Paderborns Sportchef Benjamin Weber über Transfers, Prognosen und Ziele

Walchsee. Als Co-Trainer von Thomas Tuchel hatte Benjamin Weber bei Großklubs wie Borussia Dortmund, Paris St. Germain und Chelsea gearbeitet. Seit Januar 2023 ist der aus dem Taunus stammende 41-Jährige nun als Sport-Geschäftsführer des SC Paderborn im Einsatz. Im Trainingslager in Tirol spricht Weber über die bisherige Transferbilanz, den neuen Kader, seine im Amt des Sportchefs gemachten Erfahrungen sowie über die Entwicklung und Ziele des SCP07. Über den Stand der Vorbereitung Benjamin Weber: &bdquo;Wir haben den Vorteil, dass wir unseren Kader früh beisammen hatten. Wir konnten schnell planen und sind gefühlt seit Tag eins der Vorbereitung mit allen zusammen. In der Trainingsarbeit sind wir schon recht weit. Unsere Spieler sind physisch und mental sehr gut drauf. Die Neuzugänge haben sich schnell an ihre Mitspieler und das sportliche Niveau gewöhnt. Und wir haben den großen Vorteil, dass wir im Gegensatz zum vergangenen Sommer diesmal nicht unsere absoluten Leistungsträger abgeben mussten. Das Grundgerüst steht bereits. Die Qualität aus der letzten Saison ist noch da. Zudem haben wir mit Koen Kostons und Aaron Zehnter schon im Winter zwei Spieler geholt, die nun von einem höheren Niveau aus starten. Und wir haben neue Qualität hinzugewonnen. Ich bin überzeugt, dass wir unsere Leistungsfähigkeit im Vergleich zum letzten Jahr gesteigert haben." Über das 0:0 gegen Dynamo Kiew &bdquo;Wir hätten den Sieg verdient gehabt. Das war schon großartig, wenn man bedenkt, dass Kiew in zehn Tagen in der Champions-League-Quali spielt und schon voll im Saft steht. Und man darf ja nicht vergessen, dass wir quasi mit zwei verschiedenen Mannschaften eine starke Leistung gezeigt haben. Wir haben ein gutes Spiel gemacht und das Trainerteam hat gute Bilder erhalten, mit denen sich arbeiten lässt." Über die bisherige Transferbilanz &bdquo;Tendenziell hat das, was wir machen wollten, geklappt. Wir haben uns einen solch guten Ruf erarbeitet, dass die Spieler mittlerweile gerne zu uns kommen, denn hier können sie den nächsten Schritt gehen. Die Trainingsbedingungen und die Strukturen im Verein sind top. So verzichten Spieler dann schon mal auf Geld, das sie woanders verdienen könnten, weil sie sich bei uns besser entwickeln können. Wir haben dadurch diesmal auch starke Neuzugänge aus der 3. Liga bekommen, was für Vereine wie uns nicht einfach ist. Solche Spieler zieht es nämlich mittlerweile gleich in die 1. Bundesliga. So haben wir beispielsweise einen Luca Kerber nicht bekommen. Aber unterm Strich konnten wir fast all unsere Pläne umsetzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir mit diesem Kader so in die Saison gehen, ist sehr groß, falls sich niemand verletzt. Aber wir müssen und werden weiter den Markt beobachten. Und man muss natürlich den Saisonstart abwarten, um dann die Stärke der Mannschaft auf Wettkampfniveau genauer einschätzen zu können." Über weitere potenzielle Abgänge &bdquo;Was Jasper van der Werff, Niclas Nadj und Maximilian Rohr betrifft, gibt es keine neuen Entwicklungen. Sie trainieren erst einmal in unserer U21 und wir schauen mal, wie sich die Dinge entwickeln. Es wird während der Saison immer mal vorkommen, dass Spieler aus dem Profikader für ein paar Wochen in der U21 trainieren. Und umgekehrt. Wir haben da eine ganz enge Bindung. Am Ende geht es darum, dass die Spieler Einsatzminuten bekommen. In der vergangenen Saison haben sich zum Beispiel Laurin Curda und Mattes Hansen über Regionalliga-Einsätze wieder für die Profis empfehlen konnten." Über die Startelf-Chancen für die Neuzugänge &bdquo;Da möchte ich keine Namen nennen. Aber wenn Neuzugänge als Drittliga-Stammspieler zu uns kommen, ist die Wahrscheinlichkeit natürlich größer, dass sie auch bei uns viel Spielzeit sammeln. Junge Spieler, die 18, 19, 20 sind, brauchen meistens etwas mehr Zeit. Und die geben wir ihnen." Über Trainer Lukas Kwasniok &bdquo;Lukas ist ein sehr guter Trainer und passt optimal zu unserem Verein. Er ist ein positiv Verrückter, verbreitet Enthusiasmus und schiebt Dinge an. Er entwickelt den Verein, aber auch sich selbst weiter. Was den Kader betrifft, entscheiden wir immer gemeinsam." Über die ersten 18 Monate als Sportchef &bdquo;Es macht unheimlich viel Spaß in diesem Verein, denn er entwickelt sich von Monat zu Monat weiter. Wir wachsen auf verschiedenen Ebenen. Wir haben einen richtig guten Ruf im deutschen Fußball. Das Umfeld ist familiär und einfach nur toll, der Sport steht ganz klar im Fokus. An diesem Job nervt sehr wenig. Es ist allerdings nicht mein Naturell, ständig auf der Bildfläche zu erscheinen. Das Spiel gehört den Spielern. Dabei bleibe ich auch. In meinem Job geht es darum, Menschen zu führen und Menschen eine Perspektive zu geben. Wir wollen nicht nur Spieler, sondern auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entwickeln, allen eine Perspektive bieten und jeden Angestellten besser machen. Das ist unser Anspruch." Lesen Sie auch: Liveticker aus dem Trainingslager: Der SC Paderborn in Österreich Über den Ostwestfalen an sich &bdquo;Heute morgen bin ich an den See gegangen und da lagen schon ein paar Paderborner auf den Liegen, obwohl die Sonne noch nicht da war. Da habe ich zu ihnen gesagt: Jetzt seid ihr endlich Optimisten geworden. Man sagt den Ostwestfalen halt nach, dass sie Dinge oft erst einmal skeptisch oder pessimistisch betrachten. Aber wir wollen als Verein Optimismus verkörpern. Wir wollen zeigen, dass man aus wenig viel machen kann. Ich empfinde es hier als sehr angenehm. Und je länger man da ist, desto herzlicher und wärmer wird das Verhältnis zu den Menschen vor Ort." Über die Saisonziele &bdquo;Entscheidend ist, dass man sich zutraut, jedes Spiel zu gewinnen. Ob nun gegen Köln, Hertha oder Hamburg. Es ist eine unfassbar starke Liga, in der wir wieder überperformen müssen. Und wir können dies auch, weil wir bescheiden sind und wissen, dass jeder ein paar Prozente mehr machen muss. Sei es nun als Spieler oder Angestellter. Einen Tabellenplatz kann und will ich nicht vorgeben. Es ist kein Handball oder Basketball, wo man Ergebnisse vorhersehen kann. Das sieht man auch gerade bei der EM. Wer hätte denn nach der Vorrunde gedacht, dass England ins Finale kommt. Das ist das Schöne am Fußball. Er ist unberechenbar. Aber wir möchten ihn so berechenbar wie möglich zu machen, indem wir versuchen, alles zu kontrollieren und ruhig zu halten. Daher gibt es von uns auch keine wilden Ansagen, wo wir am Ende landen wollen. Aber wir sollten stolz sein auf das, was wir schon haben. Das kann uns Selbstbewusstsein geben. Wir sind nicht nur der kleine SCP07, sondern eine gute Marke in Fußball-Deutschland."

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