Darum hat sich Max Kruse für den SC Paderborn entschieden

Paderborn. Am Ende ging alles ganz schnell. Am Freitagvormittag absolvierte Max Kruse den Medizincheck. Um Punkt 13 Uhr präsentierte der SC Paderborn den bislang prominentesten Spieler-Neuzugang der Vereinsgeschichte. Der zuletzt vereinslose Kruse wechselt ablösefrei zum SCP und erhält einen Vertrag bis Juli 2024, der wohl eine Verlängerungsoption beinhaltet. "Es gibt eigentlich nur drei Dinge zu sagen: Ich habe richtig Bock auf Fußball, bin erfolgshungrig und will mit dem SC Paderborn oben angreifen", kommentiert der 35-Jährige den überraschenden Transfer, den die SCP-Verantwortlichen vor einigen Wochen noch für unmöglich gehalten hatten. "Aber irgendwann kam die Möglichkeit, Max Kruse zu verpflichten", sagt SCP-Sportchef Benjamin Weber mit Blick auf seine neue Nummer zehn. Allerdings lagen Kruse auch Angebote aus der Bundesliga und aus dem Ausland vor. "Wir haben ihm gesagt: Du wirst bei uns weniger verdienen, aber wenn dir die Art und Weise gefällt, wie wir Fußball spielen, dann bist du in Paderborn herzlich willkommen. Und Max hat sich schnell für uns entschieden", ergänzt Weber. Kruse nimmt finanzielle Abstriche in Kauf Bei der Frage, ob der Neuzugang das SCP-Gehaltsgefüge sprengt, gibt es eine zügige Antwort. "Ein klares Nein", betont Weber. Nach Informationen der "Bild-Zeitung" kann Kruse in Paderborn inklusive Prämien und Sonderzahlungen in dieser Saison maximal 500.000 Euro verdienen. Der Sportchef will die kolportierten Summen nicht kommentieren, sagt aber: "Max war bewusst, dass er finanzielle Abstriche machen muss. Er hat in seinem Leben schon viele lukrative Verträge unterschrieben. Hier zählte allein das Sportliche. Max hat hier die nötige Ruhe, um sportlich wieder Zeichen zu setzen. Boulevard gibt's bei uns nicht. Hier geht's um Fußball." Die Reaktionen der Fans auf diese Personalie fallen jedoch höchst unterschiedlich aus. Die einen bejubeln einen Transfercoup und die Ankunft eines Heilsbringers, die anderen bemängeln, dass der betont bodenständige SCP mit der Verpflichtung des extrovertierten Altstars seine eigene Philosophie verrät. Lesen Sie auch unseren Kommentar zur Kruse-Verpflichtung: Der SC Paderborn geht ins Risiko "Es ist doch vielmehr ein Zeichen für die Weiterentwicklung unseres Vereins, dass sich solche Spieler nun mit uns beschäftigen und dass sie diesen Weg mit uns gehen wollen", entgegnet Vereinspräsident Thomas Sagel den Kritikern und fügt an: "Wir bleiben unserer Philosophie treu. Aber allein mit jungen Spielern geht es nicht." Das Saisonziel müsse durch den Kruse-Transfer nun aber nicht neu definiert werden. "Wir wollen besser werden als im Vorjahr", betont Sagel. Zur Erinnerung: Der SCP schloss die Saison als Tabellensechster ab. Die Laktatwerte stimmen "Wir wollen den Paderborner Weg weitergehen", sagt auch Sportchef Weber, "aber wir wollen Erfahrung und Qualität hinzufügen, denn das hat unserer Mannschaft in der vergangenen Saison mitunter gefehlt." An Erfahrung und Qualität mangelt es Max Kruse wahrlich nicht. Allein in der 1. Bundesliga absolvierte der 35-Jährige 307 Spiele, in denen er 176 Scorerpunkte verbuchte. Und noch in der Saison 2021/22 kam der Offensivakteur in 30 Partien für Union Berlin und den VfL Wolfsburg auf zwölf Treffer und sechs Assists. Sein letztes Pflichtspiel bestritt Kruse allerdings am 3. September 2022. Anschließend wurde er beim VfL Wolfsburg aussortiert. Und so stellt sich die Frage, wie fit der SCP-Neuzugang überhaupt ist. "Was die Laktatwerte betrifft, muss er sich nicht vor seinen Teamkollegen verstecken", berichtet Weber. Und in der Vorbereitung sei nun genügend Zeit, um weiter an der Physis zu feilen. Dabei könnte Kruse schon an diesem Samstag im nicht-öffentlichen Testspiel gegen den Regionalligisten Wuppertaler SV sein Debüt im SCP-Trikot feiern. "Ich habe mich in den letzten Wochen und Monaten gequält", sagt Kruse, der sich mit Individualtraining fit gehalten hat. Nun brennt er darauf, endlich wieder gegen den Ball zu treten. "Ich werde alles geben, um der Mannschaft zu helfen", erklärt der 35-Jährige und fügt an: "Ich habe dafür zu sorgen, dass mich die Fans gut aufnehmen. Am Ende entscheidet meine Leistung auf dem Platz." Die Suche nach einem Neuner geht weiter Der neue Zehner ist damit da. Nach einem Neuner wird noch gefahndet. "Wir halten die Augen offen. Aber wir haben nun schon einmal einen Kader, mit dem wir sehr gut ins Trainingslager starten können. Wir sind bereits sehr gut aufgestellt", sagt Weber. Die Verpflichtung eines neuen Stürmers könne daher noch ein wenig dauern. "Einen Marvin Pieringer haben wir in der vergangenen Saison ja auch erst spät dazu geholt", erklärt der Sportchef mit Blick auf die Schalke-Leihgabe. Die Hoffnungen, Pieringer nun fest verpflichten zu können, sind unterdessen so gut wie verflogen. "Ich denke, Marvins Prioritäten liegen eher auf der 1. Liga", sagt Benjamin Weber. Und mit Max Kruse hat der SCP zumindest schon mal eine formidable "falsche" Neun.

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