Leichtathletik-WM

Krause Siebte beim Hindernis-Drama - Weber in Medaillenform

Stürzte und kämpfte sich auf Platz 7: Gesa Krause. | © Michael Kappeler/dpa

17.09.2025 | 17.09.2025, 16:01

Die zweimalige Europameisterin Gesa Krause unterstrich nach einem Sturz im verrückten Hindernis-Finale einmal mehr ihre Kämpferqualitäten, der Weltjahresbeste Julian Weber seine Medaillen-Ambitionen. Am Tag vor dem Speerwurf-Finale bei der Leichtathletik-WM in Tokio mit Weber als größter deutscher Goldhoffnung spurtete die zweimalige WM-Medaillengewinnerin über 3.000 Meter Hindernis trotz eines aufsehenerregenden Schreckmoments am letzten Wassergraben als beste Europäerin noch auf den siebten Platz.

«Es ist eine tolle Zeit, eine tolle Erinnerung, ich bin hier mit dem siebten Platz wirklich sehr zufrieden», sagte die 33-Jährige in einem irren Rennen. «Eine neue Story, die ich zu erzählen habe.» Krause war nach einem Rippenbruch rechtzeitig fit geworden und verbuchte die Saisonbestzeit von 9:14,27 Minuten.

Favoritenstürze - und ein paar kühle Bier

Als Weltjahresbester ein Medaillenkandidat: Julian Weber. - © Oliver Weiken/dpa
Als Weltjahresbester ein Medaillenkandidat: Julian Weber. | © Oliver Weiken/dpa

Schon vor Krauses Malheur war wiederholt ein Raunen durch das Nationalstadion Japans gegangen. Doris Lemngole (Kenia) und Norah Jeruto (Kasachstan) waren im Finish am letzten Wassergraben gestürzt, die in Führung liegende Peruth Chemutai (Uganda) war da nach einem Sturz schon lange raus. Weltmeisterin wurde Faith Cherotich (Kenia) in 8:51,59 Minuten.

Schneller war in Deutschland nur Harald Schmid: Emil Agyekum ist im WM-Finale. - © Michael Kappeler/dpa
Schneller war in Deutschland nur Harald Schmid: Emil Agyekum ist im WM-Finale. | © Michael Kappeler/dpa

Noch besser platziert als Krause war der nachträglich ins Finale über 1.500 Meter eingezogene Leipziger Robert Farken. «Sechster Platz bei einer WM, beste Saison meines Lebens. Ich bin einfach nur stolz», sagte Farken und freute sich nach seinem Rennen in 3:35,15 Minuten auf ein paar kühle Bier. Gold ging an Isaac Nader aus Portugal in 3:34,10 Minuten.

Busemann unterstützt Weber

Robert Farken wird WM-Sechster. - © Michael Kappeler/dpa
Robert Farken wird WM-Sechster. | © Michael Kappeler/dpa

Weber genoss es nach dem gemeisterten Final-Einzug, dass Atlanta-Silbermedaillengewinner Frank Busemann ihm am heißesten WM-Tag etwas Luft zufächerte. Nach einer überstandenen Virusinfektion beendete Weber die Qualifikation als Zweitbester. «Das war zwar nicht der schönste Wurf, aber Hauptsache relativ weit», sagte der Europameister von 2022, der endlich seine Serie von vierten Plätzen bei globalen Titelkämpfen beenden möchte. «Weltjahresbester, ganz stabil, die Hoffnungen liegen auf ihm», sagte ARD-Experte Busemann vor dem Finale Donnerstag (12.23 Uhr deutscher Zeit).

Nervige Serie soll enden

Weber will das Label des «dauernden Vierten» in der japanischen Metropole endlich loswerden. Bei den Weltmeisterschaften 2022 und 2023 verpasste er ebenso wie bei Olympia 2021 knapp die ersehnte Medaille. Der Mainzer ist mit 91,51 Metern die Nummer eins der Welt, im Vorkampf begnügte er sich mit 87,21 Metern. «Viel mehr» sei für das Finale drin, versicherte der Hüne bei noch 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit am Abend.

Nach Weber schaffte es Emil Agyekum über 400 Meter Hürden in imponierender Manier als Fünfter ins Finale am Freitag (14.15 Uhr). Als zweiter Deutscher in dieser Disziplin knackte er in 47,83 nach Leichtathletik-Legende Harald Schmid die 48-Sekunden-Marke.

Vetter, de Zordo - und auch Weber?

Weber fühlt sich nach einem Infekt für den WM-Showdown bereit. «Seit ein paar Tagen wird es stetig besser. Ich würde nicht sagen, dass ich bei 100 Prozent bin, aber ich bin auf jeden Fall fit», sagte 31-Jährige. Weber spürte am heißesten WM-Tag «deutlich schlimmer als gedacht» die schwül-warmen Bedingungen.

Er könnte der vierte deutsche Speerwurf-Weltmeister nach Johannes Vetter, Matthias de Zordo und DDR-Athlet Detlef Michel werden - und die Bilanz des Deutschen Leichtathletik-Verbandes weiter aufhübschen. Nach 28 von 49 Entscheidungen hat der DLV mit dreimal Silber durch Weitspringerin Malaika Mihambo, Marathonläufer Amanal Petros und Hammerwerfer Merlin Hummel zahlenmäßig mehr Medaillen gewonnen als bei der WM 2022 in den USA. Dort war es zweimal Edelmetall.

Talent muss passen, Routinier bricht ab

«Die zweite Hälfte der Weltmeisterschaften verspricht weitere emotionale Momente, spannende Wettbewerbe und vielleicht auch noch die eine oder andere Überraschung», sagte Leistungssport-Vorstand Jörg Bügner. Wie Agyekum lief auch Elena Kelety als 15. in 54,61 Sekunden persönliche Bestzeit. Eileen Demes schied als 24. in 55,98 Sekunden aus. U23-Europameister Owe Fischer-Breiholz hatte verletzt kurzfristig passen müssen.