Die Zahl der Malariafälle steigt. Mit Hilfe einer Künstlichen Intelligenz und dem natürlichen Geschlechtstrieb der Moskitos wollen Forscher nun verstärkt gegen diese und andere von Mücken übertragbare Krankheiten vorgehen. Eine Übersicht der wichtigsten Fragen und Antworten.
Wo ist das Problem?
Weltweit gibt es etwa 3.500 Mückenarten, hierzulande rund 50. Wegen der von ihnen übertragenen Krankheiten gelten sie als gefährlichste Tiere der Welt. Eine der Krankheiten ist Malaria. Ein Parasit löst dabei eine Infektionskrankheit aus, die unter anderem hohes Fieber, Kopfschmerzen und Schüttelfrost verursacht. Wird Malaria nicht schnell behandelt, kann die Krankheit lebensgefährlich sein.
Laut dem Welt-Malaria-Bericht der WHO gab es 2019 weltweit 229 Millionen Malariafälle gegenüber 228 Millionen Fällen im Jahr 2018. Die geschätzte Zahl der Malariatoten belief sich 2019 auf 409.000, verglichen mit 411.000 Todesfällen in 2018. Afrika, wo zuletzt 94 Prozent aller Malariafälle auftraten, ist mit Abstand am schwersten von der Krankheit betroffen.
Welche Entwicklung ist zu erwarten?
Im Zuge der Klima-Krise drohen auch Deutschland ganz neue Erkrankungswellen. Heimische Arten werden immer häufiger gefährliche Erreger wie das West-Nil-Virus übertragen, erwarten Experten. Die Erderwärmung begünstigt diese Entwicklung, weil sich solche tropischen Erreger umso schneller in der Mücke vermehren, je wärmer es ist - die Gefahr einer Übertragung wächst also.
Wie soll das Problem gelöst werden?
Die Idee, sterilisierte Mückenmännchen auf -weibchen loszulassen, ist nicht neu. Laut der Webseite mixed.de wurde die Technik schon vor rund 80 Jahren erfunden und immer weiter entwickelt. Welt.de etwa berichtete vor fünf Jahren von einem Projekt, in dem männliche Zika-Mücken im Puppenstadium mit radioaktiver Strahlung sterilisiert wurden, um so das Zika-Virus auszurotten. "Es ist eine Umkehrung des Ansatzes, die Moskitos mit Insektiziden zu töten. Es geht vielmehr darum, die Fortpflanzung zu unterbrechen", erklärte damals der Leiter des Labord der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Marc Vreysen. Die Mücken werden dann in besonders betroffenen Gebieten freigesetzt. Man bekämpft also Mücken mit mehr Mücken.
Für die Paarung mit den fruchtbaren Weibchen in der Natur braucht man allerdings nur die unfruchtbaren Männchen. Diese sollen sich mit den Weibchen paaren, die dann Eier legen, die sich nicht entwickeln. Der Clou: Die Weibchen haben nur ein Mal im Leben Lust auf Sex. Und da sie mit Blut ihre Nachkommen füttern würden, müssen sie auch nicht mehr stechen. Damit das Projekt gelingt, dürfen nur männliche sterilisierte Tiere ausgesetzt werden.
Und was ist jetzt neu?
Bislang mussten die Mücken aufwendig nach Geschlecht sortiert werden - hier soll nun die Künstliche Intelligenz helfen. Mixed.de berichtet von dem in Tel Aviv sitzenden Unternehmen Senecio Robotics, das mit Hilfe einer hochauflösenden Kamera die KI das Geschlecht des Insekts bestimmen lässt und die Weibchen vom Fließband entfernt.
Eine weitere Firma beschäftigt sich nicht nur mit der automatisierten Geschlechterunterscheidung. Verily, eine Tochterfirma von Googles Muttergesellschaft Alphabet, arbeitet zudem an einer Software, die die optimalen Freisetzungspunkte errechnen soll. Eingesetzt in Singapur soll dort die Zahl der am Dengue-Fieber erkrankten Menschen seit dem vergangenen Jahr um 65 bis 80 Prozent zurück gegangen sein.
An der Lokalisierung von Mücken arbeitet auch das von der EU geförderte Unternehmen Vectrack. Eine KI erkennt dabei mit Hilfe eines Sensors, wo wieviele Mücken welches Geschlechts sind, um dort gezielt handeln zu können.
Aber brauchen wir Mücken nicht für irgendwas?
Mücken sind Teil der Nahrungskette und werden etwa von einigen Vögeln und Fischen gefressen. "Es gibt Tierarten, wie den Teichrohrsäger, der seine Jungen sogar größtenteils mit Mücken füttert", sagte die Vorstandsvorsitzende der BUND Naturschutz Kreisgruppe Traunstein Beate Rutkowski gegenüber br.de. Allerdings sei die Mücke nicht die einzige Mahlzeit ihrer Fressfeinde, grenzte Biologe Dirk Reichle im gleichen Artikel ein. Insgesamt sehen Wissenschaftler aber laut mixed.de keine allzu großen Schäden auf die Ökosysteme zukommen.
Mit Material der dpa.