Palermo/Athen/Istanbul (groe). Während Deutschland typisches mitteleuropäisches Sommerwetter mit teils starken Regenfällen erlebt, kämpfen Urlaubsländer im Süden mit enormer Hitze, Trockenheit und Waldbränden. Auch in den USA und Russland stehen gewaltige Flächen in Brand. Ein Überblick.
Die italienische Feuerwehr kämpft auf Sizilien weiter gegen zahlreiche Waldbrände. Am Freitag rückten die Einsatzkräfte bis zum späten Nachmittag 140 Mal wegen der Flammen aus, wie die Feuerwehr auf Twitter mitteilte. Landesweit sprach die Feuerwehr von insgesamt rund 370 Waldbrandeinsätzen. Kritisch sei die Lage auch im Latium, wo die Hauptstadt Rom liegt, sowie in den Regionen Apulien und Kampanien.
Auf einer Aufnahme aus einem Hubschrauber waren Brände zu sehen, die bis vor die Großstadt Catania im Osten Siziliens vorgedrungen waren. Dicke Rauchschwaden zogen über die Häuser der Stadt am Fuße des Vulkans Ätna hinweg. Der Flughafen Catania teilte am Freitagabend mit, dass der Flugbetrieb vorübergehend eingestellt werde. Der Nachrichtenagentur Ansa zufolge wurden in der Stadt Häuser evakuiert.
Die Zivilschutzbehörde auf Sizilien sagte für Samstag die höchste Brandrisikostufe für Ost- und Nordsizilien voraus. Die Temperaturen dürften demnach wieder etwas unter 40 Grad Celsius liegen. Seit Tagen lodern vor allem in Süditalien und auf den großen Inseln Feuer. Neben Sizilien ist auch der Westen Sardiniens besonders betroffen. Dort brannten Wälder und Häuser ab. Rettungskräfte mussten Menschen in Sicherheit bringen. Trockenheit, Hitze und starke Winde sorgen immer wieder dafür, dass sich die Brände ausbreiten.
Drei Tote
In der Türkei dauern derweil die Löscharbeiten an. Feuer, die in ihrer Zahl normalerweise über einen langen Zeitraum auftreten, seien innerhalb von zwei Tagen ausgebrochen, sagte am Freitag Bekir Pakdemirli, der Minister für Land- und Forstwirtschaft.
Seit Mittwoch waren zahlreiche Brände an unterschiedlichen Orten der bei Touristen beliebten Mittelmeerküste ausgebrochen. Laut Fahrettin Altun, dem Kommunikationsdirektor des türkischen Präsidenten, waren es bis Freitagmorgen insgesamt 63 Feuer. Auf Fernsehbildern waren meterhohe Flammen, dunkle Wolken und verkohlte Landschaften zu sehen. Durch die Brände sind bisher offiziellen Angaben zufolge drei Menschen getötet worden. Zahlreiche Menschen wurden verletzt, darunter ein Deutscher. Etliche Tiere starben in den Flammen.
In Spanien war am vergangenen Wochenende ein Waldbrand rund 100 Kilometer westlich von Barcelona außer Kontrolle geraten. Im trockenen Süden Frankreichs zerstörten Flächenbrände Ende Juni mehrere Häuser und Hunderte Hektar Land.
Feuer im Norden
Nach einem ungewöhnlich heißen Sommerbeginn in Skandinavien hat ein heftiger Waldbrand im Nordwesten Finnlands eine Fläche von mehr als 300 Hektar zerstört. Das Feuer, das am Montag etwa 25 Kilometer südlich des Hafens von Kalajoki ausbrach, konnte bis Freitag nicht vollständig unter Kontrolle gebracht werden, wie die Behörden mitteilten. Aufgrund von Regenfällen in der Region wurde es jedoch eingedämmt. "Es wird mindestens eine Woche, vielleicht auch zwei oder drei dauern, bis das Feuer vollständig gelöscht ist", sagte Feuerwehr-Einsatzleiter Jarmo Haapanen.
Rund 250 Einsatzkräfte, darunter auch Soldaten, beteiligten sich an den Löscharbeiten. In dem ohnehin spärlich besiedelten Gebiet waren keine Evakuierungen nötig. Die Brandursache sei nicht bekannt, sagte Haapanen. Nach einem ungewöhnlich heißen Juni und Juli mit Temperaturen von mehr als 30 Grad in einigen Regionen seien die Wälder allerdings extrem trocken. "Wenn das Klima unsere Sommer so aufheizt, bin ich mir sicher, dass das künftig öfters passieren wird", sagte der Einsatzleiter.
Verglichen mit den verheerenden Waldbränden in Sibirien und Kanada in diesem Sommer ist das Feuer in Finnland zwar überschaubar. Dennoch handelt es sich laut Experten um den größten Waldbrand seit 1971, als rund 1.600 Hektar abbrannten. In der Arktis und in der Nähe der Polarkreise kommt es Forschern zufolge aufgrund des Klimawandels immer häufiger zu Hitzewellen. Die Erwärmung schreitet dort dreimal so schnell voran wie in anderen Teilen der Welt, was das Risiko von Wald- und Tundrabränden deutlich erhöht.
Hitzewelle
Eine seit Anfang der Woche andauernde Hitzewelle in Griechenland geht auf ihren Höhepunkt zu. Um die 40 Grad soll es am Wochenende heiß werden, in der neuen Woche dann noch heißer. Damit steigt auch die Brandgefahr. Meteorologen rechnen mit Temperaturen in Mittelgriechenland bis zu 45 Grad. Nachts werden die Werte in den Ballungszentren nicht unter 30 Grad fallen.
Diese Hitzewelle sei eine der längsten seit Jahrzehnten, sagten Wetterexperten im Staatsfernsehen. Die Temperaturen sollen demnach tagsüber erst nach dem 8. August wieder unter 40 Grad fallen. Der Zivilschutz ordnete an, Arbeiten im Freien einzustellen oder so weit wie möglich zu reduzieren. Städte haben klimatisierte Hallen aufgemacht, in denen Menschen Zuflucht finden können, die keine Klimaanlage zu Hause haben.
Nadelwälder vernichtet
In Bulgarien ist es zu großen Waldbränden gekommen, außerdem sind die Temperaturen an die 40-Grad-Marke geklettert. 60 Hektar Nadelwälder wurden bei einem Großbrand bei Twardiza in Mittelbulgarien vernichtet. Das Feuer wurde am Donnerstag unter Kontrolle gebracht, konnte aber nicht gelöscht werden, wie bulgarische Medien berichteten. Ein Hubschrauber, Soldaten, Feuerwehrleute und Freiwillige waren im Einsatz. Der Brand soll sich von einer Mülldeponie ausgebreitet haben. Kleinere Waldbrände tobten zudem im Südwesten des Balkanlandes.
Bulgarien macht seit Tagen eine zweite Hitzewelle in diesem Sommer mit kontinuierlich steigenden Temperaturen zu schaffen. Am Donnerstag galt fast im ganzen Land die zweithöchste Warnstufe Orange für gefährlich hohe Temperaturen. Im südwestlichen Sandanski nahe der Grenze zu Griechenland wurden Werte über 40 Grad erwartet. In der Hauptstadt Sofia war es bei 36 Grad am frühen Nachmittag bedrückend heiß. Die Temperaturen sollen Meteorologen zufolge in den kommenden Tagen weiter steigen.
Lage in den USA dramatisch
Angesichts von dramatischen Waldbränden im Nordwesten der USA haben Gouverneure der betroffenen Staaten mehr Hilfe der Bundesregierung gefordert. Bei einer Videoschalte mit US-Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris am Freitag mahnte etwa der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom, es seien mehr Einsatzkräfte nötig. In Kalifornien seien bereits 7.400 Kräfte im Einsatz, um die aktuellen Brände zu bekämpfen. Dabei habe die eigentliche Waldbrandsaison noch nicht mal begonnen. „Wir haben mit Stand heute mehr als 5.700 Brände."
Dringend nötig seien auch zusätzliche Löschflugzeuge. Nach einem extrem regenarmen Winter und geringer Schneedecke haben die Waldbrände im dürregeplagten Kalifornien in diesem Jahr ungewöhnlich früh angefangen. Flächenbrände gab es dort immer schon, doch nun sind die Feuer nach Expertenangaben heißer, häufiger und größer.
2020 hatte Kalifornien eine historische Katastrophe erlebt: Es war die flächenmäßig verheerendste Waldbrandsaison seit Beginn der Aufzeichnungen. Mehr als 30 Menschen kamen ums Leben, über 10.000 Gebäude wurden beschädigt oder zerstört. Newsom mahnte jedoch, die düsteren Rekorde seien in diesem Jahr bereits gebrochen. Im vergangenen Jahr sei in seinem Bundesstaat eine Fläche von etwa 525 Quadratkilometern abgebrannt, in diesem Jahr seien es bereits mehr als 2.000 Quadratkilometer. Das entspricht mehr als drei Viertel der Fläche des Saarlandes.
Der Gouverneur des Bundesstaats Washington, Jay Inslee, sagte, auch in seinem Staat sei die Lage deutlich schlimmer als in den vergangenen Jahren. Nötig seien unter anderem mehr Ressourcen für die Feuerbekämpfung aus der Luft und auch Spritvorräte für Löschflugzeuge. Langfristig aber helfe nur der verstärkte Kampf gegen die Klimakrise, um wirklich etwas gegen ausufernde Waldbrände zu tun.
Waldbrand nach Vulkanausbruch
Auf der Insel Lembata im Osten Indonesiens hat der Ausbruch eines Vulkans einen Waldbrand ausgelöst. Die Versuche, das Feuer an den Hängen des Lewotolo zu löschen, seien bisher erfolglos verlaufen, sagte am Freitag ein Sprecher der nationalen Katastrophenschutzbehörde. Der Lewotolo hatte bei einer Eruption am Donnerstag eine 800 Meter hohe Aschewolke ausgestoßen, wie die Vulkanologiebehörde mitteilte. „Die Brandherde befinden sich in schwer zugänglichen und gefährlichen Gebieten, und die Ausrüstung zur Brandbekämpfung ist nicht ausreichend", sagte Abdul Muhari vom Katastrophenschutz. Unter anderem sei dort ein Löschhubschrauber im Einsatz.
Im April waren Dutzende von Menschen in der Nähe des 1.423 Meter hohen Vulkans ums Leben gekommen. Damals hatte der Zyklon „Seroja" mit heftigem Regen eine Lawine vulkanischen Materials ausgelöst, die Dörfer unter sich begrub. Indonesien liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, einem Gebiet, das für seismische Erschütterungen bekannt ist und die geologisch aktivste Zone der Erde darstellt. Das Land hat etwa 128 aktive Vulkane.
Riesiger Waldbrand im Libanon
Im Libanon wütet ebenfalls ein großer Waldbrand. Nach Behördenangaben kam ein 15-Jähriger ums Leben, als er gemeinsam mit anderen Freiwilligen gegen die Flammen in der nördlichen Region Kubajat kämpfte. Acht Verletzte wurden laut dem libanesischen Roten Kreuz ins Krankenhaus gebracht, 25 weitere vor Ort behandelt. 17 Anwohner mussten in Sicherheit gebracht werden. "Die Lage vor Ort ist erschreckend", sagte Landwirtschaftsminister Abbas Mortada. Das Feuer sei riesig und bewege sich auf bewohntes Gebiet zu.
Das Land habe nicht ausreichend Mittel zur Brandbekämpfung und hoffe auf Hilfe aus den Nachbarländern. Laut der zyprischen Nachrichtenagentur ANI forderte der Libanon Unterstützung durch Löschflugzeuge aus Zypern an. Jeden Sommer kommt es im Libanon und im benachbarten Syrien zu Waldbränden. Der Klimawandel führt zu häufigeren Hitzeperioden und facht die Brände damit an.
Millionen Hektar in Flammen
Auch in Russland gibt es erneut schwere Waldbrände. Greenpeace geht davon aus, dass die Lage landesweit viel schlimmer ist als von den Behörden angegeben. Aus Satellitendaten gehe hervor, dass derzeit in Russland insgesamt eine Fläche von drei Millionen Hektar brenne. In der Statistik der Forstschutzbehörde ist dagegen von rund zwei Millionen die Rede.
Mit Material von dpa und afp.