Ein Torschütze trauert: Leipertz wird wieder zum Paderborner Pechvogel

Kiel. Robert Leipertz hatte keine guten Erinnerungen an das Kieler Holstein-Stadion. Am 25. Februar 2023 hatte der Offensivakteur des SC Paderborn dort im Zweitligaspiel bei Holstein Kiel (Endstand 1:1) einen Knöchelbruch erlitten. Leipertz feierte anschließend ein überraschend schnelles Comeback, sollte aber seitdem kein Tor mehr erzielen. Das sollte sich an diesem Samstag ändern. Da nämlich traf der 30-Jährige SCP-Akteur ausgerechnet bei seiner Rückkehr ins Holstein-Stadion. Am Ende war Leipertz dennoch zu Tode betrübt. Zum einen kassierte sein Team vor 11.454 Zuschauern eine verdiente 1:2 (1:1)-Pleite. Zum anderen hatte er sich erneut verletzt. "Ich dachte auch, hier schließt sich heute ein Kreis", sagte Leipertz mit Blick auf die zwölfte Minute, in der er eine Flanke von Raphael Obermair zur Paderborner 1:0-Führung eingeköpft hatte. Doch die kitschige Story à la Hollywood blieb aus. Stattdessen wurde der Mann mit dem Spitznamen "Leipi" zur tragischen Figur. Denn nachdem sich für ihn ein Kreis geschlossen hatte, geriet sein Team wie schon in den vergangenen Spielen wieder in einen Teufelskreis. SCP spielt 20 Minuten lang groß auf Dabei hatte es für die Gäste in den ersten 20 bis 25 Minuten richtig gut ausgesehen. Kiel hatte zwar in der sechsten Minute nach einem Ballverlust von SCP-Akteur Marcel Hoffmeier durch einen Pfostenschuss von Shuto Machino die erste dicke Chance der Partie verbucht. Doch anschließend spielte Paderborn groß auf. Leipertz kam in Minute acht erstmals zum Abschluss. Sein Teamkollege Florent Muslija donnerte das Leder an die Latte (10.), ehe Leipertz erneut das 0:1 auf dem Fuß hatte (11.). Dann schlug der routinierte Angreifer zu, ehe Sturmkollege Felix Platte mit einem Heber das 0:2 (16.) verpasste. Doch damit hatte der SCP sein Pulver schon fast verschossen, während Kiel von Minute zu Minute die Oberhand gewann und durch Youngster Tom Rothe noch vor der Pause zum 1:1-Ausgleich (31.) kam. "20 bis 25 gute Minuten reichen halt nicht aus. Du kannst auch nicht davon ausgehen, dass du in solchen Phasen drei, vier Tore schießt", urteilte Leipertz, für den die Partie nach 35 Minuten beendet war. Der SCP-Topscorer der vergangenen Zweitliga-Saison hatte einen Schlag gegen die Sohle des rechten Fußes bekommen. "Da ging plötzlich gar nichts mehr", berichtete Leipertz, der für Sirlord Conteh ausgewechselt werden musste. Und sein Team verlor wie schon zuletzt in den Partien gegen Düsseldorf und Kaiserslautern die Spielkontrolle. Leipertz spricht Klartext SCP-Keeper Jannik Huth verhinderte gegen Machino in der 43. Minute die Kieler Führung, um auch in Minute 53 gegen Finn Porath auf dem Posten zu sein. Nach gut einer Stunde aber war auch Huth machtlos. Der SCP leistete sich an der Mittellinie einen seiner vielen unnötigen Ballverluste. Kiels Goalgetter Steven Skrzybski schaltete blitzschnell und zog aus mehr als 45 Metern ab. Und das Leder segelte über den weit aufgerückten Huth hinweg ins Tor (61.). Es sollte der Siegtreffer für Kiel sein, denn der SCP bekam in der Offensive nicht mehr allzu viel zustande. Und in der Defensivarbeit offenbarten sich erneut große Defizite. "Wir sind nicht seriös genug. Wir müssen jetzt mal zu Männern werden. Wir sind schließlich nicht in der Regionalliga, wo man sich die Bälle locker hin- und herspielen kann", sprach Leipertz Klartext. Nichtsdestotrotz hätte der SCP aus Kiel etwas Zählbares mitnehmen können, denn in der Nachspielzeit der ersten und zweiten Hälfte hatten die Gäste dann doch noch jeweils eine ganz dicke Torgelegenheit. Vor der Pause strich ein Schuss von Startelf-Rückkehrer Felix Platte hauchdünn am Pfosten vorbei (45.+2). Die Schonzeit ist vorbei Kurz vor dem Abpfiff jubelte der SCP dann schon über das vermeintliche 2:2, als Joker Conteh aus kurzer Distanz zum Abschluss gekommen war. Doch der Ball sprang an den Innenpfosten und trudelte entlang der Torlinie in die Arme von Kiels Keeper Timo Weiner. Und so stand für die glücklosen Gäste die dritte Niederlage im fünften Saisonspiel zu Buche. "Die Schonzeit ist langsam vorbei. Es kann auch keine Ausrede sein, dass wir viele neue Spieler haben. Kiel hatte auch einen großen Umbruch", erklärte Robert Leipertz. "Ich mache mir keine Sorgen, denn die Leistungen sind nicht so schlecht wie die Ergebnisse. Aber man macht sich Gedanken, denn im Endeffekt stehen wir jetzt bei vier Punkten. Und wenn du unten drinstehst, musst du da erst einmal wieder rauskommen", fügte der SCP-Akteur an. Und so weiß auch Leipertz, dass nach der Länderspielpause im Heimspiel gegen Aufsteiger Wehen Wiesbaden (Freitag, 15. September, 18.30 Uhr) ein Dreier her muss. Immerhin ist "Leipi" guter Dinge, dass er dann wieder an Bord ist. "Ich denke, es ist nur ein Bluterguss", erklärte der Torschütze mit Blick auf seine Fußblessur.

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