Wer führt den SCP aufs Feld? Kapitänsfrage wird beim SC Paderborn 07 neu gestellt

Paderborn. Ein neues Gesicht an der Seitenlinie, eine neue Dynamik im Training – und möglicherweise auch ein neues Gesicht mit der Kapitänsbinde: Beim Fußball-Zweitligisten SC Paderborn steht unter Cheftrainer Ralf Kettemann nicht nur ein sportlicher Umbruch an, sondern auch eine Neubewertung der Führungsstruktur innerhalb der Mannschaft. &bdquo;Wir schauen uns die Geschichte neu an“, sagt Kettemann in ruhigem Ton, ohne bereits eine Entscheidung getroffen zu haben. Wer es wird, &bdquo;das muss sich noch zeigen“. In jedem Fall &bdquo;starten alle bei null.“ Der neue Coach ist dabei bemüht, kommunikativ offen vorzugehen. Das Gespräch mit dem bisherigen Spielführer Raphael Obermair habe er bereits gesucht und sei dort auf Verständnis gestoßen: &bdquo;Für ihn ist das total nachvollziehbar“, so Kettemann. Lesen Sie auch: Trainer Kettemann zieht erstes Fazit: SC Paderborn startet hungrig, Michel pausiert Paderborns neuer Trainer bestimmt, wer Kapitän wird Obermair, der in der vergangenen Saison die Binde trug, hat sich in seiner Rolle als ruhiger, reflektierter Kapitän etabliert. Auf dem Feld war der Rechtsverteidiger durch konstant starke Leistungen ein Vorbild, abseits des Rasens zeigte er Charakter: Nach jedem Spiel – Sieg oder Niederlage – stellte sich Obermair den Fragen der Medienvertreter. In der Mixed Zone wirkte er nie aufgesetzt oder phrasenhaft, sondern stets konzentriert, ruhig, bedacht. Kein Lautsprecher, aber einer, der Verantwortung übernahm, wenn andere sich lieber entzogen. Dass Kettemann nun dennoch über eine Neubesetzung nachdenkt, hat nicht mit fehlendem Respekt gegenüber dem 29-Jährigen zu tun. Stattdessen vielmehr mit einem möglicherweise veränderten Anforderungsprofil an die Rolle an sich. &bdquo;Ich werde irgendwann bestimmen, wer Kapitän wird. Für mich persönlich ist das jetzt nämlich schon ein Gamechanger, dass ich am Spieltag selbst viel weniger coachen kann“, erklärt Kettemann offen. Ein so großes und auch lautstarkes Publikum hat der neue Trainer des SC Paderborn bei der U19 des KSC nämlich nicht gehabt. Anweisungen können somit zwangsläufig von den Spielern auch schlechter verstanden werden. &bdquo;Dann muss ich beim Kapitän ein gutes Gefühl haben“, so Kettemann weiter. Lesen Sie auch: SC Paderborn pokert um Sebastian Lange - noch keine Einigung mit SC Verl SC Paderborn: Die Führungsstruktur wird nicht dem Zufall überlassen In den kommenden Wochen will der neue Mann an der Seitenlinie deshalb genau hinschauen, zuhören, analysieren. &bdquo;Ich muss jetzt ein bisschen das Gefühl entwickeln dafür, was für einen Kapitän die Mannschaft vielleicht auch braucht“, sagt er. Und: &bdquo;Rapha ist sicherlich allein durch sein Auftreten, durch seine Leistung, mit der er vorangegangen ist, schon eine gewisse Art von Kapitän. Aber das muss man sehen.“ Klar ist: Die Mannschaftsstruktur soll unter Ralf Kettemann nicht dem Zufall überlassen werden. Der Spielerrat wird in diesem Jahr wieder von den Profis selbst gewählt – als fester Bestandteil der internen Kommunikation. Kettemann selbst mag Hierarchien, wie er sagt. Zumindest sofern sie organisch gewachsen und nicht von oben herab diktiert sind. &bdquo;Ich finde, das hilft allen Beteiligten. Solange sie gesund ist und nicht missbraucht wird von denen, die oben stehen.“ Ralf Kettemann will Spieler ermutigen, in Führungsrollen hineinzuwachsen Gerade für jüngere Spieler könne eine gesunde Hierarchie von unschätzbarem Wert sein. &bdquo;Ich habe schon das Gefühl, dass die Jungen dadurch ein bisschen mutiger werden, den Respekt vorm Alter ablegen“, sagt Kettemann. &bdquo;Das kann helfen. Bei mir war das ähnlich. Mir hat es gutgetan zu spüren, dass da andere sind, die etwas sagen. Und dass das, was sie sagen, Gehör findet.“ Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von SC Paderborn 07 (@scp07_official) Deshalb will der Coach gezielt Spieler ermutigen, in Führungsrollen hineinzuwachsen und diese auch wahrnehmbar auszufüllen. &bdquo;Wenn ein Mitspieler gute Sachen sagt, dann hat das eine andere Qualität als das, was ein Trainer sagt“, so Kettemann. Die Ansprache auf Augenhöhe könne in vielen Fällen wirksamer sein als jede taktische Anweisung. Ein Beispiel dafür hat er bereits parat: &bdquo;Wenn so ein Adi Grimaldi einem jungen Stürmer etwas sagt – und es dann draußen auch vormacht –, dann ist das ein ganz anderer Zugang, als wenn ich sage: Du solltest jetzt aber mal.“ Lesen Sie auch: Wie stark ist der Kader des SC Paderborn für die Zweitligasaison 2025/26? Kapitän beim SC Paderborn? Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen Doch Ralf Kettemann betont: Noch ist keine Entscheidung gefallen, wer die Mannschaft in der neuen Saison auf den Platz führen wird. Doch eines deutet sich beim alten oder neuen Spielführer bereits jetzt an. Denn &bdquo;die Tendenz ist schon da“, so Kettemann, &bdquo;dass der Kapitän auf dem Platz steht.“ Bis zur endgültigen Klärung bleibt offen, ob Raphael Obermair weiterhin die Binde tragen wird oder ob ein anderer Spieler in seine Fußstapfen tritt. Klar ist: Wer auch immer es sein wird, muss mehr mitbringen als nur sportliche Qualität. Kettemann sucht nicht den Lautesten, sondern den Wirkungsvollsten. Einen, der auf und neben dem Platz präsent ist und die Sprache der Mannschaft spricht.

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