Anstrengung

So trainieren unsere Fußballprofis bei der Hitze

Für Leistungssportler ist die Arbeit bei diesen Temperaturen eine echte Herausforderung. Aber Hitze ist nicht gleich Hitze. Das wissen die Verantwortlichen bei Arminia Bielefeld und dem SC Paderborn und treffen besondere Vorkehrungen.

Erfrischung: Wenn Sportler professionell mit den heißen Temperaturen umgehen und Warnsignale ihres Körpers beachten, kann sportliche Betätigung bei Hitze ihrer Gesundheit nicht schaden. Foto: Matthias Koch | © imago images / Matthias Koch

Andrea Sahlmen
25.07.2019 | 25.07.2019, 18:07

Bielefeld/Paderborn. Der Deutsche Wetterdienst und die Unwetterzentrale haben eine Hitzewarnung für Deutschland herausgegeben. Für NRW rechnet der DWD bis Freitag mit Höchstwerten um 40 Grad. Leistungssport bei solchen Temperaturen ist lebensbedrohlich, könnte man als Laie meinen. Doch so einfach ist das nicht, macht Claus Reinsberger, Leiter des Sportmedizinischen Instituts an der Universität Paderborn, deutlich.

Denn Hitze ist nicht gleich Hitze, viel mehr kommt es auf einen sogenannten Hitzeindex an, denn Luftfeuchtigkeit und Temperaturen sind für den Körper wichtige Komponenten. „Je höher die Luftfeuchtigkeit ist, desto weniger Hitze ist nötig, dass es gefährlich werden kann", sagt der Wissenschaftler. So pauschal könne man also gar nicht sagen, ab welchen Temperaturen es zu heiß für Sport ist.

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Neben dem Index kommt das auch auf den Gesundheitszustand und die Fitness des jeweiligen Menschen an. Ungeübte oder chronisch Kranke sollten größtenteils auf Sport während zu hoher Temperaturen verzichten. Für diese Personengruppe kann die Hitze schnell gefährlich werden. Anders sieht es bei Leistungssportlern aus, die enorme Wärme gewöhnt sind. Bei Profisportlern sei die Thermoregulation des Körpers besser als bei ungeübten Menschen.

Trainingsinhalte anpassen

Bei Übungseinheiten werde das auch trainiert. „Man muss schon sehr trainiert sein, um bei Hitze einen Marathon laufen zu können", so Reinsberger. Deshalb empfahl er vor einigen Wochen den Verantwortlichen des Paderborner Campus-Laufes die Absage der Veranstaltung. Zu groß war das gesundheitliche Risiko für die Teilnehmer, die natürlich keine Profis sind.

Ein Fußballtraining in diesen heißen Tagen stellt dagegen keine übermäßige Gefahr für die Leistungssportler dar, zumindest wenn man verantwortungsvoll mit den Temperaturen umgeht. Neben angemessener Kleidung und Sonnenschutzmittel ist vor allem ein angemessenes Flüssigkeitsmanagement wichtig, wie der Sportwissenschaftler klarstellt. „Bei der Hitze kann durchaus mal das Doppelte getrunken werden", sagt Reinsberger. Die Empfehlung des Trinkens wird auch bei den Profivereinen in der Region beherzigt. Man achte auf ausreichend Flüssigkeit und Training im Schatten, heißt es von Arminia Bielefeld.

Auch beim SC Paderborn setzt man auf „Getränke in umfangreicher Form bei den Übungseinheiten", gleichzeitig denkt man dort aber auch darüber nach, die Trainingseinheiten gemäß den Temperaturen zu gestalten. „Trainingsinhalte könnten angepasst werden, beispielsweise durch Verlegung von Einheiten im Kraftraum auf den Nachmittag", sagt Matthias Hack, Pressesprecher des SCP. „Weitere Möglichkeiten, sich mit den hochsommerlichen Temperaturen zu arrangieren, liegen im Ausweichen auf schattige Trainingsbereiche oder in der Durchführung kürzerer Intervalle", so Hack.

Über alle Maßnahmen würde das Trainerteam des SC Paderborn stets kurzfristig entscheiden und somit flexibel auf die jeweiligen Witterungsbedingungen reagieren. So wurde das erste öffentliche Training des neuen Bundesligisten in den Vormittag verlegt, um die Profis nicht der Mittagshitze auszusetzen.

Keine pauschalen Wettkampfabsagen

Von pauschalen Wettkampfabsagen im Profibereich wegen zu hoher Temperaturen hält Reinsbeberger nichts. Auch dort setzt der Mediziner auf verantwortungsvolles Handeln aller Beteiligten. Wenn der Sportler nicht genügend trinkt und keine Sonnencreme trägt, ist die Gefahr eines Sonnenstichs hoch. Wer anschließend noch Warnhinweise des eigenen Körpers ignoriert, riskiert einen Hitzschlag und damit einen ernsten medizinischen Notfall. „Generell wissen unsere Spieler, dass sie sich durch ausreichendes Trinken auch im Rahmen des Trainings vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen schützen können", sagt Hack.

Trinkpausen während eines Fußballspiels seien richtig und wichtig um die Gefahren für Sportler zu minimieren, findet der Mediziner. Für Wettkämpfe in anderen Klimazonen rät der Experte frühzeitig anzureisen, damit sich der Körper den klimatischen Bedingungen anpassen kann.

Todesfälle auf Grund der Hitze gibt es im Profisport zum Glück recht selten. „Aber wenn etwas passiert, dann bekommt man es in den Medien direkt mit", sagt Claus Reinsberger. „Solche Fälle sorgen für Sensibilisierung in der Bevölkerung und auch bei Sportlern."