Halle

Willkommen im Rasenmekka!

Die Gerry Weber Open werden 25 (Teil 5): Turnierdirektion sucht zukünftige Helden. Alexander Zverev, Finalist von 2016, sowie Dominic Thiem und Kei Nishikori sind Kandidaten für die Nachfolge von Roger Federer

Voller Vorfreude: Turnierdirektor Ralf Weber lädt auf seinen Centre Court ein. | © Sarah Jonek

Jörg Fritz
10.06.2017 | 10.06.2017, 17:00
Wuchtiger Aufschlag: Alexander Zverev ist einer der deutschen Hoffnungsträger für die Zukunft. - © Christian Weische
Wuchtiger Aufschlag: Alexander Zverev ist einer der deutschen Hoffnungsträger für die Zukunft. | © Christian Weische

Halle. Wenn sich Ralf Weber wenige Tage vor Beginn der 25. Ausgabe der Gerry Weber Open für einige Augenblicke gemütlich zurücklehnt und die vergangenen 24 Jahre Revue passieren lässt, kann er sich voller Zufriedenheit auf die Schenkel klopfen. Der Turnierdirektor, dessen Vater Gerhard und die vielen ungenannten Helfer des zu Beginn noch belächelten Rasentennisturniers in der ostwestfälischen Kleinstadt Halle haben Vieles mit ihren Gerry Weber Open richtig gemacht. Wimbledon beginnt in Westfalen. Dieser Slogan gilt.

Die Gerry Weber Open sind zu einer Marke geworden, die weltweit einen exzellenten Ruf genießt. Das größte Kompliment für ausgezeichnet geleistete Arbeit ist die Nachahmung des von der GWO-Konkurrenz beneideten Originals. Beispiele hierfür gibt es viele.

Mischung aus Show und Sport

Mit der Einführung des "Tennistainments", einer Mischung aus sportlichen und musikalischen Topangeboten, während der Turnierwoche haben die GWO-Macher Neuland betreten. Neben Tennis-Weltstars vom Format eines Roger Federers treten auch nationale und internationale Popstars auf der Showbühne in Halle ohne Mehrpreis auf, so dass sich die Gerry Weber Open nicht ausschließlich auf sportliche Interessenten beschränken. In der kommenden Woche gastieren beispielsweise die "Sportfreunde Stiller" in der Lindenstadt. Diese Idee haben mittlerweile andere Tennisveranstalter weltweit abgekupfert. Zivile Preise für Essen und Getränke sind ein weiterer Mosaikstein für das Haller Erfolgsmodell.

Jubel mit letzter Kraft: Florian Mayer wirkt nach seinem letztjährigen Finalsieg erschöpft, aber glücklich. - © Christian Weische
Jubel mit letzter Kraft: Florian Mayer wirkt nach seinem letztjährigen Finalsieg erschöpft, aber glücklich. | © Christian Weische

Spektakulär war auch die Idee, im Jahre 2010 Roger Federer mit einem Lifetime-Vertrag auszustatten. Solange der Eidgenosse aktiv ist, wird er seine Wimbledon-Vorbereitung in Halle abhalten. Mit ein wenig Verspätung sind jetzt auch die Organisatoren des zeitgleich stattfindenden Rasenturniers im Londoner Stadtteil Queens auf diesen Zug aufgesprungen. Großbritanniens Aushängeschild Andy Murray hat dort vor einigen Wochen ebenfalls einen Lifetime-Kontrakt abgeschlossen.

Alleinstellungsmerkmal in Deutschland: Rasen

Rasen ist und bleibt das Erfolgsrezept der Gerry Weber Open. Während viele andere Sandplatzturniere in Deutschland von der Bildfläche verschwanden (Team-WM in Düsseldorf, Frauenturniere in Berlin und Hamburg) erlebten die "Tennisverrückten" aus Halle mit ihrem Rasenevent einen sagenhaften Aufschwung, der 2015 mit dem Aufstieg in die 500er-Serie der ATP-World-Tour belohnt wurde.

Es ist sicherlich auch ein großes Verdienst der Ostwestfalen, dass die Rasensaison eine Renaissance im Tour-Kalender erlebte. In diesem Sommer werden weltweit acht Veranstaltungen auf dem grünen Belag zwischen dem 12. Juni und dem 23. Juli 2017 angeboten. Mit dem Mercedes Cup in Stuttgart ist 2015 ein zweites deutsches Grasturnier hinzu gekommen. Der Rasenstandort Deutschland steht 2017 gut da. Neu im Kalender ist als achtes Rasenturnier der Standort Antalya. An der türkischen Riviera wird vom 25. Juni bis zum 1. Juli um ein Preisgeld von 497.255 Dollar gespielt.

Gerhard und Ralf Weber zeichneten sich in der Vergangenheit durch Beharrlichkeit aus, nicht auf kurzfristige und kurzsichtige Mode-Erscheinungen hereingefallen zu sein. Angebote, die Gerry Weber Open exklusiv nur im Pay TV stattfinden zu lassen, lehnte die Familie Weber kategorisch ab. Ihr Haussender ist seit 1993 das ZDF.

Spiele im Free-TV

Die Spiele im frei empfangbaren Fernsehen zu zeigen, erwies sich als weiterer Baustein auf dem Weg zur Steigerung des Bekanntheitsgrades und der Hinführung zu einem Premium-Produkt.

Wohin führt der weitere Weg der Gerry Weber Open? Turnierdirektor Ralf Weber geht nicht unvorbereitet in die Zeit nach Roger Federer, Tommy Haas und Philipp Kohlschreiber. Es gilt, neue hoffnungsvolle Spieler an den Standort Halle langfristig zu binden. Ein mehrjähriger Vertrag mit Deutschlands Shootingstar Alexander Zverev (19), der 2016 im Haller Finale gegen seinen deutschen Kollegen Florian Mayer unterlag, wurde bereits abgeschlossen.

Der Österreicher Dominic Thiem und der Japaner Kei Nishikori sind weitere Kandidaten, die bis zur 30. Auflage der GWO Rasentennisgeschichte in Halle schreiben können. Auch dieser Plan Ralf Webers könnte aufgehen.