Sind kleine Schritte zu wenig? Der Paderborner Weg stößt an seine Grenzen

Paderborn. Die Verantwortlichen des SC Paderborn hätten am Montagabend bei der Mitgliederversammlung des OWL-Zweitligisten gute Gründe gehabt, um die aktuelle Lage durch die rosarote Brille zu sehen und sich selbst zu beweihräuchern. Zum fünften Mal in Folge konnte ein operativer Gewinn erwirtschaftet werden, wenngleich der diesmal bescheiden ausfiel. Und in der 2. Bundesliga mischt der SCP im Aufstiegsrennen mit. Doch stattdessen gab es nachdenkliche Töne und mahnende Worte. &bdquo;Wir brauchen eine nachhaltige Veränderung, ohne die historischen Wurzeln des Paderborner Fußballs zu vergessen“, betonte Klubpräsident Thomas Sagel und fügte an: &bdquo;Notwendig ist eine spürbare Verbesserung unserer Erlössituation, damit wir nicht weiter mit einem strukturellen Defizit leben müssen.“ So ist der SCP in den vergangenen Jahren zwar kontinuierlich gewachsen. Doch der Verein ist weiter auf Spielerverkäufe angewiesen, um schwarze Zahlen zu schreiben. Und der sportliche Erfolg der vergangenen Spielzeiten und das stetige Umsatzwachstum täuschen schnell darüber hinweg, dass beim Etat für den Lizenzspielerbereich keine großen Sprünge gemacht wurden. In diesem Bereich gibt es eher eine Stagnation. Mehr zum Thema: SC Paderborn gibt Einblick in die Finanzen – so lief das vergangene Geschäftsjahr Der SC Paderborn droht den Anschluss zu verlieren &bdquo;Trotzdem werden die Ansprüche immer höher“, erklärte SCP-Sportchef Benjamin Weber in seiner Rede an die 335 Vereinsmitglieder, die am Montag zur Versammlung in den Paderborner Schützenhof gekommen waren. &bdquo;Doch wenn wir diese Ansprüche haben, müssen sich einige Dinge ändern. Es ist unglaublich anstrengend, immer wieder ans Maximum zu gehen. Und es geht nicht immer nur über Ideen oder übers ständige Überperformen. Es gilt, die Basis zu verbessern“, forderte Weber, der am Montagabend exakt 750 Tage im Amt war. Im Klartext: Ohne eine signifikante Erhöhung des Profi-Etats werde es in einer 2. Bundesliga, in der der Gesamtmarktwert der Mannschaften in den vergangenen zwei Jahren von 406 auf 512 Millionen Euro gestiegen ist, immer schwieriger. &bdquo;Zum Vergleich: In der 1. Liga sank der Marktwert um 300 Millionen Euro“, so Weber. &bdquo;Mit den kleinen Schritten, die wir gehen, würden wir irgendwann von der Konkurrenz überholt. Wir müssen daher auch mal wagen, einen großen Schritt zu gehen“, forderte Paderborns Sport-Geschäftsführer. Thomas Sagel pflichtete ihm bei. &bdquo;Ohne eine Verbesserung der Einnahmeseite werden wir in den nächsten Jahren in einem sich weiter verändernden Fußball-Deutschland nicht konkurrenzfähig sein“, erklärte der Vereinspräsident. SCP-Sportchef fordert mehr TV-Geld für Nachwuchsförderung Zur besagten Steigerung des Gesamtmarktwertes trug übrigens auch der SCP bei. So legten die Paderborner in diesem Bereich seit der Saison 2021/22 um zehn Millionen Euro zu. Aktuell liegt der Marktwert bei 29 Millionen Euro. 50 Prozent gehen dabei aufs Konto von U23-Akteuren. Im zweitjüngsten Kader der 2. Liga stehen dabei fünf Junioren-Nationalspieler. Beim 2:1-Sieg in Köln betrug das Durchschnittsalter der SCP-Startelf 23,5 Jahre. &bdquo;Das ist der Paderborner Weg“, betonte Benjamin Weber und nannte das 17-jährige Eigengewächs Luis Engelns als Paradebeispiel. Der Einsatz von U23-Akteuren zahlt sich auch finanziell aus. So kassierte der SCP in der Saison 2023/24 rund 1,4 Millionen Euro Fernsehgelder aus dem Nachwuchsfördertopf der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Lesen Sie auch: SCP-Kicker Luis Engelns ist Paderborns Nachwuchssportler des Jahres Aus Sicht des Paderborner Sportchefs müsste es aber eine größere Summe sein. &bdquo;In den fünf europäischen Topligen liegt Deutschland in diesem Bereich nur auf Rang fünf. Wenn der deutsche Fußball da nicht mehr Geld reinpumpt, haben wir generell ein großes Problem in der Nachwuchsarbeit“, monierte Weber und fügte an: &bdquo;Wir setzen uns dafür ein, dass der deutsche Fußball dahin gehend aufwacht.“ &bdquo;Es wird Zeit, dass das Glück kommt“ In dieser Saison muss der SCP aber wohl erst einmal Einbußen in Sachen TV-Gelder hinnehmen. Doch vielleicht ist der Klub schon im Sommer tatsächlich in der Lage, größere Schritte zu gehen. Schließlich ist der dritte Bundesliga-Aufstieg der Vereinsgeschichte keine Utopie. &bdquo;Wir wollten in dieser Saison oben angreifen. Und das tun wir. Wir haben eine reelle Chance, groß zu denken. Und wir werden alles raushauen“, versprach Benjamin Weber. Dessen Team kassierte am Sonntag mit der 1:2-Heimpleite gegen Hertha BSC jedoch den nächsten Rückschlag. &bdquo;Unsere Leistung hätte wohl ausgereicht, um acht von zehn Spielen gegen Hertha zu gewinnen. Aber letztlich haben wir schon 99,9 Prozent des Pechs, das man in einer Saison hat, verbraucht. Jetzt wird es Zeit, dass das Glück kommt“, urteilte der 41-Jährige, der zudem die extreme Ausgeglichenheit der 2. Liga thematisierte. Alle aktuellen Nachrichten rund um den SC Paderborn im News-Blog &bdquo;Wir liegen drei Punkte hinter Platz eins und drei Punkte vor Platz zwölf. Bei dieser Tabelle hat jeder die Wahl, optimistisch oder pessimistisch zu sein“, sagte Benjamin Weber und hatte für alle SCP-Sympathisanten noch einen hilfreichen Tipp parat: &bdquo;Optimisten sind glücklicher.“

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