SC Paderborn 07: Trainer Ralf Kettemann zieht Bilanz zum Trainingslager in Walchsee

Herr Kettemann, wie sind Sie mit der Mannschaft und den Bedingungen in Walchsee zufrieden gewesen? Ralf Kettemann: Wir haben uns ein paar Dinge vorgenommen. Auf dem Platz aber auch neben dem Platz. Davon haben wir viel umsetzen können. Das Trainingslager hat seinen Sinn und Zweck erfüllt. Man merkt auch zwischenmenschlich: Neben dem Platz wächst da etwas zusammen. Auch sind alle gesund geblieben. Wir wollten nie über den Punkt kommen, dass zwei, drei Jungs wegbrechen. Das haben wir auch geschafft. Hotel, Platz: Alles war wunderbar. Wie läuft die Integration der Neuzugänge? Gut. Alle sind immer überall mit dabei. Das ist eine Topmannschaft, um dazuzustoßen. Die Integration läuft top. Sie ist komplett ungezwungen. Wie wichtig waren die vergangenen Tage denn fürs Teambuilding? Ich hätte nicht gedacht, dass ich das erlebe. Aber hier sitzt eine Mannschaft am Abend, als wir als Trainer unterwegs waren, die zu 30. das Spiel &bdquo;Werwolf“ (Anm. d. Red.: ein Gesellschaftsspiel, bei dem eine Gruppe von Spielern versucht, verdeckte Werwölfe zu entlarven) spielt. Keiner ist am Handy. Das war extrem beeindruckend für mich. Das hat mich wirklich umgehauen. Die Gemeinschaft ist angenehm. Das sind alles Menschen, die dem Reiz eines Handys oder einer Playstation widerstehen können. Lesen Sie auch: Wer kommt in die Startelf? Die Neuzugänge des SC Paderborn im Trainingslager-Check Die Trainingsgruppe war mit 31 Spielern in Walchsee relativ groß. Wird das so bleiben? Das müssen wir gucken. Luis Flörke, Nico Willeke und Kerem Yalcin sind explizit für dieses Trainingslager aus der U21 hochgezogen worden. Sie machen es top. Aber man muss auch schauen, wie sie sich entwickeln. Doch die Wahrscheinlich ist groß, dass sie erst einmal zur U21 zurückkehren. Gibt es für Sie einen Gewinner des Trainingslagers? Den habe ich spontan nicht. Ich finde alle spannend. Marco Wörner kam jetzt zurück. Aber von dem hat man wegen seines Handbruchs vorher auch wenig gesehen. Der hat jetzt ein paar gute Momente gehabt. Haben Sie bereits eine Startelf im Kopf, die zu Saisonbeginn gegen Kiel auflaufen könnte? Ich würde mich aktuell schwertun. Es gibt aber schon ein paar Eckpfeiler. Was sind das für Eckpfeiler? Ich würde mal davon ausgehen, dass Raphael Obermair und Filip Bilbija auf dem Platz stehen. Ansonsten müssen wir noch gucken. Herrscht denn schon Klarheit im Tor? Nein. Dennis Seimen und Markus Schubert haben gegen Hannover noch einmal beide ihr Spiel bekommen. Es herrscht absolut Gleichstand. Haben Sie denn schon einen Kapitän im Kopf? Was den Kapitän und den Mannschaftsrat angeht, wollten wir erst das Trainingslager erleben. Dann entwickelt sich mit etwas Abstand noch einmal ein etwas besseres Bild. In der nächsten Woche werden wir die Kapitäne bestimmen und bekannt geben. Den Mannschaftsrat wählt ohnehin die Truppe. Im Liveticker: Alles über das Trainingslager des SC Paderborn 07 Mischt der Trainer Ralf Kettemann sich bei der Frage nach einem Elfmeterschützen ein? Erst einmal nicht. Wenn ich das Gefühl habe, das braucht es, dann ja. Sven Michel, Felix Götze, Calvin Brackelmann: in Walchsee haben einige Spieler nicht immer mit der Mannschaft trainieren können. Macht ihnen das Sorgen für den Saisonstart? Sorgen habe ich nicht. Ich blicke eher mit Euphorie in Richtung Saisonstart. Ich denke auch eher an Lösungen. Das ist ja auch der Job des Trainers. Wir haben hinten schließlich so viele gute Spieler. Wir haben Tjark Scheller, Marcel Hoffmeier, David Kinsombi, Kevin Krumme. Sie alle machen es gut. Klar fehlen zwei aus einer Dreierkette, die im vergangenen Jahr viele Spiele hatten. Mit Kinsombi und Mika Baur sind zwei Leihspieler zurückgekehrt. Was machen sie für einen Eindruck? Einen guten. Sie verhalten sich menschlich korrekt, haben Bock und geben Gas. David Kinsombi hat noch einmal eine spezielle Rolle als zentraler Verteidiger, die er auch komplett annimmt. Werden Sie ähnlich viel rotieren, wie das Ihr Vorgänger Lukas Kwasniok gemacht hat? Das kann ich jetzt nicht sagen. Die Gruppe ist einfach sehr homogen. Da kann es mal mehr passieren, dass rotiert wird. In Karlsruhe hatte ich 13 bis 15 Topjungs und dann welche, die hintendran waren. Aber wenn hier 18 Leute auf einem ähnlichen Niveau sind und der Gegner unterschiedliche Anforderungen hat, dann kann es sein, dass ich das auch mache. Aber ich würde mich nicht festlegen wollen. Gibt es eine Position, wo Sie noch Nachholbedarf sehen? Eigentlich nicht. Klar muss man sich damit beschäftigen, dass wir Koen Kostons abgegeben haben. So gut Adriano Grimaldi ist und das auch macht, kann man bei ihm nicht davon ausgehen, dass er 34 Spieltage durchspielt. Lesen Sie auch: &bdquo;Da passiert etwas“: Präsident Sagel sieht SC-Paderborn-Kader stärker als im Vorjahr Kürzlich haben Sie noch eine U19 trainiert, jetzt einen Zweitligisten: Fühlen Sie sich schon ganz als Zweitligatrainer? Ein klares ,Jein’. Es ist vom Volumen alles größer, die Inhalte bleiben aber ähnlich. Es ist Trainingslager und man steht auf dem Platz. Aber dann gibt es hier noch einen Call und da noch ein Treffen. Es ist einfach mehr los. Es macht einfach unheimlich Spaß. Die Umstände sind besser und auch das Interesse ist größer. Es ist aber alles noch angenehm und sympathisch. Wir haben beobachtet, dass Sie bei Einheiten auch oft voll mit dabei sind. Das gibt es in der 2. Bundesliga sicher nicht so oft. Mein Ziel ist es auch, noch fitter zu werden. Also werde ich auch noch weiter ein bisschen mitmachen. Beziehungsweise ich werde nicht mittrainieren in dem Sinne. Und wenn, dann nur ganz selten. Aber ohne Sport wird es nicht gehen. Ich will genau so fit sein wie die Spieler. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von SC Paderborn 07 (@scp07_official) Würden Sie sagen, dass Sie eher der aktive als der beobachtende Trainer sind? Es geht ein bisschen in die Richtung, dass ich immer mehr beobachte. Ich war acht Jahre lang Spielertrainer in einem Dorfverein. Da habe ich alles gemacht. Da habe ich auch das Aufwärmen geleitet. Aber das ist vom Energielevel gar nicht mehr möglich. Ich habe so gute Co-Trainer mit Pit Reimers und Uwe Hünemeier. Die bringen ihre Energie rein und ich schaue mir dann gewisse Dinge an und kann anschließend besser ins Coaching gehe. Ich bin nicht derjenige, der nur zuschaut. Aber auch nicht derjenige, der alles anleitet. Ich will eine Balance finden. Das passt zu mir als Typ. Lesen Sie auch: Neuer Sportchef des SC Paderborn: Das sagt Sebastian Lange zu Transfers Wie haben Sie den neuen Sportchef Sebastian Lange bisher erlebt? Er ist angenehm, schaut sich die Dinge an. Wir haben einen sehr guten und regelmäßigen Austausch auf einem ganz entspannten Niveau. Präsident Thomas Sagel sagte kürzlich im Interview, er will von Saison zu Saison besser werden. Was braucht es, damit der SCP besser als Platz vier wird? Das Thema der Platzierung ist für mich so schwer. Karlsruhe war kurz mal Zweiter, dann waren sie Elfter, dann wieder Vierter. Es sind schon auch Mannschaften in der Liga, die viel investieren. Auch deutlich anders als wir. Aber es fällt mir schwer, das einzuschätzen. Deswegen gehe ich auf eine andere Ebene. Ich möchte, dass wir einen geilen Teamspirit an den Tag legen und dass wir das, was wir tun, mit Leidenschaft machen. Würden Sie sagen, dass diese Leidenschaft und auch die Gemeinschaft auf dem Niveau das Quäntchen ausmachen kann, um erfolgreicher zu sein als andere? Ich glaube schon, dass es immer anspruchsvoller wird. Es geht viel um die Spieler. Das ist das Coole am Fußball: Über den Spirit kann man einfach viele Dinge ausgleichen. Mehr als im Handball oder im Basketball. Weil wir das Gerät mit dem Fuß führen. Weil das Spielfeld größer ist. Und weil mehr Zufälle entstehen. Weil mehr Spieler teilnehmen. Weil es mal regnet, mal schneit, mal windet. Das alles beeinflusst die Dinge spürbar.

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