Weltcup-Start in Norwegen

Skandal als Hypothek: Skispringer starten in Olympia-Saison

Andreas Wellinger ist mit der Aufarbeitung des Anzugskandals im Skispringen nicht zufrieden. | © Daniel Löb/dpa

18.11.2025 | 18.11.2025, 11:07

Auch kurz vor der neuen Saison wühlt der große Skisprung-Skandal Andreas Wellinger noch auf. «Ich habe sie zum Glück wenig gesehen. Aber ich will sie auch gar nicht sehen», sagte der deutsche Top-Athlet jüngst über die Konkurrenten Marius Lindvik und Johann André Forfang.

Die beiden Norweger standen im Mittelpunkt des Eklats um manipulierte Sprunganzüge bei der WM in ihrer Heimat und kamen mit milden Strafen davon. Wenn es am Freitag - ausgerechnet im norwegischen Lillehammer - wieder losgeht, dürfen sie dabei sein.

Bundestrainer: Bestrafung «eher bescheiden»

«Ich glaube, wir haben einen sehr großen Einbruch in der Glaubwürdigkeit unserer Sportart gehabt. Haben wir die Glaubwürdigkeit mit dem, wie es jetzt aufgearbeitet wurde, zurückgewonnen? Die Frage stelle ich jetzt so in den Raum», äußerte Wellinger bei der Einkleidung des Deutschen Skiverbands vielsagend. Stefan Horngacher, der in seine letzte Saison als Bundestrainer geht, bezeichnete die Bestrafung als «eher bescheiden».

Marius Lindvik (r) darf seine Goldmedaille behalten. - © Hendrik Schmidt/dpa
Marius Lindvik (r) darf seine Goldmedaille behalten. | © Hendrik Schmidt/dpa

Dass Lindvik, der vor dem zweitplatzierten Wellinger Weltmeister auf der Normalschanze wurde und diesen Titel auch behalten darf, sowie Forfang nichts von der unerlaubten Verbesserung ihrer Anzüge gewusst haben sollen, glaubt Wellinger nicht. «Ich finde es äußerst fragwürdig. Deswegen haben wir die Situation, wie sie ist. Ich glaube, das wird uns noch länger beschäftigen», sagte der 30-Jährige.

Wellinger: Konsequenzen müssen «alle» tragen

Andreas Wellinger war im Sommer nicht in Topform. - © Hendrik Schmidt/dpa
Andreas Wellinger war im Sommer nicht in Topform. | © Hendrik Schmidt/dpa

Infolge des Skandals hat der Weltverband Fis die Regeln geändert, arbeitet mit neuen Materialkontrolleuren und setzt auf strengere Prüfungen. Wie das alles genau ablaufen soll, wussten die Springer zuletzt noch nicht. Für Wellinger ist allerdings klar: «Das, was in Trondheim passiert ist, war scheiße - scheiße für unseren Sport, scheiße für alle Athleten. Und die Konsequenzen müssen nicht nur die norwegischen Athleten tragen, sondern alle.»

Die letzte Saison von Stefan Horngacher als Bundestrainer wird eine mit vielen Höhepunkten. - © Hendrik Schmidt/dpa
Die letzte Saison von Stefan Horngacher als Bundestrainer wird eine mit vielen Höhepunkten. | © Hendrik Schmidt/dpa

Er und seine Kollegen wissen, dass ihre Disziplin nun ganz besonders unter Beobachtung steht. In Lillehammer starten sie in eine XXL-Saison mit zahlreichen Höhepunkten.

Unter anderem bei der Vierschanzentournee, der Skiflug-Weltmeisterschaft in Oberstdorf und bei den Olympischen Winterspielen geht es um sportliche Leistungen an der Grenze des Machbaren. Es geht aber auch darum, saubere und faire Wettkämpfe zu zeigen. Die Zuschauer sollen wieder das Gefühl haben, dass alles mit rechten Dingen zugeht und tatsächlich auch der beste Athlet oder die beste Athletin gewinnt.

Wellingers einfache Rechnung

Damit auch Wellinger wieder zu den Besten gehört, muss er sich noch steigern. Im Sommer Grand Prix, in dem die Athleten auf Matten statt auf Schnee landen, konnte er im Gegensatz zu seinem stark springenden Teamkollegen Philipp Raimund nicht mit der absoluten Weltspitze mithalten. Beunruhigt wirkt er deswegen nicht, der Bayer nimmt es mit Humor.

«Letzten Sommer war es verdammt gut und dann ist es eher zum Winter hin etwas schlechter geworden. Jetzt ist der Sommer schlechter, also wird halt der Winter dafür besser. Das ist ganz logisch, eins und eins», sagte er.

Vielleicht klappt es dieses Jahr ja mal mit der Topform zur Vierschanzentournee. Seit dem Triumph von Sven Hannawald 2002 warten die deutschen Springer auf den Gesamtsieg beim prestigeträchtigsten Event ihres Sports.

Müsste sich Wellinger zwischen einer Goldmedaille bei den Winterspielen in Italien und dem goldenen Adler für den Tournee-Champion entscheiden, scheint seine Wahl klar: «Die goldene habe ich schon, einen Adler noch nicht», sagte der Einzel-Olympiasieger von 2018.