Marktwerte steigen: Das Geschäftsmodell des SC Paderborn zahlt sich aus

Paderborn. Die Ausbildung und der Weiterverkauf von Spielern zählen beim SC Paderborn zum Geschäftsmodell. Spätestens im kommenden Frühjahr, vielleicht aber auch schon in diesem Winter, dürften dem OWL-Zweitligisten Anfragen für SCP-Asse wie Aaron Zehnter (20), Ilyas Ansah (20) oder Felix Götze (26) ins Haus flattern. Sollten die Paderborner nicht zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte in die Bundesliga aufsteigen, werden wohl mindestens ein, zwei Leistungsträger den Verein verlassen. Das wiederum würde die Kassen füllen. Und für den SCP könnte es hierbei durchaus neue Rekord-Ablösesummen geben. Die vereinsinterne Bestmarke steht derzeit noch bei geschätzten 3,3 Millionen Euro, die Paderborn anno 2012 für den Transfer von Torjäger Nick Proschwitz zum englischen Zweitligisten Hull City kassiert hatte. Ein Aaron Zehnter sollte mehr Geld aufs SCP-Konto fließen lassen, wenngleich sein Marktwert auf dem Internetportal &bdquo;transfermarkt.de“ derzeit nur auf zwei Millionen Euro taxiert wird. Gemeinsam mit Ilyas Ansah, der ebenso wie Zehnter am 25. September auf diesen Wert &bdquo;geupdatet“ wurde, ist er damit der teaminterne Spitzenreiter. Es folgen Mattes Hansen (1,8 Millionen Euro), Raphael Obermair, Filip Bilbija, Marcel Hoffmeier und Mika Baur (je 1,5 Millionen). Unterm Strich haben fast alle Paderborner Spieler seit ihrer Vertragsunterschrift beim SCP an Wert zugelegt. Lediglich Mika Baur (-300.000 Euro) und David Kinsombi (-150.000 Euro) verbuchten ein Minus. Die kleineren Klubs haben schlechtere Karten Bei einigen Teamkollegen potenzierte sich der Marktwert. Ansah legte von 100.000 Euro (Juli 2023) auf die besagten zwei Millionen Euro zu. Zehnter wurde Anfang 2024 noch auf 400.000 Euro geschätzt. Auch deshalb ist der durchschnittliche Marktwert eines SCP-Spielers im Vergleich zur Vorsaison von 622.000 auf 786.000 Euro gestiegen. Diese Zahl dürfte mittlerweile noch höher sein, denn das letzte Marktwert-Update liegt bei so manchem Paderborner Zweitligakicker schon etwas länger zurück. Unterm Strich belegt der SCP im Zweitliga-Marktwert-Ranking mit einem Kaderwert von 22,8 Millionen Euro aber lediglich den zehnten Platz, obwohl er derzeit in der Tabelle auf einem direkten Aufstiegsrang steht. &bdquo;Aber die kleineren Vereine schneiden dort generell schlechter ab“, sagt Paderborns Sportchef Benjamin Weber mit Blick auf &bdquo;transfermarkt.de“ und fügt an: &bdquo;Ein Spieler, der bei uns zehn Torbeteiligungen hat, ist auf dem Portal erst einmal weniger wert als ein Spieler, der für einen Klub mit längerer Verweildauer im Profifußball zehn Scorerpunkte verbucht.“ Die Werte müssten daher immer in Relation gesetzt werden. Für die handelnden Personen in den Vereinen würden sie zudem keine bedeutende Rolle spielen. &bdquo;Sie sind für uns nicht der große Marker. Mittlerweile haben wir bei der Ermittlung von Marktwerten eigene Systeme, die auf zahlreichen Daten basieren. Aber die Werte auf Transfermarkt sind auf jeden Fall eine Orientierungshilfe. Und wenn die Marktwerte steigen, ist das für uns ein Signal, dass Dinge gut gelaufen sind“, erklärt Benjamin Weber. Die Werte sind mit Vorsicht zu genießen &bdquo;Transfermarkt.de“ setzt hierbei auf eine Art Schwarmintelligenz. Registrierte Nutzer tauschen sich in den Foren aus, diskutieren über die Entwicklung von Spielern und einigen sich auf Marktwerte. Mitarbeiter prüfen die Ergebnisse, setzen diese in Relation und passen die Werte bei Bedarf an. Viele Endresultate sind dennoch diskussionswürdig. Das zeigt sich auch beim Blick auf Paderborner Akteure. SCP-Neuzugang Santiago Castaneda, der mit seinen 20 Jahren schon eine feste Größe auf der Sechserposition ist, wird auf &bdquo;transfermarkt.de“ seit Ende September auf 800.000 Euro taxiert. Damit hat er seinen vorherigen Wert verdoppelt. Im Vergleich zu anderen defensiven Mittelfeldspielern, die bei größeren Klubs kicken, schneidet er dennoch schlecht ab. Eric Martel (1. FC Köln) bringt es beispielsweise auf sechs Millionen Euro. Pascal Klemens (Hertha BSC Berlin), der in dieser Saison nicht einmal halb so viele Einsatzminuten wie Castaneda sammelte, wird auf fünf Millionen Euro geschätzt. Würde Aaron Zehnter bei Köln, Hertha oder beim HSV kicken, würde sich sein Marktwert wohl in ähnlichen Dimensionen bewegen. Doch zum Glück für den SCP sind eben jene Werte nicht mit den am Ende gezahlten Ablösesummen gleichzusetzen. Die Investitionen tragen erste Früchte Unterm Strich erzielen die Paderborner aber auch hier nicht die Einnahmen, die größere Klubs verbuchen. Der 1. FC Nürnberg kassierte in diesem Sommer zum Beispiel satte elf Millionen Euro für Topscorer Can Uzun, den es zu Eintracht Frankfurt zog. Fortuna Düsseldorf heimste für Yannik Engelhardt, Christos Tzolis und Ao Tanaka sogar mehr als 18 Millionen Euro ein. Von solchen Summen kann der SC Paderborn nur träumen. &bdquo;Aber wir haben ja noch einige Jahrzehnte vor uns, um eine ähnliche Historie vorzuweisen“, sagt SCP-Sportchef Weber. Doch vielleicht stößt der OWL-Zweitligist schon in nicht allzu ferner Zukunft in neue Größenordnungen vor. Möglicherweise auch durch Weiterverkaufsbeteiligungen. Die Entscheidung, die Investitionen in den Nachwuchs deutlich zu erhöhen und eine erkleckliche Summe Geld in die Regionalliga-Reserve zu stecken, zahlt sich jedenfalls schon in der Gegenwart aus. &bdquo;Das ist die Basis, um Spieler zu entwickeln“, betont Weber. Beispielsweise Calvin Brackelmann, der durch Spielpraxis in der U21 seine anfangs nicht unerheblichen Defizite behob und nun ein sehr zuverlässiger Zweitliga-Verteidiger ist. Bei einem aktuellen Marktwert von 500.000 Euro wäre übrigens auch bei ihm ein Update fällig. SCP-Jungspund Luis Engelns (17) erhielt unterdessen Ende Oktober seinen ersten Marktwert, der bei 400.000 Euro liegt. Teamkollege Anton Bäuerle (19) wird auf 200.000 Euro geschätzt. Es wäre keine große Überraschung, wenn sich ihre Werte ähnlich entwickeln würden wie bei Ilyas Ansah. Denn wenn Aaron Zehnter Paderborn verlässt, könnte Bäuerle sein potenzieller Nachfolger werden. Das ist nun einmal das Paderborner Geschäftsmodell.

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