Schlimmer geht immer: Desaströse Schalker taumeln Richtung 3. Liga

Paderborn/Gelsenkirchen. Die Fans des FC Schalke 04 sind bescheiden geworden. Spielkunst ist ihnen mittlerweile schnuppe. Den Anhängern genügt eine Mannschaft, die Einsatzwillen und Leidenschaft zeigt. So wurde in der vergangenen Saison bedingungslos ein Team unterstützt, das am Ende den Gang in die 2. Bundesliga antreten musste. Denn trotz des Abstiegs hatten die königsblauen Kicker ihr Herz auf dem Platz gelassen. Das lässt sich von der aktuellen Schalker Mannschaft nicht behaupten. Diese präsentierte sich am Freitagabend bei der 1:3 (0:1)-Pleite in Paderborn vielmehr blutleer, orientierungslos und schlichtweg desaströs. Die Schalker Talfahrt hat einen neuerlichen Tiefpunkt erreicht. Der Verein, der 2018 noch deutscher Vizemeister gewesen war und ein Jahr später im Achtelfinale der Champions League stand, droht in die 3. Liga abzurutschen. Ein Schmach-Derby gegen Dortmund II ist nicht mehr undenkbar. "Ich bin sauer. Ich glaube, wir alle sind sauer", sagte S04-Sportvorstand Peter Knäbel nach der peinlichen Darbietung in Paderborn, die den Anhang schockte. Nach dem 0:2 in Minute 53 stellten die Schalker Ultras ihren Support ein. Nach dem Schlusspfiff wurden die Spieler von ihren Anhängern mit Pfiffen und Bierbecher-Würfen empfangen. "Wir sind Schalker und ihr nicht", ertönte es aus dem Gästeblock. "Die Fans haben zurecht so reagiert. Was auf den Rasen passiert, ist vorne wie hinten zu wenig. Es ist unentschuldbar, wie wir heute gespielt haben", wetterte Knäbel und fügte an: "Die Spieler müssen aufwachen. Wir alle müssen aufwachen." Mannschaft zerbricht in Einzelteile "Wir müssen uns unserer Situation bewusst sein", erklärte Schalkes Torwart Michael Langer. Auf die Nachfrage, wie die aktuelle Situation denn sei, antwortete der Keeper kurz und knapp: "Scheiße." Lediglich in den ersten zehn Minuten hatten die Königsblauen gezeigt, dass sie eigentlich über die nötige Qualität verfügen, um in der 2. Bundesliga eine halbwegs passable Rolle zu spielen. Doch mit den ersten Paderborner Chancen nahm die Unsicherheit peu à peu zu. Und nach dem 0:1 durch Felix Platte in Minute 43 zerbrach die Schalker Mannschaft mal wieder in ihre Einzelteile. "Das war für uns der Nackenschlag", konstatierte Langer. "Das sah mutlos aus. Schalke 04 darf aber nicht mutlos sein", kommentierte Sportvorstand Knäbel die in der zweiten Halbzeit gezeigte Leistung. Zu den Leidtragenden zählte Interimscoach Matthias Kreutzer, der nach der Entlassung von Cheftrainer Thomas Reis ganze zwei Tage Zeit gehabt hatte, um das Team auf das Gastspiel in Paderborn vorzubereiten. Doch die erhoffte Trotzreaktion der Mannschaft blieb aus. Stattdessen taumelten die völlig verunsicherten S04-Akteure ins nächste Debakel. "Wenn wir die individuellen und gruppentaktischen Fehler nicht ganz schnell abstellen, dann wird es verdammt schwierig zu punkten. Dann wird es auch in der 2. Liga keinen Gegner geben, gegen den wir ansatzweise wettbewerbsfähig sind", sprach Kreutzer Klartext. Kein Schnellschuss bei der Trainersuche Dieser werde laut Peter Knäbel zusammen mit Assistenzcoach Mike Büskens nun auch im Heimspiel gegen Mitabsteiger Hertha BSC Berlin (Sonntag, 8. Oktober, 13.30 Uhr) auf der Bank sitzen. Schalkes Verantwortliche wollen sich bei der Suche nach einem neuen Cheftrainer keinen Schnellschuss leisten. Sportvorstand Knäbel und Sportdirektor André Hechelmann wissen schließlich, dass es ihre letzte Patrone ist. Die in Paderborn erlittene Pleite macht die besagte Suche nicht einfacher. "Eine Bewerbung für den neuen Trainer war das nicht von der Mannschaft", sagte Knäbel. "Ich habe aber jetzt nicht Angst, dass einer von den Kandidaten, mit denen wir gesprochen haben, sagt: Uiuiui, so eine Scheißleistung, so ein Sauhaufen, da will ich gar nicht hin", ergänzte der 56-Jährige. Allerdings muss der neue Coach wohl mindestens so leidensfähig sein wie die treuen Schalker Fans.

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