durch die Fake-Accounts befeuert.

Statistiken besagen, dass die Lust der Deutschen an homöopathischen Mitteln im vergangenen Jahr zurückgegangen ist. 2017 verkauften die Apotheken hierzulande rund 53 Millionen Packungen homöopathischer Präparate, schätzt die Pharma-Marktforschungsfirma IQVIA. Im Vorjahr waren es noch gut 55 Millionen. Der Umsatz stieg dennoch leicht an.

Für Kritik sorgt, dass die Behandlung mit homöopathischen Mitteln in vielen Fällen auch von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen wird. Eigentlich dürfen diese nur Beiträge für anerkannt wirksame Therapien erstatten - für die Homöopathie gilt allerdings eine Ausnahme.