Analyse: Trotz des Rückschlags in Berlin stimmt beim SC Paderborn die Richtung

Paderborn. "Die Null muss stehen". Mit dieser Devise hatte Trainerfuchs Huub Stevens den FC Schalke 04 einst zum UEFA-Cup-Triumph und zur Deutschen Vizemeisterschaft geführt. Beim SC Paderborn hatte die Null in den ersten 28 Partien der vergangenen Zweitliga-Saison immerhin elf Mal gestanden. In den folgenden 17 Ligapartien aber kassierte der OWL-Zweitligist stets mindestens einen Treffer. Bei der 1:3-Pleite in Berlin waren es am vergangenen Samstag sogar drei Gegentore. Und so setzte es in der Bundeshauptstadt einen Rückschlag, nachdem der SCP zuvor stolze elf Zähler aus fünf Partien ergattert hatte. "Wir haben jetzt 15 Punkte nach elf Spielen. Das entspricht offenbar den gezeigten Leistungen. Wir haben noch viel Arbeit vor uns", konstatierte Cheftrainer Lukas Kwasniok nach der unnötigen Pleite in Berlin. Immerhin: Die Richtung des SCP-Weges scheint zu stimmen. So präsentieren sich die Kwasniok-Schützlinge trotz der mitunter fahrigen Defensivarbeit deutlich gefestigter als zu Saisonbeginn. Automatismen greifen immer besser. Und seit der Länderspielpause im September strahlt der SCP endlich wieder eine größere Torgefahr aus. Startelf-Comeback mit Licht und Schatten Auch im Spiel bei Hertha BSC Berlin hatten die Paderborner genügend Chancen, um zum sechsten Mal in Folge ungeschlagen zu bleiben. Doch die Fehlerquote war an diesem Tag nicht nur beim Verteidigen zu hoch. Auch so mancher vielversprechender Angriff sollte aufgrund von Ungenauigkeiten und Unkonzentriertheiten verpuffen. "Wir waren einfach nicht wach genug. Und wir haben 15 Minuten benötigt, um überhaupt ins Spiel zu kommen", monierte SCP-Akteur Sirlord Conteh und forderte: "Wir müssen diese Fehler abstellen." Der 27-jährige Stürmer hatte in Berlin erstmals seit dem 19. August (2:1 in Düsseldorf) wieder in der Paderborner Startelf gestanden. "Das war eine lange Zeit. Und ich hätte mir ein erfolgreicheres Comeback gewünscht. Aber ich denke, dass ich meine Chance ein bisschen genutzt habe", erklärte Conteh. Der Mann mit dem Spitznamen "Sissi" sollte am Samstag tatsächlich keineswegs enttäuschen und hätte in der 33. Minute fast für einen Berliner Platzverweis gesorgt. Doch eine Notbremse von Hertha-Kapitän Toni Leistner an Conteh wurde nur mit Gelb bestraft. "Ich wollte Tempo auf dem Platz haben. Und Sissi kann mit seiner Geschwindigkeit jedem Gegner wehtun", begründete SCP-Coach Kwasniok, warum Conteh den Vorzug vor Adriano Grimaldi erhalten hatte. Zudem hatte "Sissi" seinem Sturmkollegen Filip Bilbija zuletzt in den Partien gegen Braunschweig (3:1) und St. Pauli (2:2) jeweils einen Treffer blitzsauber aufgelegt. Auch in Berlin hätte dieses Duo wieder zuschlagen können, doch diesmal gerieten zwei Conteh-Zuspiele auf Bilbija in den Minuten 27 und 36 eine Spur zu ungenau. "Wenn die Präzision bei Sissi höher wäre, würde er bei Hertha spielen", scherzte Kwasniok. Nun wartet ein Auswärts-Doppelpack in Baden Contehs Startelf-Comeback war übrigens die einzige Änderung, die Paderborns Chefcoach in Berlin vorgenommen hatte. Ohnehin entschied sich Kwasniok in den vergangenen vier Spielen nur für insgesamt fünf Wechsel in den Anfangsformationen. Zum Vergleich: Allein beim Gastspiel in Magdeburg (1:1) hatte der SCP-Trainer seine Startelf zuvor auf fünf Positionen geändert. Auch dies ist ein Indiz dafür, dass sich die neuformierte Paderborner Mannschaft so langsam gefunden hat. Nun könnte es jedoch wieder zu größeren Rotationen kommen. Verletzte und angeschlagene Akteure kehren zurück. Noch dazu wartet eine harte Englische Woche mit zwei Auswärtsspielen in Baden. An diesem Mittwoch gastiert der SCP in der zweiten Runde des DFB-Pokals beim Erstligisten SC Freiburg (18 Uhr). Am Sonntag geht es dann beim Karlsruher SC (13.30 Uhr) um Ligapunkte. "Wir können uns daher nicht lange mit dem Hertha-Spiel aufhalten", sagt SCP-Kapitän Jannik Huth. Auf Paderborns Nummer eins dürfte gerade am Mittwoch viel Arbeit warten, sofern Huth auch im Pokal weiter im Tor stehen wird. "Freiburg ist ein schwieriges Los. Aber es ist nur ein Spiel, da kann alles passieren. Ich glaube an uns", betont Paderborns Keeper. Und gerade er sehnt sich wohl danach, dass beim SCP endlich mal wieder die Null steht.

Meistgelesen

Paderborn Mann für Mann