Der Knirps mit der Pferdelunge

Bielefelder Tjard Gößling mit neun Jahren zum dritten Mal jüngster Teilnehmer

24.04.2008 | 24.04.2008, 00:00

Bielefeld. Er läuft und läuft und läuft . . . "wie Forrest Gump in Robert Zemeckis Spielfilm aus dem Jahre 1994", charakterisiert Uwe Gößling seinen Sohn Tjard. Der wiegt gerade einmal 32,5 Kilogramm, ist 1,45 Meter groß, neun Jahre jung und besucht die dritte Klasse der Laborschule in Bielefeld. "Und ich laufe für mein Leben gerne", fügt der Knirps bei seiner Personenbeschreibung hinzu.

Am Sonntag startet Tjard bereits zum dritten Mal beim Hermannslauf und wird wie schon in den beiden Jahren zuvor jüngster Teilnehmer sein. Der Steppke mit der Pferdelunge hat sich ein großes Zielgesetzt. "Ich will unter drei Stunden bleiben", meint er keck. 2006 benötigte er 4:44 Stunden für die 31,1 Kilometer lange Strecke. Vor zwölf Monaten steigerte sich Tjard auf 3:34 Stunden.

Vom Laufbazillus infiziert wurde Tjard von Vater Uwe, der immerhin schon 22 "Hermänner" erfolgreich bestritten hat. Prägend, so der Papa, sei für Tjard der Lauf 2005 gewesen, als der damalige Sieger Ingo Horst dem am Ziel zuschauenden Gößling junior mächtig imponierte. "Das war meine Geburt als Läufer", sagt Tjard, der ein sportliches Allround-Talent ist. Der Neunjährige ist auch ein exzellenter Schwimmer und spielt Fußball in der E-.Jugend des TuS Dornberg.

Das Laufen allerdings ist seine große Stärke. "Er kennt keine Erschöpfung und legt selbst nach 30 Kilometern noch einen fulminanten Schlussspurt hin", charakterisiert der Vater die Laufeigenschaften seines Sohnes. In der Laufgruppe des TSVE 1890 Bielefeld fühlt er sich unterfordert. "Ich bin immer der Schnellste", wundert sich der Kleine, dessen Ehrgeiz enorm ist. "Ich kann es nicht ertragen, nicht Erster zu werden", lautet sein Credo. Auch Uwe Gößling, der bei der Industrie- und Handelskammer in Bielefeld im Prüfungswesen tätig ist, bekam die sportliche Leidenschaft seines Filius am eigenen Körper zu spüren. Bei den gemeinsamen Trainingsläufen (50 Kilometer in der Woche) speckte er seit Januar 13 Kilogramm ab. "Und nach dem Laufen bekomme ich stets Rüffel meines Sohnes, der am Auto zehn Minuten auf den schlappen Papa warten muss."

Im täglichen Leben ist Tjard so normal wie jedes andere Kind in diesem Alter, sagt der Vater. "Er isst lieber Pommes und Pizza als Gemüse und Obst." Vorbild des kleinen Mannes ist der zweifache Hermannslauf-Sieger Elias Sansar, den Tjard vor drei Wochen beim Training getroffen hat. "Er hat mich gegrüßt", erzählt Tjard mit Stolz. An diesem Tag wimmelte es an der Sparrenburg nur so vor Prominenz. Ex-Regierungspräsident Andreas Wiebe drehte ebenfalls seine Runden, während Sachsens früherer Ministerpräsident Kurt Biedenkopf spazieren ging. Am Sonntag, so hofft Tjard, "werde ich mit neuer Bestzeit dort einen tollen Endspurt hinlegen."